FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

Wir möchten unser Geschäft außerhalb der USA definitiv stärken.Wir haben beispiels- weise eine wachsende Zahl institutioneller Kunden etwa in Asien und in Europa. Ins- besondere in Europa sehen wir die Chance, unser Wholesale-Geschäft zu stärken, denn unserer Beobachtung zufolge öffnen sich viele Banken und andere Vertriebe zuneh- mend für Produkte konzernfremder Mana- ger. Darum bauen wir das Team in Europa aus, auch hier in Deutschland, einem unse- rer Fokusmärkte auf dem Kontinent. Wir prüfen, wie wir unseren Kunden, den Bera- tern, helfen können, ihre Endkunden noch besser zu bedienen.Deshalb investieren wir in engere Partnerschaften. Das versuchen viele angelsächsische Asset Manager. Was hat Ihr Haus zu bieten, was andere nicht können? Wir versuchen nicht, überall mitzumi- schen, sondern konzentrieren uns auf eine Sache: aktives Management, und das seit Jahrzehnten und erwiesenermaßen erfolg- reich. Wir nehmen außerdem für uns in Anspruch, wirklich langfristig zu handeln. Ein weiterer Punkt, der uns von Wettbe- werber unterscheidet, ist unser Fokus auf das Risikomanagement: Wir arbeiten hart dafür, Verluste zu begrenzen, was der Per- formance auf lange Sicht sehr zuträglich ist. Zur langfristigen Ausrichtung gehört auch unser Nachhaltigkeitsansatz. Finanzielle Kennzahlen, Branchenfaktoren und ESG- Kriterien gehen bei uns Hand in Hand. Nachhaltigkeit ist ein gutes Stichwort: Sehe ich das richtig, dass MFS keine dezidierten ESG-Fonds anbietet? Ja, das stimmt. Der wichtigste Grund dafür ist, dass wir nicht an Ausschlüsse glauben. Der beste Ansatz ist unserer Überzeugung nach, Nachhaltigkeit in den Investment- prozess zu integrieren. Mit Ausschlüssen versperrt man sich viele Möglichkeiten, zum Beispiel Investments in den Energie- bereich. Diese können nicht nur finanziell attraktiv sein, sondern Sie können den Unternehmen auch dabei helfen, die Energiewende zu meistern. Wenn Sie die entsprechenden Titel erst gar nicht halten, gelingt das nicht. Viele andere Asset Manager integrieren ESG-Kriterien ebenfalls in ihren Invest- mentprozess, haben aber zusätzlich Nach- haltigkeitsprodukte aufgelegt, die fokus- sierter auf Umwelt- oder soziale Themen abzielen. Wollten Sie das nicht? Das Problem ist, dass Sie mit jedem Aus- schluss Ihr Investmentuniversum verklei- nern. Früher oder später schränkt das die mögliche Rendite ein. Wenn Sie wirklich etwas bewirken wollen, führt kein Weg an Engagement, also dem kritischen Dialog mit der Unternehmensspitze, vorbei. So können Sie tatsächlich etwas verbessern, anders als mit Ausschlüssen. Hinzu kommt: Wir sind überzeugt davon, dass die Performance für die Anleger besser ist, wenn wir Unternehmen bei ihrer Trans- formation hin zu einem umwelt- und so- zial verträglicheren Wirtschaften begleiten. Typische „grüne“Aktien, die in allen ESG- Fonds vertreten sind, sind meist sehr hoch bewertet. Das werden auf Sicht der nächs- ten zehn Jahre nicht die besten Invest- ments sein. Unternehmen, die sich in puncto Nachhaltigkeit positiv entwickeln, dürften die attraktivere Option sein. Im Vertrieb ist es allerdings schwierig, auf Ausschlüsse zu verzichten. In Deutschland beispielsweise gibt es viele Anleger, die keine Atomenergie oder Kohlekraft im Portfolio haben möchten. Wir wissen, dass es solche Anleger gibt, und das ist auch völlig in Ordnung. Aber nehmen Sie mal die übergeordnete Per- spektive ein: Wenn jeder Fonds beschlie- ßen würde, fossile Energien zu verkaufen, wäre das gut für die Wirtschaft? Nein! Würde es die Treibhausgasemissionen schlagartig reduzieren? Nein! Die Kohle- kraftwerke verschwinden ja nicht von heu- te auf morgen, sie würden nur bei anderen Eigentümern landen, die sich im Zweifel gar nicht um die Umwelt scheren. Wir » Insbesondere in Europa sehen wir die Chance, unser Wholesale- Geschäft zu stärken. « Michael Roberge, MFS FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH VERTRIEB & PRAXIS Michael Roberge | MFS 394 fondsprofessionell.de 4/2022

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