FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

men, wenn sich damit längerfristig ein Ef- fekt einstellt, der die Mehremissionen über- kompensiert. So können unterschiedliche Wege zur Einhaltung des Budgets führen. Sie betonen die Wissenschaftlichkeit Ihres Ansatzes. Worin besteht die? In ebendieser Budget-Denke, dass man eben sagt, es muss nicht in jedem Jahr der Zielpfad genau erreicht werden, sondern wir berechnen ein Emissionsbudget, das für eine Immobilie die 1,5-Grad-Konformi- tät bedeutet. Wir helfen dann dem Immo- bilienbesitzer, dieses Budget über die Zeit so einzuteilen, dass die 1,5 Grad eingehal- ten werden. Mit dem Ansatz der wissen- schaftsbasierten Verbindung von Grad-Zie- len mit Budgetmenge und Zeitachse wird es für die Wirtschaft möglich, das in ihrer täglichen Praxis auch umzusetzen, ohne dass ihre Assets stranden oder sie sich in die Gefahr begeben, Greenwashing zu betreiben. Wie genau läuft das in der Praxis? In einem ersten Schritt berechnen wir die Klimawirkung zum Beispiel einer Immo- bilie anhand ihrer Emissionen im Status quo und messen, ob sie bis 2100 bei zum Beispiel 4,3 oder bei 2,1 Grad steht. Dann erstellen wir zusammen mit Partnerunter- nehmen eine Sanierungspotenzialanalyse. Dabei geht es ausgehend von den Eigen- heiten der spezifischen Eigenschaften des Gebäudes, darum, ob von einer Fenster- oder Heizungssanierung oder von einer Solaranlage auf dem Dach die größere Wirkung ausgeht. Der Besitzer bekommt daraufhin verschiedene Modernisierungs- pakete vorgeschlagen, die auch die jeweilige Gesetzeslage berücksichtigen und die es ermöglichen, sukzessive das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Klingt einleuchtend, ist aber doch eigentlich selbstverständlich, oder? Nein, Sie würden überrascht sein, wie viele Immobilieneigentümer derzeit ins Blinde sanieren und meinen, dann die beste Tech- nologie in einem jetzt grünen Gebäude zu haben. Durch die Berechnung der Klima- wirkung sieht man dann aber, dass die Maßnahme vielleicht hilft, von 2,3 auf 2,1 Grad zu kommen. Das eigentliche Ziel würde dennoch verfehlt. Es ist möglich, das zu erreichen, aber man muss sich strecken und wirklich innovativ sein. Bisherige Best- Practice-Methoden reichen da nicht aus. Spielen Emissionszertifikate bei Ihnen eine Rolle? Ja, und zwar dann, wenn wir die Klima- wirkung von Unternehmen bestimmen, die sich aus dem Verhältnis ihrer Emissio- nen zu ihrer Wertschöpfung ergibt. Unter- nehmen, die ihre Emissionen nicht redu- zieren, kämpfen mit schrumpfender Wert- schöpfung,weil Emissionszertifikate immer teurer werden. Eine sinkende Wertschöp- fung wiederum lässt die negative Klima- wirkung eines Unternehmens steigen. Der europäische Green Deal will, dass die Wirt- schaft wächst, verlangt aber auch, dass dabei nur so viele Emissionen freigesetzt werden, wie das 1,5-Grad-Ziel erlaubt. Das erfordert, dass wir die Wertschöpfung eines Unternehmens von seinem Emissionsauf- kommen entkoppeln. Unternehmen, die auf den Kauf von Emissionszertifikaten setzen, verbleiben im Modus der Kopp- lung und werden ihre Wertschöpfung im- mer weiter reduzieren. Wer sorgt dafür, dass ein von Ihnen erstell- ter Plan zur Erreichung der 1,5 Grad auch umgesetzt wird? Allein den Plan zu haben, reicht ja schon, um sich damit brüsten zu können. Derzeit wird es noch nicht gefordert, dass über die Umsetzung geeigneter Maßnah- men auch Bericht erstattet wird. Der Kapi- talmarkt beginnt gerade erst zu verstehen, wie sehr er davon profitieren könnte, sich hier stärker zu engagieren. ImMoment ver- » Lösungen für dieses Problem sind da, sie müssen nur genutzt werden. « Hannah Helmke, Right FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH SACHWERTE Hannah Helmke | Right 208 fondsprofessionell.de 4/2022

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