FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022
Starfondsmanager Mark Mobius spricht mit FONDS professionell über seine China-Skepsis, warnt vor dem allgemeinen Pessimismus am Aktienmarkt und gibt seinen wichtigsten Investmentratschlag weiter. A ls sich der Schwellenländer-Guru Mark Mobius 2018 nach vielen Jahr- zehnten bei Franklin Templeton zurück- zog, dachten viele an Ruhestand. Demwar nicht so. Kurz darauf gründete Mobius mit Partnern einen eigenen Emerging-Markets- Fonds. Obwohl die Schwellenländer kein leichtes Pflaster sind, würde er sich nicht für ein anderes Thema entscheiden, sagte Mobius der Redaktion. Herr Mobius, Sie gelten als Doyen der Schwellenländeraktien, speziell Asien. Anleger hatten hohe Erwartungen in diese Märkte, wurden in der Realität aber oft enttäuscht. Wenn Sie die Zeit zurück- drehen könnten: Würden Sie sich noch einmal für Emerging Markets entscheiden oder lieber doch für ein anderes Thema? Mark Mobius: Nein, ich würde mich nicht umentscheiden. Ich sage Ihnen, warum. Wenn man die Emerging Markets als Index betrachtet, haben sie in den letzten Jahren schlecht performt. Hauptsächlich wegen China, das in solchen Indizes um die 30 Prozent einnimmt. Wir hingegen blicken auf diese Märkte unter demAspekt der innovativen Unternehmen, die wir dort finden. Über die vergangenen drei Jahre liegt der annualisierte Return unseres Fonds bei über sieben Prozent. Wir sehen die Emerging Markets weiterhin positiv. Ihr Fonds ist am stärksten in Taiwan gewichtet. Dort herrscht aber große Ungewissheit: China erhebt territorialen Anspruch, während die USA ihre Schutz- machtfunktion betonen. Bei welchen Signalen würden Sie sofort Ihr Geld aus Taiwan abziehen? Betrachten wir es zuerst einmal so: Wir glauben nicht, dass China militärisch gegen Taiwan vorgehen wird. Was macht Sie so sicher? Einfach weil China nicht die Bereitschaft hat, eigene Leute zu töten. Vergessen Sie nicht, China argumentiert, die taiwane- sische Bevölkerung sei ihre eigene. Zum Zweiten hat US-Präsident Joe Biden klar- gestellt, er würde Taiwan verteidigen. Das ist ein sehr, sehr wichtiges Statement. Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass China seine langfristigen wirtschaftlichen Aussichten schädigen würde. Eine Militär- aktion würde die Region destabilisieren und sehr wahrscheinlich weitreichende Sanktionen gegen China auslösen. Aus- ländische Investitionen in China würden zurückgehen.Und eine Unterbrechung der wichtigen taiwanesischen Chip-Produktion wäre negativ für die globale wirtschaftliche Stabilität. Chinas Image als Topschwellenmarkt hat stark gelitten: Ein fragwürdiges Corona- Management, Menschenrechtsthemen und das Platzen der Immobilienblase zeigen, dass das Wachstum der vergangenen Jahre auf nicht nachhaltige Weise erzielt wurde. Es wirkt, als wäre der einstige Wirtschaftsmotor zur Herausforderung für Investoren verkommen. Vor zehn Jahren wuchs Chinas Wirtschaft um die zehn Prozent. Jetzt sind es einstelli- ge Zahlen. Eine Abkühlung war erwartet worden. Aber selbst wenn eine so große Volkswirtschaft nur zwei oder drei Prozent wachsen sollte, dann sind die absoluten Beträge enorm. Und die Einschränkungen durch Covid werden vorübergehend sein. „Die jungen Leute sind viel schlauer als wir damals” » Wir glauben nicht, dass China militärisch gegen Taiwan vorgehen wird. « Mark Mobius, Mobius Capital Partners MARKT & STRATEGIE Mark Mobius | Mobius Capital Partners 140 fondsprofessionell.de 4/2022
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