FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

klauseln, die viele Fondsmanager in ihre Mietverträge geschrieben haben, erwartet die Branche fürs kommende Jahr leicht an- steigende Ausschüttungen. „Darüber hinaus verzinst sich die Liqui- ditätsanlage bereits jetzt schon wieder ordentlich, sofern in der Vergangenheit keine größeren Anleihenportfolios aufge- baut wurden“, ergänzt Oliver Weinrich, Portfoliomanager des offenen Immobilien- fonds Habona Nahversor- gungsfonds Deutschland. Ge- nau das, dass Liquiditätsanla- gen anfangen, wieder nennens- werte Renditen in Aussicht zu stellen, lässt allerdings bei den Fondsmanagern die Sorge vor immer attraktiver werdenden alternativen Anlagemöglichkei- ten wachsen. Attraktive Konkurrenz „Wir sehen uns zunehmend in Konkurrenz stehen – bei- spielsweise zu Sparbriefen“, sagt Speitmann von Swiss Life. Tat- sächlich gibt es inzwischen mehrere Angebote von Ban- ken und Sparkassen, die einen fünfjährigen Sparbrief mit einer jährlichen Verzinsung von drei Prozent anbieten. Fünf Jahre dauert auch die für offene Immobilienfonds empfohlene Mindest- haltedauer. Auch wenn deren Anbieter von einer Renditesteigerung ausgehen: Die Drei vorm Komma ist noch nicht erreicht. „Es gibt Sparbriefe, die kommen aus Bankperspektive dem Eigenkapital sehr nahe, sodass Banken mit der Emission entsprechender Papiere ihre Risikoposi- tion, die sie regelmäßig gegenüber der Bafin dokumentieren müssen, verbessern können. Ich kann mir vorstellen, dass wir hier bei einigen Banken einen vertrieb- lichen Schwerpunkt sehen werden“, ergänzt Speitmann. In der Fläche durchgesetzt habe sich das einstweilen jedoch noch nicht, sagt Wein- rich, „in der Praxis stellen wir fest, dass die Banken sich derzeit noch schwertun, die gestiegenen Zinsen in der Breite an ihre Anleger weiterzugeben. Deshalb sind besser performende Alternativanlagen mit vergleichbarem Chance-Risiko-Spektrum in der Marktbreite noch nicht wieder verfügbar. Im Ergebnis führt es jedoch zu tendenziell zurückgehenden Zuflüssen bei den offenen Immobilienfonds.“ Keine vermehrten Kündigungen Eine Zunahme von Anteilskündigungen zeichnet sich indes nicht ab.Das ergab eine aktuelle Umfrage von FONDS professio- nell unter den Anbietern. „Die Rückgabe- quote bei offenen Immobilienpublikums- fonds ist im historischen Vergleich nicht viel höher als in den letzten Jahren und liegt im Normalbereich“, sagt Kleinert von der Kanam Grund Group. Diejenigen, die etwas konkreter wurden, spre- chen von Quoten „um ein Pro- zent“ des Fondsvolumens. Vor drei Jahren (siehe den Beitrag „Auf ewig treu“ in FONDS professionell 4/2019), kurz bevor Corona ausbrach, ergab eine ähnliche Umfrage Kündi- gungsquoten zwischen 0,3 und 0,7 Prozent. Dabei lagen die Branchenschwergewichte eher am oberen Rand des Spek- trums, sodass die Selbstein- schätzung der Branche, trotz der aktuellen Umstände kein außergewöhnliches Kündi- gungsverhalten feststellen zu können, plausibel erscheint. Sonja Knorr, Scope: „Solange die Mieter nicht insolvent werden, sind große Teile des Cashflows gesichert.“ Jochen Schenk, Real IS: „Die Gemengelage der aktuellen Situation ist nahezu beispiellos, da besonders vielschichtig.“ Abstand aufgehoben Renditen offener Immobilienfonds vs. Inflationsrate Während der vergangenen zehn Jahre lag die Rendite offener Immobilien- fonds immer oberhalb der Inflation. *verkettetemonatlicheMedian-Renditen |Quelle:BVI 100% 105% 110% 115% 120% 125% 2022 I 2021 I 2020 I 2019 I 2018 I 2017 I 2016 I 2015 I 2014 I 2013 I ’12 Mittlere Wertentwicklung offener Immobilienfonds* Verbraucherpreisindex Deutschland SACHWERTE Immobilienfonds 216 fondsprofessionell.de 4/2022 FOTO: © SCOPE, REAL IS

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