FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

lässt er sich noch darauf, dass Unterneh- men, die sich ein solches Ziel gesetzt haben, auch gleich 1,5-Grad-konform sind. Wir regen immer wieder an, dass sich die Akteure regelmäßig die aktuellen Zahlen geben lassen sollen. Denn einen Plan zu haben, ist das eine, ihn erfolgreich in die Tat umzusetzen, das andere. Welche Sanktionsmechanismen gibt es? Da gibt es bislang noch keine Erfahrungs- werte, das Reporting der Unternehmen gemäß Offenlegungsverordnung beginnt ja gerade erst. Die Offenlegungsverordnung selbst macht keine Angaben über Strafen bei Nichteinhaltung. Dass sich da etwas ändern muss, ist aber unabdingbar. Welchen Stellenwert haben Green-Buil- ding-Zertifikate wie LEED, BREEAM oder DGNB? Im Hinblick auf das 1,5-Grad-Ziel nur einen begrenzten, denn sie dokumentieren immer nur den heutigen Stand, wobei das Klimaziel sich auf die Emissionen bezieht, die noch bis Ende des Jahrhunderts in die Atmosphäre gelangen dürfen, und folglich eine zukunftsgerichtete Methode braucht. Die Branche sieht das größte Problem bei der Erzielung eines Impacts darin, die entsprechenden Daten zu erheben und nachzuhalten. Sehen Sie das auch so? Ja, absolut. Das Hauptproblem ist, dass die Immobilienunternehmen nicht über die Datengrundlage verfügen, um die notwen- digen Analysen anzustellen. Aber das ist machbar, und wir sehen, dass sie überall mit Hochdruck erstellt werden. Was können Anleger und ihre Berater tun, um den Druck zu erhöhen? Löchern Sie Ihren Asset Manager! Fragen Sie nach der konkreten Klimawirkung Ih- res Investments und danach, welche Maß- nahmen geplant sind, sie Paris-konform zu machen. Wenn nicht ohnehin schon geschehen, muss der Asset Manager dann die entsprechenden Emissionsdaten sam- meln, die Klimawirkung berechnen und ein Szenario entwerfen, mit dem sie auf höchstens 1,5 Grad zu drücken ist. Freiwillige Initiativen werden aber nicht zu flächendeckenden und weltweiten Ver- änderungen führen. Wie wird es weiter- gehen? Wir werden eine Art regulatorische Dis- ruption erleben, das kann man jetzt schon antizipieren. Aber man kann sich auf sie vorbereiten, am besten indem man wis- senschaftlich belastbar einen individuellen 1,5-Grad-Pfad erarbeitet. Sie haben ein Mittel in der Hand, die Welt zu retten. Aber besteht nicht die Gefahr, dass es keiner mitbekommt? Es geht mir nicht darum, die Welt zu ret- ten, sondern darum, Unternehmen ein Tool an die Hand zu geben, um Risiken besser zu managen und aus der Transfor- mation eine Chance zu machen. Ich bin davon überzeugt, dass eine transparente Bestimmung der Klimawirkung eines Unternehmens oder eines Investitionsguts, ausgedrückt in Grad Celsius, einen wirt- schaftlichen Mehrwert bedeutet.Wenn wir mit unseren Instrumenten die Klimawir- kung eines Unternehmens auf 3,5 Grad beziffern, dann kommen Emotionen auf. Und Emotionen sind immer gut für neue Impulse, für Anstöße zu Veränderungen und für das Beschreiten neuer Wege. Das ist, was wir jetzt brauchen.Noch haben wir eine Chance. Vielen Dank für das Gespräch! TILMAN WELTHER FP KURZ-VITA: Hannah Helmke Die studierte Psychologin und Betriebswirtin hat 2016 das Climate Tech Right mitgegründet. Zuvor erforschte sie unter anderem beim IT-Dienstleister Bridging IT die Potenziale der Digitalisierung für die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen und entwickelte wissenschaftsbasierte Klimametriken. » Das Hauptproblem ist, dass Immobilienunter- nehmen nicht über die notwendige Daten- grundlage verfügen. « Hannah Helmke, Right FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH SACHWERTE Hannah Helmke | Right 210 fondsprofessionell.de 4/2022

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