FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022
bisher in den Rechenschaftsberichten der Fonds ausgewiesen, für eine Vorausberech- nung können also Vergangenheitswerte herangezogen werden. Implizite Kosten Anders ist dies bei den impliziten Trans- aktionskosten. Sie stecken in der Geld-Brief- Spanne, also der Differenz zwischen An- und Verkaufskurs. Ein Beispiel zeigt, was gemeint ist: Eine Anleihe ist 100 Euro wert. Ein Broker erwirbt sie für 99 Euro und ver- kauft sie für 101 Euro. In diesem Fall läge die Geld-Brief-Spanne bei zwei Euro, die Transaktionskosten für Käufer und Ver- käufer beliefen sich jeweils auf einen Euro. Implizite Transaktionskosten lassen sich für die Zukunft natürlich nicht präzise ermitteln, sie müssen geschätzt werden. Dabei dürfen sich KVGen bei allen Fonds, für die ab 2023 erstmalig PRIIPs-BIBs zu erstellen sind, vorerst noch unterschiedli- cher Methoden bedienen. Ab 2025 müssen sie aber verpflichtend das Arrival-Price-Ver- fahren anwenden. Hier wird die Differenz des tatsächlichen Kauf- oder Verkaufspreises zum Kurs bei Orderaufgabe errechnet. Auf dem Papier negativ Ist dieser nicht bekannt, wird als Refe- renzwert der Eröffnungskurs oder der Schlusskurs des Vortags herangezogen. Würde ein Fondsmanager beispielsweise an einem Nachmittag eine Aktie für 15,30 Euro kaufen, die morgens zu 15 Euro in den Handel gegangen ist, werden 30 Cent als implizite Transaktionskosten veran- schlagt. Hätte der Fondsmanager die Aktie hingegen für 14,70 Euro gekauft, so lägen die Transaktionskosten bei minus 30 Cent. Einfach weglassen Da negative Transaktionskosten mit der Realität wenig zu tun haben, wurde dieser Ausweis, der im ersten PRIIPs-BIB ver- pflichtend war, viel diskutiert. „Ab dem kommenden Jahr werden negative Trans- aktionskosten nicht mehr gezeigt“, weiß Bittner. Kommt es bei der Berechnung der impliziten Transaktionskosten auf dem Papier dazu, werden sie einfach weggelas- sen. Eine Regelung, die sicher zu etwas mehr Klarheit im PRIIPs-BIB führen wird. ANDREA MARTENS FP OGAW-KID versus PRIIPs-BIP: Die Unterschiede im Überblick Quelle:Union Investment,EY,FONDSprofessionell IStand:31.10.2022 OGAW-KID PRIIPS-BIP Format: 2 Seiten | 5 Abschnitte 3 Seiten | 7 Abschnitte Komplexitäts-Warnhinweis: Kein Warnhinweis nötig (nur OGAW-Produkte) Komplexe Produkte gemäß Mifid II (u. a. AIF) sind mit einem Warnhinweis zu versehen: „Sie sind im Begriff, ein Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann.“ Beschreibung der Risiken: Feste Vorgabe von fünf Risiken, die bei Zutreffen beschrieben werden müssen Verbindliche Vorgaben zu Textelementen hinsichtlich Liquidität, etwaigen Garantien oder der Fondswährung Zielmarkt: Keine Zielmarktangabe Zielmarkt der Kundengruppen, für deren Ziele, Bedürfnisse und Eigenschaften das Produkt geeignet ist Performancebewertung: Vergangenheitsbezogen (ex post) Zukunftsbezogen (ex ante): Berechnung von vier prognostizierten Zukunftsszenarien (günstig, neutral, ungünstig, Stress) über ein Jahr sowie über den Zeitraum der empfohlenen Haltedauer Risikobewertung SRRI (Synthetic Risk and Reward Indicator) SRI (Summary Risk Indicator) Kosten und Gebühren: Darstellung der tatsächlichen Kosten, basierend auf Vergangenheitswerten Darstellung der laufenden und effektiv zu erwartenden Kosten auf Basis verschiedener Kostenarten (Initialkosten, Transaktionskosten u. a.) Aktualisierung: Jährliche Aktualisierung zu Beginn eines Kalenderjahres Laufende Aktualisierung bei Änderung von Inhalt, Daten oder Indikatoren, mindestens alle zwölf Monate STEUER & RECHT PRIIPS 440 fondsprofessionell.de 4/2022
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