FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

und die Lage der Verbraucher vergleichbar sind“, berichtet Emeshev, der zusammen mit seinemPartner das junge Unternehmen anfangs selbst finanziert hat. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Investoren, wovon die wichtigsten Ribbit Capital, Greenoaks Capital und der Softbank Vision Fund sind. Auf deren Wunsch hin haben sie auch die Vivid Holding in Irland gegrün- det, an der sich die Investoren beteiligen. Emeshev und Yamanov sind die Mehr- heitseigner und führen die Holding. Das Angebot von Vivid, das die Bank- lizenz der Solarisbank nutzt, unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht groß von dem anderer Neobanken. Auch Vivid bie- tet eine kostenfreie Debit-Karte an.Hierbei kooperiert man mit Visa. Übrigens hat sich Vivid von der „Apple Card“ inspirieren lassen: Auf der Karte ist nur der Name des Kontoinhabers, aber nicht seine vollstän- dige Kartennummer aufgedruckt. Es gibt zwei Kontomodelle: ein kostenloses und „Vivid Prime“ für 9,90 Euro imMonat. Vor allem aber bietet das Berliner Start-up über eine Kooperation mit dem Broker CM Equities eine Reihe von Investments an – seit August hält Vivid über eine niederlän- dische Tochter auch eine eigene Lizenz für Anlageprodukte. Angeboten werden unter anderem Aktien und ETFs, wobei auch Investitionen in Bruchteile der Wertpapiere möglich sind. Zur Auswahl stehen ferner mehr als 50 Kryptowährungen sowie Gold und Silber. Abgesehen von den Edelme- tallen sind auch Sparpläne möglich. Der Clou von Vivid, laut Emeshev der „Unique Selling Point“ (USP), sind aber die „Pockets“ – in technischer Hinsicht Unter- konten mit jeweils eigener internationaler Bankkontonummer (IBAN). „Jeder Kun- den kann sich in der Vivid-App verschiede- ne Pockets einrichten, die er fürs Sparen, für Zahlungen, für ein gemeinsames Kon- to, aber auch für Investments oder Kredite nutzen kann. Wir bieten Pockets auch für verschiedene Währungen an.“ Dem Vivid- Gründer zufolge kann der Kunde mit nur einem „Finger-Wisch“ in der App von einer Pocket zur anderen wechseln und auch Geld von einer auf die andere übertragen – etwa von den „Investment-Pockets“ oder zu diesen. Wichtig hierbei ist, dass der Kunde sofort über die Wertpapiere oder das Geld aus den Verkäufen verfügen kann. „Bei den Käufen oder Verkäufen der Papiere leihen wir für die Zeit des ‚Clearings‘ die Assets oder das Geld“, so Emeshev. Cashback als zweite Säule Die zweite Säule von Vivid neben den Bank- und Investmentprodukten auf Basis der Pockets sind Cashbacks für Einkäufe bei Kooperationspartnern. Wer bei Netto einkauft, bei Vapiano isst oder bei Zalando shoppt, erhält einen Teil der ausgegebenen Summe zurück. Allerdings geht das Start- up auch hier einen neuen Weg: „Die Kun- den können sich die Cashbacks nicht nur direkt gutschreiben lassen, sondern auch auf das Investmentkonto buchen lassen. Kunden aus Deutschland können aus einer Zahl an Aktien und ETFs wählen, in anderen Ländern kann man auch in Kryp- tos investieren“, so Emeshev. Für dieses An- gebot ist eine gute IT nötig. Rund die Hälf- te der 300 Mitarbeiter sind Programmierer, die vor allem in Almaty in Kasachstan und in Limassol auf Zypern sitzen. Ferner hat Vivid neben demHauptsitz in Berlin noch eine Dependance in Amsterdam. Der Vertrieb erfolgt über die eigene Internetseite. Außerdem übernahm die Neobank zuletzt zweimal die Kunden von insolventen Fintechs: Im August konnten die Kunden des pleitegegangenen Alters- vorsorge-Start-ups Vantik zu Vivid wech- seln. Das Angebot richtete sich an diejeni- gen, die Mikroinvestments über die von Vantik ausgegebene Kreditkarte getätigt hatten. Im Oktober machte Vivid dann den Kunden der ebenfalls in Berlin ansäs- sigen Neobank Nuri ein Wechselangebot. Alexander Emeshev, Co-Gründer von Vivid, in den Fluren der Berliner Zentrale des Start-ups. Emeshev blickt auf eine Karriere bei Banken in Russland und in Kasachstan zurück: Er arbeitete bei der Russian Standard Bank, der Kaspi Bank und schließlich der Tinkoff Bank, wo er seinen Mitgründer Artem Iamanow kennenlernte. » Die Idee hinter unserem Unternehmen ist, einen europäischen Service für alle Finanzen zu bauen. « Alexander Emeshev, Vivid VERTRIEB & PRAXIS Fintechs 362 fondsprofessionell.de 4/2022 FOTO: © VIVID

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