FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

tieren nicht nur von günstigen Finanzie- rungskosten, sie haben auch Zugang zu Einlagen, die sie nicht neu bewerten müs- sen, wenn die Zinsen steigen. Das resultiert am Ende in einem Kostenvorteil, der bestimmte Institute überproportional von steigenden Zinsen profitieren lässt. Es macht einfach einen Unterschied, wenn die mittelfristigen Aussichten für das Wirt- schaftswachstum wie in Indien oder in Indonesien bei fünf bis sechs Prozent lie- gen.Davon können die meisten westlichen Länder, wo die Zeichen derzeit auf Rezes- sion stehen, imMoment nur träumen. Heuser: Ein Aspekt, mit dem Sie im laufen- den Jahr kaum zufrieden sein können, ist das Thema Performance. Denn der Fonds wird das Jahr wohl imMinus beenden. Dudding: Wir sind natürlich nicht zufrie- den mit dem Anlageergebnis, wie wir es unseren Anlegern aller Voraussicht nach für 2022 kommunizieren werden. Ich bin selbst davon betroffen, denn ein Großteil meiner eigenen Geldmittel ist in den Fonds investiert. Natürlich erklärt sich unsere Underperformance im laufenden Jahr zum Teil durch die Entwicklung der Märkte insgesamt mit deutlichen Kursrück- gängen in einzelnen Werten oder ganzen Branchen. Was mich aber am meisten ärgert, ist die Tatsache, dass wir aktuell schlechter abschneiden als der Marktdurch- schnitt. Das war zuletzt nur 2016 der Fall. Heuser: Würden Sie denn zustimmen, wenn man sagt, dass Sie ein Fondsmanager sind, der gute Ergebnisse in Aufwärtsphasen abliefert, aber hinterherhinkt, wenn es an den Märkten nach unten geht? Dudding: Im Rückblick würde ich eher das Gegenteil von mir behaupten, nämlich, dass wir in der Vergangenheit gut darin gewesen sind, unsere Investoren in Abwärtsphasen vor Verlusten zu schützen. Unser Abschneiden in einer durchaus schwierigen Marktsituation, wie wir sie 2018 erlebt haben, ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir in früheren Jahren durchaus in der Lage waren, deutlich besser als Index und Peergroup abzuschneiden. Dafür waren wir sogar bereit, auf den einen oder anderen Performancepunkt zu verzichten in Zeiten, da die Kurse nur den Weg nach oben kannten. Glow: Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus? Dudding: Auch wenn wir, wie eingangs erwähnt, unseren Investmentprozess an sich keineswegs in Frage stellen, haben wir natürlich analysiert, wo wir etwas falsch gemacht haben. Aufgefallen ist dabei unter anderem ein Aspekt, den wir wahrschein- lich zu sehr unterschätzt haben, das ist der Effekt, den steigende Zinsen auf die Kapi- talkosten unserer Portfoliounternehmen gehabt haben. Daran werden wir in Zu- kunft etwas ändern müssen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Inflation zwar wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht hat, dass sie aber nicht so schnell wieder zurückgehen wird, wie das zum Teil am Markt immer noch erwartet wird. Auch in Bezug auf unsere grundlegenden Annah- men werden wir etwas ändern. So sind wir zum Beispiel deutlich weniger optimistisch, was die Entwicklung des chinesischen Aktienmarktes angeht, als das in der Ver- gangenheit der Fall war. Glow: Inwieweit hat die Tatsache, dass Ihr Fonds Artikel 8 der EU-Offenlegungsver- ordnung entspricht, ein besseres Perfor- manceergebnis sozusagen verhindert? Dudding: Der Fonds unterliegt dadurch natürlich gewissen Restriktionen, die man als Fondsverantwortlicher unter dem rei- nen Performancegesichtspunkt lieber nicht gehabt hätte. Denn die höchsten Kurszu- wächse waren im laufenden Jahr doch mit Unternehmen aus der Ölbranche oder » Was mich am meisten ärgert, ist die Tatsache, dass wir aktuell schlechter abschneiden als der Marktdurchschnitt. « Dave Dudding, Columbia Threadneedle MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Dave Dudding | Columbia Threadneedle 86 fondsprofessionell.de 4/2022 KREUZ VERHÖR FOTO: © TOM BIRTCHNELL

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