FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022
Heikle Übergabe Die Branche der unabhängigen Vermögensverwalter wächst. Doch viele kleine Anbieter buhlen um Kunden und ringen mit der Regulierung. Eine Konsolidierung steht aus – bis zuletzt. T ausendmal ist nix passiert, tausend und eine Nacht, und es hat Zoom ge- macht.“ Diese Zeilen des Musikers Klaus Lage beschreiben recht treffend die Lage in der Vermögensverwaltungsbranche. Beob- achter wie Teilnehmer rechnen seit Jahren mit einer Konsolidierung, doch richtig in Schwung kam diese nie. Erst im Frühjahr kam wieder Bewegung auf, als sich vier Vermögensverwalter unter dem Dach der Gesellschaft Cinerius ver- sammelten: Ringelstein & Partner, BV & P Vermögen sowie KSW Vermögensverwal- tung und Habbel, Pohlig & Partner. Als fünfter stieß später VM Vermögens-Ma- nagement hinzu. Im Herbst gaben dann Huber, Reuss & Kollegen und Lunis ihr Zusammengehen bekannt. Grundsätzlich scheint klar: Das Geschäft wächst. So berichtet der Großteil der vom Institut für Vermögensverwaltung (InVV) der Technischen Hochschule Aschaffen- burg befragten unabhängigen Vermögens- verwalter 2021 von einer Steigerung der Kundenzahl (siehe Grafik auf Seite 338). Doch die Branche ringt mit einemHinder- nis. „Es gibt in Deutschland zu viele unab- hängige Vermögensverwalter unterhalb der kritischen Größe“, sagt Christoph Lieber, Vorstandschef von Cinerius Financial Part- ners. „Die Branche ist zersplittert.“ Der Aufwand für Regulierung und Ver- waltung nehme zu. „Demgegenüber wei- sen viele Vermögensverwalter nicht genug Volumen auf, um diesen Aufwand effizient bewältigen zu können“, erläutert Lieber. Hinzu kommt: „Bei vielen Unternehmen steht ein Generationenwechsel an“, sagt Andreas Brandt, Vorstandschef von Lunis Vermögensmanagement. „Nach der Jahr- tausendwende sind viele Vermögensverwal- ter gegründet worden, die nun Zug um Zug vor der Nachfolgefrage stehen.“ Hinzu treten die Auswirkungen der Digitalisierung, wenngleich diese noch nicht immer konkret zu spüren seien, ergänzt Brandt. „Doch auch dies erfordert Investitionen in einer Dimension, die für kleinere Anbieter nicht zu stemmen sind“, so Brandt. „All diese Faktoren weisen eigentlich auf eine Konsolidierung hin.“ Dies sei auch einer der Beweggründe für die Gründung von Lunis gewesen. Die Gesellschaft wurde 2017 unter Beteiligung der Private-Equity-Gesellschaft J.C. Flowers ins Leben gerufen. Inkompatible Geschäftsmodelle Doch eine Konsolidierung im großen Stil ist bislang ausgeblieben. Dafür gibt es verschiedene Gründe. „Die Vermögensver- walter sind sehr individuell ausgerichtet. Die Investmentansätze unterscheiden sich zum Teil deutlich“, sagt Lieber, der mit Brandt zum Gründungsteam von Lunis zählte,mit Cinerius später aber eine eigene Gesellschaft ins Leben rief. „Auch unter- schiedliche Persönlichkeiten bei den Füh- rungskräften können darin münden, dass die Geschäftsmodelle inkompatibel erschei- » Die Branche ist zersplittert. « Christoph Lieber, Cinerius Das Geschäft der unabhängigen Vermögensverwalter wächst. Zugleich steht bei vielen ein Generationen- wechsel an – und besonders kleinere Anbieter ringen mit dem hohen Aufwand für die Regulierung. VERTRIEB & PRAXIS Konsolidierung 336 fondsprofessionell.de 4/2022 FOTO: © MEZZOTINT-FOTOLIA | STOCK.ADOBE.COM
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