FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

marktfonds gesenkt. Beispielsweise musste der so abgesicherte Schroder ISF Euro Cor- porate Bond EUR Duration Hedged A Acc (ISIN LU0607220562) seit Jahresan- fang zwar Kursverluste wegen der steigen- den Risikoprämien hinnehmen, hielt sich aber fast zehn Prozent besser als sein nicht durationsgesichertes Pendant, das zusätzlich unter dem allgemeinen Zinsanstieg litt. „Negative Basis Trades“ Fondsmanager können auch Ausfallrisi- ken über Derivate absichern. Mit Credit Default Swaps (CDS) schalten sie das Kre- ditrisiko einer Position aus, ohne die Anlei- he zu verkaufen, oder sie bauen eine Allo- kation im Kreditrisiko auf, ohne das Papier selbst zu besitzen.Wenn die Risikoprämien von Unternehmensanleihen stärker steigen als die Kosten der Absicherung über einen CDS, eröffnet ihnen das auch die Chance für Arbitrage-Geschäfte. Die Anleihe ist in dieser Situation „günstiger“ als das Derivat. Professionelle Anleger kaufen die günstige Anleihe und verkaufen zugleich die teure Absicherung. So ist die Position abgesichert und der Manager bezieht den Zusatzertrag nahezu risikofrei. Chancen auf solche „Negative Basis Trades“ bieten sich vor al- lem in Stresssituationen wie im Frühjahr 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie. Derivate bieten Fondsmanagern ein um- fassendes Instrumentarium für das günstige und flexible Finetuning des Portfolios.Wer- den Derivate zu Absicherungszwecken ein- gesetzt oder um das Portfolio effizienter zu managen, verändert sich das Profil des Fonds kaum. Oft tragen sie auch dazu bei, das Gesamtrisiko zu reduzieren. Anders ist das, wenn die Manager Derivate chancen- orientiert einsetzen. „Je aktiver und aggres- siver das Fondsmanagement Derivate ein- setzen kann, umso entscheidender sind die Fähigkeiten des Managers“, sagt Lipper- Experte Glow. Für ihn haben die verschie- denen Fondsarten durchaus eine Daseins- berechtigung: „Sie erfüllen unterschiedli- che Zwecke im Portfolio mit unterschied- lichen Risikoprofilen.“ Anlegern und Bera- tern steht durch Derivate insgesamt ein brei- teres Spektrum an Strategien zu Auswahl. Mit der Vielfalt steigen aber auch die An- forderungen bei Auswahl und Beratung. Oft fehlt es an Transparenz Hier heißt es oft, genauer hinzuschauen. Zwar zeigt der Fondsprospekt auf, ob Deri- vate zu Anlage- oder Absicherungszwecken eingesetzt werden können. In welchem Umfang sie tatsächlich zum Einsatz kom- men, ist aber teils schwer zu erkennen. Der Jahresbericht gibt dazu immerhin rück- blickend Aufschluss. Manchmal hilft auch das Factsheet weiter. „Überdurchschnittli- che hohe Geldmarkt- oder Cash-Positionen als Collateral können ein Indiz für die Ver- wendung von Derivaten sein“, sagt Scope- Experte Yakhloufi. Auch Lipper-Analyst Glow sieht hier noch Nachholbedarf: „Es wäre aus Anlegersicht wünschenswert, den Einsatz von Derivaten möglichst transpa- rent darzustellen.“ JOCHEN HÄGELE FP » Ein Investitionsgrad von 110 Prozent bedeutet einen gewissen Hebel nach oben, sorgt aber bei fallenden Märkten für einen stärkeren Wertverlust. « Tim Albrecht, DWS Gängige Derivate im Überblick Credit Default Swaps: CDS wirken wie eine Ausfallversicherung, etwa auf Unterneh- mensanleihen. CDS-Käufer übertragen als Siche- rungsnehmer das Ausfallrisiko auf den Siche- rungsgeber. Dafür zahlt der CDS-Käufer eine laufende Prämie an den CDS-Verkäufer. Forwards: Bei außerbörslich gehandelten Forwards vereinbaren Käufer und Verkäufer, einen Vermögenswert zu einem bestimmten Preis und Zeitpunkt zu kaufen oder zu verkaufen. Dabei kann es sich um Zinsen, Aktien, Währungen oder Rohstoffe handeln. Futures: Diese standardisierten, börsen- gehandelten Terminkontrakte beziehen sich auf Zinsen, Aktien, Währungen, Rohstoffe oder Ener- gieträger. Käufer und Verkäufer legen sich damit wie beim Forward auf den Handel zu einem bestimmten Preis in der Zukunft fest. Optionen: Optionen verbriefen das Recht, nicht die Pflicht, einen Basiswert zu einem ver- einbarten Basispreis innerhalb eines Zeitraums oder zu einem Zeitpunkt zu erwerben (Kaufoption/ Call) oder zu veräußern (Verkaufsoption/Put). Der Optionskäufer zahlt dafür die Optionsprämie. Swaps: Bei einem Swap tauschen zwei Par- teien künftige Zahlungsströme zu bestimmten Bedingungen. Besonders häufig: Zinsswaps, Wäh- rungsswaps und Zins-Währungs-Swaps. Eine Besonderheit sind Total Return Swaps (TRS) und Credit Default Swaps (CDS). Swaptions: Als Kombination aus Option und Swap beinhaltet eine Swaption das Recht des Käufers, zu einem bestimmten Zeitpunkt oder innerhalb einer bestimmten Frist einen vorab definierten Swap einzugehen. MARKT & STRATEGIE Derivate 120 fondsprofessionell.de 4/2022 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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