FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

Schutz vor Hackern Hohe Schadenaufwendungen treiben die Preise in der noch jungen Cyberversicherung an. Dennoch rechnen Branchenexperten mit weiter starkemWachstum. Wie sich Makler positionieren können. A m 10. August dieses Jahres legte eine Cyberattacke das Vermittlerregister des Deutschen Industrie- und Handels- kammertages (DIHK) lahm.Der Service sei „aktuell nicht verfügbar“, war wochenlang auf dem Portal zu lesen. Damit hat sich die Erfahrung von Cyber-Spezialmakler Sven Erichsen aus Essen bestätigt. Er sagt: „Die Frage ist nicht, ob ein Unternehmen Opfer eines Cyberangriffs wird, sondern wann es dazu kommt.“Bislang seien in diesem Jahr Großschäden und die befürchtete Angriffs- welle russischer Hackergruppen auf westli- che Unternehmen zwar ausgeblieben, das ändere aber nichts an der latent hohen Gefahr von Cyberangriffen. Die Statistik spricht Bände: Insgesamt zählten die Cyberversicherer 2021 fast 3.700 Schäden durch Hackerangriffe, ein Plus von 56 Prozent zum Vorjahr. Dafür leisteten sie rund 137 Millionen Euro – fast dreimal so viel wie 2020. Lag die Schaden- quote 2020 noch bei 65 Prozent, waren es im vergangenen Jahr schon satte 124 Pro- zent. Jedem eingenommenen Euro stan- den in der Cybersparte somit Ausgaben für Schäden und Verwaltung von 1,24 Euro gegenüber. Als Reaktion setzten die Ver- sicherer Beitragserhöhungen von bis zu 300 Prozent durch. Inzwischen hat sich der Markt etwas be- ruhigt, konstatiert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Starke Schwankungen seien für einen jun- gen Markt nicht ungewöhnlich. Zugleich setzt sich das Wachstum fort. Ende 2021 besaßen knapp 243.000 Gewerbe-, Indus- trie- und Privatkunden eine Cyberversiche- rung – ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor. Ähnlich stark legten die Vertragszahlen auch im ersten Halbjahr 2022 zu. „Der Markt für Cyberpolicen wächst weiterhin sehr schnell“, sagt GDV-Hauptgeschäfts- führer Jörg Asmussen. Er fordert dennoch insbesondere mittelständische Firmen auf, sich noch stärker gegen Cyberattacken zu wappnen. „Die Angriffe werden immer professioneller und häufiger, aber das Ni- veau der IT-Sicherheit stagniert seit Jahren“, sagt Asmussen. Der Mittelstand müsse die Potenziale bei der Prävention besser nutzen (siehe Kasten nächste Seite). Angst vor Kumulschäden Der Großmakler Aon konstatiert in sei- nem „Marktreport Deutschland 2022“eine zunehmende Cyberkriminalität. Die Versi- cherer reagierten reflexartig mit höheren Prämien und Selbstbehalten im Schaden- fall, geringeren Deckungskapazitäten und sogar mit Ausschlüssen von Risiken. „Zu- sätzlich haben die Versicherer ihre Limits je Einzelrisiko weiter reduziert“, berichtet Kai Büchter, Aon-Chef für die DACH-Region. Insbesondere die häufigste Großschaden- ursache „Schäden durch Ransomware- Attacken“ wurde vielfach entweder ausge- » Die Frage ist nicht, ob ein Unternehmen Opfer eines Cyberangriffs wird, sondern wann es dazu kommt. « Sven Erichsen, Spezialmakler Nichts geht mehr: Ist das IT-System gehackt, droht Unternehmen eine tagelange Betriebsunterbrechung. Kein Wunder, dass bei Firmenkunden Cyberattacken mittlerweile das gefürchtetste Risiko sind. FONDS & VERSICHERUNG Cyberpolicen 276 fondsprofessionell.de 4/2022 FOTO: © ARROW | STOCK.ADOBE.COM

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