FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022
Wir arbeiten daran, uns breiter aufzustellen. Wir möchten die Möglichkeit nutzen, den Anteil unseres Anleihengeschäfts auszubau- en.Das stellt unserer Meinung nach eine at- traktive Chance für unser Unternehmen da. Wirklich? Der Rentenmarkt hat den größten Kurssturz seit Jahrzehnten hinter sich. Ist das der richtige Zeitpunkt, in diesem Seg- ment Gas zu geben? Investoren brauchen eine breite Aufstel- lung. Sie werden Anleihen auch in Zeiten halten, in denen deren Trend nicht nach oben weist. Aktuell liegt nicht nur das Zinsniveau deutlich höher als noch zu Jahresbeginn, auch der Risikoaufschlag von Unternehmensanleihen ist gestiegen. Das bietet zahlreiche Chancen für Anleger, die sich jetzt auf Sicht von fünf bis zehn Jah- ren positionieren möchten – unabhängig davon, wie herausfordernd die letzten Monate waren. Viele Asset Manager haben in jüngerer Ver- gangenheit ihr Private-Markets-Geschäft ausgebaut. Geschuldet ist das nicht zuletzt der Tatsache, dass die Zahl der börsen- notierten Unternehmen schrumpft. Viele etablierte Firmenwerden von Private-Equi- ty-Fonds übernommen, und Start-ups kom- men immer später an die Börse. Planen auch Sie den Einstieg in dieses Markt- segment? Nein. Es gibt an den öffentlichen Aktien- und Anleihenmärkten rund um den Glo- bus nach wie vor viele attraktive Invest- mentmöglichkeiten. Keine Frage, Früh- phasenfinanzierungen können eine chan- cenreiche Anlage sein, aber das überlassen wir anderen. Wir konzentrieren uns auf das, was wir wirklich können. Dann kommen wahrscheinlich auch Index- investments nicht in Frage für MFS – ob- wohl dieses Marktsegment in den ver- gangenen Jahren einen phänomenalen Aufschwung genießen durfte. Damit liegen Sie richtig. Wir haben uns seit fast 100 Jahren dem aktiven Manage- ment verschrieben, und dem bleiben wir treu. Eine unserer wichtigsten Aufgaben war es, den Zeithorizont zu identifizieren, über den wir unseren Kunden einen Mehr- wert bieten können. Das Ergebnis ist, dass wir unsere Fondsmanager ausschließlich an ihrer Performance über drei, fünf und zehn Jahre messen. Kürzere Zeiträume spielen für ihre interne Beurteilung keine Rolle. In den letzten Jahren gab es immer wieder Phasen, in denen Beta toll war, doch die Zeiten haben sich wie erwähnt geändert. Darum fühlen wir uns mit unserem Fokus auf aktives Management sehr wohl – ins- besondere mit Blick in die Zukunft. Kommt denn die Auflage aktiv gemanagter ETFs in Frage? Wir haben keine derartigen Fonds lanciert. In den USA finden aktiv gemanagte ETFs vor allem deshalb Anklang, weil sie im Vergleich zu herkömmlichen Publikums- fonds mit Blick auf die Steuern und die Handelskosten sehr effizient sind. In den Vereinigten Staaten bieten wir Kunden, die darauf Wert legen, andere steuereffiziente Vehikel wie Managed Accounts an, daher brauchen wir keine ETFs. Ein Blick auf Ihre Produktpalette zeigt, dass 91 Prozent Ihrer Publikumsfonds aus den USA stammen. Wie möchten Sie Ihr Ge- schäft internationalisieren? Oder sind Sie zufrieden mit dem starken Fokus auf den Heimatmarkt? » In den vergangenen Jahren musste man kein toller Portfolio- manager sein, um ansehnliche Renditen zu erwirtschaften. « Michael Roberge, MFS FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.de 4/2022 393
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