FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

Fincraft Einen ganz anderen Ansatz als die bisher genannten Start-ups verfolgt Fincraft. Hin- ter diesem 2018 gegründeten Fintech mit Sitz in Bad Homburg steckt der ehemalige Investmentbanker Stefan Steib. „Die Idee von Fincraft ist, deutschen Anlegern ihre Ängste vor der Börse und vor Aktieninvest- ments zu nehmen. Gerade die vielen Börseneinsteiger fürchten sich vor falschen Anlageentscheidungen und vor allem da- vor, ihr Geld zu verlieren“, so der Vorstands- vorsitzende des mittlerweile in eine Aktien- gesellschaft umgewandelten Start-ups; zu den Aktionären gehören neben Business Angels auch das IT-Unternehmen Content Software und die Designagentur Strich- punkt. Sein Angebot an die verunsicherten Privatanleger: „Wir haben Analyse- und Advice-Tools entwickelt, damit Anleger mit einem Plan und nicht einfach nur auf gut Glück an der Börse unterwegs sind. Unsere Systeme helfen ihnen mit Erklärungen zur Funktionsweise von Märkten und Anlage- strategien und unterstützen sie bei der selbst- ständigen Umsetzung von Investments.“ Natürlich alles digital, so wie es Anleger heute wünschen, die Fincraft übers Inter- net und Onlinemarketing wirbt.Das Ange- bot von Fincraft richtet sich aber nicht nur an Börsenneulinge, sondern auch an erfah- rene Anleger, die Tools der Gesellschaft nutzen könnten. Im Detail bietet das in Bad Homburg ansässige Start-up mit seinem insgesamt fünfköpfigen Team seit April dieses Jahres die Möglichkeit, in mehreren Depots ver- schiedene Anlagestrategien auszuprobieren – zunächst ohne echtes Geld zu investieren. Fincraft stellt dafür etwa Portfolioübersich- ten, Aktien- und ETF-Screener sowie ein Portfoliomanagementsystem zur Verfügung. „Am Anfang wird das Profil des Kunden ermittelt, insbesondere seine Risikonei- gung, um ihn einem Anlegertyp zuzu- ordnen. Dann schlägt das System eine übergeordnete Strategie bestehend aus ver- schiedenen Assets vor, die der Kunde aber anpassen kann. Schließlich wird die Strate- gie je Assetklasse mit konkreten Wertpapie- ren bestückt. Alternativ kann der User aber auch abkürzen und einfach ein zu seinem Anlegertyp passendes Musterportfolio wäh- len“, so Steib. Dann werden die Depots zunächst beobachtet. Geplant ist auch ein „Social Trading“, sodass man den Depots anderer Kunden mit ähnlichem Profil folgen kann. Wichtig ist Steib zufolge, die Anleger auch hier weiter zu begleiten und zu beraten. So geben die Systeme von Fin- craft Hinweise, wenn eine Strategie nicht mehr zum ausgesuchten Anlegerprofil passt oder wenn sie oder nur bestimmte Aktien zu sehr ins Minus rutschen und das Depot rebalanciert werden sollte. Wenn die Kunden dann meinen, eines ihrer Depots funktioniert für sie, können sie echtes Geld in die Strategie investieren. Dafür wird Fincraft, das unter dem Haf- tungsdach der Bank für Vermögen agiert, ab dem kommenden Jahr zusammen mit der Baader Bank einen Brokerage-Service anbieten. Eine weitere Einnahmequelle des Fintechs sind Abonnements, zwei Varian- ten für 3,99 oder 8,99 Euro im Monat ste- hen zur Auswahl – je nach gewünschter Nutzung der Tools. Eine kostenfreie Basis- version gibt es auch, dann aber mit Werbung. Die Chancen für einen Durchbruch schätzt Steib im Moment als sehr gut ein: „Vor gut drei Jahren gab es kaum jeman- den, der mich bei meiner Idee unterstützte. Damals meinten alle, dass Neo-Brokern allein die Zukunft gehört. Allerdings zei- gen Studien, dass viele Kunden der Broker sogar in Bullenmärkten Verluste machen. Sie benötigen geeignete Instrumente, um ihre Investments kompetent in die Hand nehmen zu können – genau, was Fincraft bietet.“ Zudem seien die meisten Verbrau- cher Börsenneulinge – daher passe die Story. Diese muss er nun unters Volk bringen. JENS BREDENBALS FP Fincraft-Gründer Stefan Steib: Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler arbeitete in seiner über 20 Jahre dauernden Karriere schon für die Landesbank Baden-Württemberg, die WGZ Bank, die Landesbank Rheinland- Pfalz und HSBC Trinkaus & Burkhardt. » Anleger benötigen geeignete Instrumente, um ihre Investments kompetent in die Hand nehmen zu können. « Stefan Steib, Fincraft VERTRIEB & PRAXIS Fintechs 364 fondsprofessionell.de 4/2022 FOTO: © FINCRAFT

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=