FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022
zu einer alternativen Geldanlage absurd, denn es braucht sehr lang, um die nötigen Summen anzusparen“, warnt der Makler. Laut dem Ratinghaus Morgen & Mor- gen beträgt die durchschnittliche Leistungs- dauer im BU-Fall sieben Jahre. Dietrich rechnet vor: Geht man von 1.700 Euro BU- Monatsrente als unterer Durchschnitt aus, so benötigt man für sieben Jahre 142.800 Euro Kapital. „Welche Geldanlage würde dieses Kapital bei einer unterstellten Spar- rate von 200 Euro erwirtschaften?“, fragt Dietrich rhetorisch. Ein Sparplanrechner liefert die Antwort: Bei einer unterstellten Rendite von fünf Prozent würde es fast 28 Jahre dauern, diesen Betrag beisammen zu haben. Die Versicherung zahlt im Bedarfs- fall aber sofort. „Und der BU-Monatsbei- trag kostet für 1.700 Euro Monatsrente in aller Regel deutlich unter 200 Euro, oft nur 80 Euro oder weniger, je nach Alter, Ge- sundheitsstatus, Risiko und Beruf“, weiß Dietrich. Wer zu wenig Geld habe, sollte die Prämissen seiner Ausgaben überden- ken. „Risikoabsicherung geht vor Vermö- gensaufbau“, rät der Makler. Seine Begrün- dung: Alle Risiken laufen weiter und soll- ten auch abgesichert bleiben. „Die Vorsorge fürs Alter könnte im Extremfall zwischen- durch mal ruhen.“ Qual der Wahl „Berufsunfähigkeit ist ein Risiko, das Sie nicht weglächeln sollten“, rät auch Volker Loo- man, Finanzanalytiker aus Ber- lin. Allerdings bleibt ein Pro- blem – gerade in Zeiten knap- per privater Haushaltskassen: Das Geld für den reinen BU- Schutz ignoriert die Versor- gungslücke im Alter. Denn wovon lebt der Kunde ab 67, wenn er wegen langjähriger Berufsunfähigkeit nur geringe Ansprüche auf Altersrente hat? „Makler wollen gern beides an den Mann oder die Frau brin- gen“, sagt Looman. Das sei durchaus ver- nünftig, doch in vielen Fällen nicht bezahl- bar. „Wer imMonat lediglich 100 Euro zur Verfügung hat, hat nur die Wahl, sich für oder gegen die Absicherung bei BU zu ent- scheiden“, meint Looman. „Möchte er die Absicherung, dann kann er nicht sparen, und will er den Sparvertrag, muss er auf die Absicherung verzichten – beides geht nicht“, so Looman in seiner gewohnt direkten Art. Spannend wird es, wenn doch Geld vor- handen ist und beide Ziele angestrebt wer- den, also Absicherung und Altersvorsorge. „Das ist für Makler die Steilvorlage, ihre Sparverträge mit Beitragsbefreiung und Rente bei BU anzubieten“, ermuntert der Finanzanalytiker. Dabei sei die Trennung von Absicherung bei BU und Geldanlage in Indexfonds eine überlegenswerte Alter- native, vor allem wegen der Kosten. bAV als Chance „Meine Mitarbeiter klagen über Schwie- rigkeiten, die Gasrechnung zu bezahlen, wie sollen sie denn jetzt auch noch was für die Altersvorsorge tun?“, klagte kürzlich ein Arbeitgeber dem Makler Marcus Wetzel sein Leid. Wetzel berät als Geschäftsführer von Martens & Prahl Pensionsmanage- ment mit Sitz in Berlin zahlreiche Firmen- kunden zur Betriebsrente. „Ein Arbeit- geberzuschuss, wie ihn das Gesetz für die meisten Unternehmen vorschreibt, wirkt Gespart wird anderswo Canada-Life-Umfrage zur Reaktion der Deutschen auf die hohe Inflation Nicht einmal jeder Zehnte gibt zu Protokoll, wegen der Inflation zuvorderst am Versicherungsschutz zu sparen. Eher wird auf größere Anschaffungen verzichtet. *Mehrfachantwortenmöglich |Quelle:Civey-Befragungvom8.bis 12.9.2022 imAuftragvonCanadaLife 0% 10% 20% 30% 40% 50% Weiß nicht /Verzichte nicht Andere Versicherung Mobilität Lebensmittel,kleinere Einkäufe Freizeit Urlaub,Reisen Größere Anschaffungen (z.B.Auto,Möbel) Darauf verzichten die Bundesbürger wegen der Inflation am ehesten* 55 % 44 % 26 % 15 % 11 % 9 % 8 % 20 % » Wer im Monat lediglich 100 Euro zur Verfügung hat, hat nur die Wahl, sich für oder gegen die Absicherung zu entscheiden. « Volker Looman, Finanzanalytiker fondsprofessionell.de 4/2022 283 FOTO: © VOLKER LOOMAN | PRIVAT
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