FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

Beteiligten fruchtbaren Austausch zu blei- ben. In diesem Zusammenhang sind natürlich auch unsere Polaris- und The- menfonds sowie unsere ESG-Expertise zu erwähnen. Aber hat sich im Vertrieb etwas Grund- legendes verändert? In den Jahren 2020 und 2021 gab es so gut wie keine Events, und auch Beratung fand verstärkt vom Homeoffice aus statt. In diesem Jahr waren viele Berater wieder beim Kunden, aber die Absatzzahlen lassen zu wünschen übrig, was doch auch Ihre Gesellschaft zu spüren bekam… Oddo: …was aber in erster Linie mit der im laufenden Jahr sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen erheblich gedrückten Marktsituation zusammenhängen dürfte. Deshalb glaube ich nicht, dass eine Art Korrelation nach dem Motto „Vertrieb aus dem Homeoffice führt zu explodierenden Umsätzen“ besteht. Das von Multikrisen geprägte Umfeld, wie Sie es eingangs genannt haben, hat zu einer gewissen Rat- losigkeit bei vielen Kunden geführt, die gerade begonnen hatten, sich für neu auf- kommende Opportunitäten zu interessie- ren, was selbst durch die – zum Glück nur sehr kurze – Korrekturphase zu Beginn der Coronakrise nicht aufgehalten wurde. Piening: Wobei ich schon sagen würde, dass wir uns aufgrund der Ereignisse in der jüngsten Zeit inzwischen in einer Art drit- ten Phase von modernem Vertrieb oder Beratung befinden. Die erste Phase war ge- prägt vom direkten Austausch zwischen Kunde und Berater beziehungsweise im B2B-Bereich zwischen Vertriebsbeauftrag- tem und Berater. In der zweiten Phase ka- men technische Hilfsmittel hinzu, die da- für gesorgt haben, dass Gespräche durch entsprechende Analyse- und Monitoring- Tools unterstützt wurden. In der inzwi- schen erreichten dritten Phase hat der Weg zum Kunden oder auch zum Berater deut- lich mehr Facetten, sei es der rein digitale Weg, eine hybride Form von Vertrieb und Beratung oder der klassische Präsenzkon- takt. Wobei alle drei kaum noch ohne die Unterstützung der Technik denkbar sind. Richten wir noch kurz den Blick nach vorn. Man hört von einem Projekt, das sich „Europe Now“ nennt. Was steckt dahinter? Oddo: Das Projekt ist aus der Erfahrung ge- wachsen, die wir durch die Übernahme der früheren BHF-Bank gemacht haben. Das war für uns ein riesiger Schritt, bei dem sich die Harmonisierung von zwei unterschiedlichen IT-Landschaften und un- terschiedlichen Prozessen als echte Heraus- forderung erwiesen hat. Wir sind sicher noch weit entfernt von unserem Ziel, wol- len aber mit Europe Now den nächsten folgerichtigen Schritt machen … … der worin konkret besteht? Oddo: In der Entwicklung einer gemeinsa- men Plattform, die in Bezug auf den end- gültigen Merger einer deutschen Bank auf der einen und einer französischen Bank auf der anderen Seite vieles erleichtern soll. Wir investieren dabei in neue Technolo- gien und Anwendungen künstlicher Intel- ligenz, durch die wir zwei heute noch unterschiedliche Strukturen nicht nur vereinfachen und vereinheitlichen wollen, sondern auch den Weg freimachen wollen hin zu einer echten europäischen Bank, die diesen Status auch verdient und die uns unserem Ziel, einer der führenden Finanz- dienstleister in der Eurozone zu werden, ein gehöriges Stück näher bringt. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER FP KURZ-VITA: Philippe Oddo Als Spross einer traditionsreichen französischen Bankiers- familie ist Philippe Oddo heute Vorstandschef der Finanz- gruppe Oddo BHF. Nach seinem Studium in Paris, New York und Köln trat er bereits 1984 ins Management des damals noch unter Oddo & Cie. firmierenden Pariser Privatbankhau- ses ein, dessen Geschichte bis 1849 zurückreicht. Im Alter von 28 Jahren übernahm er drei Jahre später gemeinsam mit seinem Bruder die Führung der familieneigenen Bank. » Die Übernahme der früheren BHF-Bank war für uns ein riesiger Schritt. « Philippe Oddo, Oddo BHF FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH VERTRIEB & PRAXIS Philippe Oddo + Selina Piening | Oddo BHF 384 fondsprofessionell.de 4/2022

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