FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022
„Die Gewerkschaften haben immer wie- der Erhöhungen für Tarifbeschäftigte von etwa drei Prozent erreichen können“, sagt Oliver Popp. So haben etwa Angestellte bei den genossenschaftlichen Instituten, die der Tarifgruppe 5 angehören und im fünften oder sechsten Berufsjahr arbeiten, von 2008 bis 2022 einen Gehaltszuwachs von 33,1 Prozent erzielt (siehe Grafik diese Seite). In der untersten und der obersten Vergü- tungsgruppe waren es im selben Zeitraum immerhin jeweils 25 Prozent. Blick zurück Ein Blick in die Vergangen- heit lässt also durchaus gute Stimmung aufkommen. Doch Gewerkschaftsmann Popp macht sich Sorgen über die künftige Gehaltsentwicklung im Bankensektor. „Eine Steige- rung von rund drei Prozent war in Zeiten einer niedrigen Inflation in Ordnung“, erklärt er. Angesichts der enorm ho- hen Teuerungsrate sieht das inzwischen aber anders aus. „Zudem lässt sich feststellen, dass viele Institute immer wei- tere Geschäftsbereiche ausla- gern und in Service-GmbHs überführen“, berichtet Popp. Dann fallen die Beschäftigten nicht mehr unter den Manteltarifvertrag. „Wenn man sich an- schaut, welche Gehälter den Mitarbeitern in den Service-Töchtern gezahlt werden, so kratzt das zum Teil schon am Mindest- lohn“, sagt der Gewerkschafter.Hinzu kom- me eine Neuerung, die dazu führen dürfte, dass die Vergütung von Tarifbeschäftigten bei privaten und öffentlichen Banken künf- tig auseinanderklaffen wird, was seit Jahr- zehnten nicht der Fall war. Jan Duscheck, der aufseiten der Verein- ten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) die jüngsten Tarifverhandlungen mit dem Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) und dem Arbeitge- berverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) geführt hat, weiß, wovon Popp spricht. „Die Tarifstreitigkeiten im Bankensektor waren durchaus von Be- sonderheiten geprägt“, sagt Duscheck. Als klare Änderung der Spielregeln in den Ver- handlungen um neue Flächentarifverträge nennt er die getrennt geführ- ten Gespräche. VÖB schert aus „Der VÖB hatte bereits 2020 entschieden, sich aus der Ver- handlungsgemeinschaft mit dem AGV Banken zurückzu- ziehen“, berichtet Duscheck. So traten die beiden Arbeitgeber- verbände erstmals seit 1972 wieder eigenständig für ihre Mitgliedsinstitute ein. Ziel der Verbände sei es gewesen, „pass- genauere Lösungen“ zu errei- chen, statt sich auf den kleins- ten gemeinsamen Nenner zu verständigen. „Dieses Mal ist es trotzdem noch gelungen, für Vergütung bei Genossenschaftsbanken Bruttomonatsgehalt in Euro für Tarifangestellte* *nachderVergütungsordnungBestandskräfteabJanuar2023 (Erhöhungum3,2Prozent) |TG=Tarifgruppe Quelle:DeutscherBankangestellten-Verband (DBV) TG 1 TG 2 TG 3 TG 4 TG 5 TG 6 TG 7 TG 8 TG 9 1./2. Berufsjahr 2.383 2.464 2.587 2.703 2.809 3./4. Berufsjahr 2.516 2.621 2.718 2.838 2.962 3.122 5./6. Berufsjahr 2.646 2.767 2.842 2.974 3.315 3.311 3.538 7./8. Berufsjahr 2.809 2.947 2.969 3.108 3.269 3.502 3.774 4.079 9. Berufsjahr 3.127 3.246 3.424 3.700 4.003 4.342 4.674 10. Berufsjahr 3.644 3.573 3.899 4.240 4.601 4.968 11. Berufsjahr 4.097 4.097 4.475 4.865 5.260 Deutliches Plus Bruttomonatsgehälter bei Genossenschaftsbanken* Mit 33,1 Prozent erzielten Genossenschaftsbanker der mittleren Tarifgruppe 5 im fünften und sechsten Berufsjahr seit 2008 den im Vergleich höchsten Gehaltszuwachs. *Tarifangestellte (VergütungsordnungBestandskräfte) IQuelle:DBV 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 TG 9 11. Berufsjahr TG 5 5./6. Berufsjahr TG 1 1./2. Berufsjahr 2008 2022 +25,0 % +33,1 % +25,0 % Euro BANK & FONDS Bankgehälter 416 fondsprofessionell.de 4/2022
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