FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022
Fondsvolumens führen. Es handelt sich dabei aber um saisonale und kurzfristige Schwankungen, negative Tendenzen im Vergleich mit der Zeit vor Corona sind der- zeit nicht zu verzeichnen“, erklärt Ulrich Steinmetz, Head of Portfolio Management Real Estate Retail bei der DWS. Kritische Schwellen Dennoch: Offene Immobilienfonds, de- ren Volumen unterhalb kriti- scher Schwellen bleibt, tun sich schwer, rückläufige Mittelzu- flüsse zu verkraften. Ende 2020 hat die Credit Suisse den Im- motrend Europa aus dem Ver- trieb genommen, BNP Paribas folgte Mitte Oktober dieses Jah- res mit demMacstone. „Die Gemengelage der aktu- ellen Situation ist nahezu bei- spiellos, da besonders viel- schichtig“, sagt Jochen Schenk, Vorstand bei Real IS, der Im- mobilientochter der Bayrischen Landesbank.Während der pro- blematischen Zeit der Corona- krise, als zahlreichen Einkaufs- zentren und Hotels Kundschaft und Umsätze wegbrachen, erwies sich als Mittel der Wahl, den Mietern mit Stundungen entgegenzukommen und im Gegenzug Mietverträge zu verlängern. „Auf diese Wei- se sind wir mit unseren Mietern gut durch diese anstrengende Zeit gekommen“, sagt Klaus Speitmann, Vertriebsleiter des offe- nen Immobilienfonds Living & Working von Swiss Life. Das zahlt sich jetzt aus. Grundsätzlich verfolgen offene Immo- bilienfonds die Strategie, Objekte sehr langfristig vermieten zu können. „20-jäh- rige Mietverträge sind keine Ausnahme – zumindest beim Hausinvest“, sagt Con- stanze Jacobs, Transaktionsleiterin von Commerz Real. Vorteile durch Indexierung Laut aktueller Gesamtmarktstudie von Scope sind im Durchschnitt zwei Drittel der Mietverträge offener Immobilienfonds indexiert, einige Fonds haben sogar Quo- ten von rund 90 Prozent. Das führt dazu, dass sie sich inmitten größter Krisen über steigende Mieterlöse freuen können. „Aktuell ist die Mietseite noch der stüt- zende Faktor, da durch die Indexierungen Mietsteigerungen durchgesetzt werden können. Solange die Mieter nicht insolvent werden, sind also große Teile des Cashflows gesichert“, schätzt Sonja Knorr von Scope die Lage ein. Die relativ hohe Sicherheit, die offene Immobilienfonds in den vergangenen zehn Jahren bieten konnten, hat ihren Preis. Ihre durchschnittliche jährliche Rendite bewegt sich nur ge- ringfügig oberhalb von zwei Prozent. Vielen Anlegern er- schien das während der Jahre der Niedrig- und Nullzinspoli- tik auskömmlich, denn ihre Zinsfantasien waren nicht zu- letzt mit der flächendeckenden Einführung von Verwahrent- gelten auf Sichteinlagen ohne- hin auf Sparflamme gesetzt. Vor allem wegen der Index- Dirk Drews, Commerz Real: „Wenn wir ein Netto- mittelaufkommen von null haben, dann bekommt nur einer ein Problem: der Vertriebsleiter!“ Klaus Speitmann, Swiss Life: „Wir sehen uns zunehmend in Konkurrenz stehen – beispielsweise zu Sparbriefen.“ Verminderter Zufluss Offene Immobilien-Publikumsfonds in Deutschland Ein rückläufiges Neugeschäft bereitet den meisten Managern offener Immobilienfonds derzeit noch keine Sorgen. *1.Halbjahr2022 |Quelle:BVI 0 2 4 6 8 10 2022* 2021 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 Mrd. Euro Offene Immobilien-Publikumsfonds Netto-Mittelzuflüsse » Die Liquiditätsanlage verzinst sich bereits wieder ordentlich. « Oliver Weinrich, Habona SACHWERTE Immobilienfonds 214 fondsprofessionell.de 4/2022 FOTO: © CHRISTOF MATTES, SWISS LIFE
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