FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022
die Beschäftigten der privaten und der öffentlichen Banken die gleichen Tarifver- träge auszuhandeln“, sagt Oliver Popp. In Zukunft könnten die Verträge jedoch von- einander abweichen. Nach 50 Jahren wäre das schon recht bizarr. Die nächste Neuerung versuchte der VÖB in der Tarifgemeinschaft der öffentli- chen Banken durchzusetzen, zu der neben großen Landesbanken auch der Fonds- anbieter der Sparkassen, die Deka, gehört. Außerdem sind viele Förderbanken Teil der Gemeinschaft, darüber hinaus sind die Hamburger Sparkasse, die Frankfurter Spar- kasse, die Nassauische Sparkasse und die Sparkassen im Saarland dabei. Tarif „modernisieren“ „Der Verband erklärte, er wolle die Tarif- tabelle modernisieren“, berichtet Duscheck. Mit „modernisieren“war jedoch nichts an- deres gemeint als eine Abkehr von automa- tischen schrittweisen Gehaltserhöhungen mit zunehmender Betriebszugehörigkeit. „Stattdessen wollte der VÖB eine leis- tungsbezogene Vergütung einführen, was bei uns zu einer Blockadehaltung geführt hat“, so der Verdi-Verhandlungsführer.Nach harten Gesprächen nahm der VÖB diese Forderung schließlich zurück. „Es war aber klar, dass die öffentlichen Banken tat- sächlich modernisieren wollen“, berichtet Duscheck. Letztendlich hätten die beiden Parteien gemeinsam dann doch ein ordent- liches Paket geschnürt. Bei den privaten Banken hat der Ge- werkschafter hingegen den Eindruck, sie wollten am liebsten gar nichts mehr am Verhandlungstisch regeln. „Wir haben es vielmehr mit einem Arbeitgeberverband zu tun, der versucht, auf der tariflichen Ebene möglichst alles abzuwehren“, sagt er. „Ich mache mir wirklich Sorgen, wie das in Zukunft weitergehen soll“, erklärt Duscheck. Mehr Beteiligung erwünscht Oliver Popp sieht allerdings auch auf- seiten der Beschäftigten selbst gewisse Pro- bleme. „Wenn wir für Tariferhöhungen zu Streiks aufrufen, ist die Beteiligung in vie- len Fällen nicht so hoch, wie wir das an- streben“, sagt Popp. Anders sehe es nur aus, wenn bei einzelnen Instituten etwa Arbeits- plätze gekürzt oder Urlaubstage gestrichen werden sollen. Dann werden die Tarifmit- arbeiter aktiv. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt. „Im Bankensektor entfalten Arbeitsniederlegun- gen keinen so hohen Druck wie zum Bei- spiel im Flug- oder Bahnverkehr“, erklärt Popp. Daher ist es natürlich generell schwieriger, Gehaltserhöhungen durchzu- setzen. Junge Leute auf der Suche nach dem passenden Beruf sollten heute also genau überlegen, wie sie sich entscheiden, wenn die Eltern fragen: „Wie wäre es denn mit einer Bank?“ ANDREA MARTENS FP » Viele Institute lagern immer weitere Geschäftsbereiche in Service-GmbHs aus. « Oliver Popp, DBV Vergütung bei privaten und öffentlichen Banken Bruttomonatsgehalt in Euro für Tarifangestellte TG=Tarifgruppe;gültigseitJuli2022 (öffentlicheBanken)bzw.August2022 (privateBanken);ErhöhungumzweiProzentzum1.Juli2023 (öffentlicheBanken)bzw.1.August2023 (privateBanken) Quelle:DeutscherBankangestellten-Verband (DBV) TG 1 TG 2 TG 3 TG 4 TG 5 TG 6 TG 7 TG 8 TG 9 1./2. Berufsjahr 2.366 2.450 2.573 2.682 2.792 3./4. Berufsjahr 2.499 2.604 2.700 2.819 2.944 3.100 5./6. Berufsjahr 2.628 2.750 2.823 2.953 3.094 3.289 3.514 7./8. Berufsjahr 2.792 2.926 2.950 3.088 3.251 3.478 3.748 4.053 9. Berufsjahr 3.105 3.222 3.399 3.677 3.977 4.311 4.644 10. Berufsjahr 3.356 3.554 3.873 4.212 4.571 4.936 11. Berufsjahr 3.715 4.067 4.443 4.834 5.225 BANK & FONDS Bankgehälter 418 fondsprofessionell.de 4/2022 FOTO: © DBV
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