FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023
Pro tlich: Das würde ich schon sagen. In diesem Jahr liegen wir mit einem Wert- zuwachs von gut acht Prozent seit Jahres- beginn deutlich vor dem Durchschnitt unserer Fondskategorie – allerdings ist der Betrachtungszeitraum für eine Beurteilung de nitiv zu kurz. Kölsch: Was sind denn die wesentlichen Pfeiler für die Berücksichtigung des Nach- haltigkeitsthemas im Fonds? Pro tlich: Ein grundlegendes Merkmal unseres Fonds liegt in unserer Konzentra- tion auf zukunftsträchtige Geschäftsmodel- le. Die Unternehmen im Portfolio weisen nahezu ausnahmslos ein beträchtliches Wachstumspotenzial auf, gewinnen erheb- lich an Marktanteilen und werden in fünf bis zehn Jahren deutlich größer sein als heute. Das alles sind Kennzeichen, die nur grundsätzlich nachhaltige Geschäftsmo- delle für sich in Anspruch nehmen kön- nen. Denn eines steht für mich fest: Nicht nachhaltige Geschäftsmodelle haben ein echtes Existenzrisiko.Der ESG-Aspekt ist in erster Linie eine Risikodimension, die sich mittel- bis langfristig auf die Entwicklung von Unternehmen auswirken wird. Heuser: Wie meinen Sie das genau? Pro tlich: Einem Unternehmen, das sich nicht schon heute zukunftsgerichtet auf- stellt, wird für sein Fehlverhalten in Bezug auf die drei Risikodimensionen E, S und G von Nachhaltigkeit eher früher als später die Quittung über rückläu ge Absatz- zahlen und später über einen sinkenden Aktienkurs ausgestellt. Schon bevor nach- haltiges Investieren zu einer Art Mode- thema unserer Branche geworden ist, war für uns langfristiges Investieren untrennbar mit nachhaltigem, zukunftsträchtigem Unternehmertum und entsprechenden Unternehmen verbunden. Heuser: So einleuchtend das klingt, aber das kann doch nur eine Art erste Stufe der Berücksichtigung von ESG-Aspekten sein. Pro tlich: Vollkommen richtig, deshalb haben wir darüber hinaus eine Reihe von Grundsätzen formuliert,mit denen wir un- ser Verständnis der konkreten Umsetzung von Nachhaltigkeit im Fonds dokumentie- ren. Dazu gehört zum einen der Aus- schluss bestimmter Branchen: Bereiche wie die Tabakherstellung, die Öl- und Gas- industrie oder auch die Metall- und Roh- sto gewinnung gehören schon seit vielen Jahren nicht mehr zu unserem investierba- ren Universum. Darüber hinaus berück- sichtigen wir die sogenannten Mindestaus- schlüsse entsprechend dem BVI-Verbände- konzept. Unternehmen, deren Umsatz- anteil zu mehr als zehn Prozent aus dem Rüstungsgeschäft oder zu mehr als 30 Pro- zent aus der Kohleförderung und -verstro- mung stammt, werden Sie in unserem Fonds beispielsweise nicht nden. Kölsch: Bei einer der größten Positionen in Ihrem Fonds, dem Triebwerksbauer MTU, dürften einige Marktbeobachter allerdings Zweifel anmelden. Pro tlich: Aus unserer Sicht aber zu Unrecht. Denn der Umsatzanteil des Unternehmens an der Herstellung von Rüstungsgütern liegt nach unserer Analyse nach wie vor bei deutlich unter zehn Prozent. Und einmal weitgehende Einigkeit darüber vorausge- setzt, dass es in absehbarer Zeit kein ernst zu nehmendes Substitut zu Kerosin geben wird, haben wir investiert. MTU stellt die mit Abstand nachhaltigsten und spritspa- rendsten Triebwerke für Mittelstrecken ug- zeuge her. Ähnliches gilt für eine Fonds- position wie Holcim, nach unserem Ver- ständnis ein Innovationsführer in Sachen Nachhaltigkeit bei der Herstellung von Zement, ein Bausto , den man in abseh- barer Zeit ebenfalls nicht ersetzen können wird. Beide Unternehmen sind Vorreiter in ihren Industrien, auf die wir angewiesen sind, um Emissionen abzubauen. Kölsch: Abgesehen von dem um zehn Prozent oszillierenden Umsatzanteil mit » Wir scheuen uns nicht, auf Missstände oder Defizite hinzuweisen, und finden auch Gehör. « Marc Profitlich, Profitlich Schmidlin MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Marc Profitlich | Profitlich Schmidlin 108 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © STEFAN GREGOROWIUS NACHHALTIG NACHGEFRAGT
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