FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023
Jamie Stuttard, Leiter des Global-Macro- Teams von Robeco, rät daher zum Abwar- ten: „Die Vergangenheit lehrt uns, dass der Höhepunkt der Zinsprämien in der Regel vor dem Gipfel der Ausfallraten erreicht wird.“ Bislang sind die Ausfallraten mit Ausnahme des Immobiliensektors noch extrem niedrig, spektakuläre Firmenpleiten wie etwa in der New-Economy-Krise ab 2000 oder der globalen Finanz- krise ab 2008 blieben aus. Die Ratingagentur Moody’s bezif- fert die Ausfallraten bei Euro- Hochzinsanleihen im Zeit- raum 2010 bis 2021 auf durch- schnittlich 2,9 Prozent. Für die letzten zwölf Monate liegt die Quote für Westeuropa sogar bei nur 0,4 Prozent. In frühe- ren Rezessionen stieg die Aus- fallrate auf bis zu zehn Prozent, Anleiheninhaber erhielten da- bei im Schnitt rund 30 Prozent des Nennwerts zurück. Bei Hochzinsanleihen kalku- lieren Fondsmanager Ausfälle grundsätzlich mit ein. Doch diesmal könnte der Markt posi- tiv überraschen. „Die Ausfälle dürften nied- riger bleiben, als es in Rezessionszeiten üblich ist“, glaubt etwa Thomas Hanson, Head of European High Yield bei Aegon – unter anderem weil die Schuldner das Niedrigzinsumfeld zur langfristigen Re - nanzierung genutzt haben. „Die Fälligkeits- mauer kommt erst ab 2025 auf uns zu“, sagt Aviva-Managerin Kara. Etwa zwei Drit- tel der Anleihen werden 2026 und später fällig – das verscha t den Emittenten Luft (siehe Gra k nächste Seite). Zinsniveau und Risikoprämie Wie viele Firmen unter der Schuldenlast letztlich zusammenbrechen, hängt auch von der weiteren Zinsentwicklung ab und davon, wie hart der Abschwung ausfällt. Marktzinsniveau und Risikoprämien müs- sen sich außerdem nicht unbedingt gleich entwickeln: So könnte das Zinsniveau bei einer Rezession sinken, die Risikoprämien aber steigen. La-Française-Experte Gharbi hat dafür verschiedene Szenarien durchge- rechnet. Sein Ergebnis: Damit europäische High Yield Bonds 2023 einen negativen Ertrag erzielen, müssen Risiko- prämie und Zinsniveau in Kombination um insgesamt rund 225 Basispunkte steigen – ein relativ komfortabler Sicher- heitspu er. Auf der anderen Seite würden die Risikoauf- schläge nur dann rasch sinken, wenn sich die Konjunkturaus- sichten aufhellen und Unsi- cherheiten schwinden. Anders war das, als die Spreads zu Be- ginn der Corona-Pandemie im März 2020 in die Höhe schos- sen und nach dem entschlos- senen Einschreiten der US-No- tenbank Fed wieder absackten. Vor dem Hintergrund kon- junktureller Unsicherheit, ho- Chris Bowie, Twentyfour Asset Management: „2022 verzeichneten die Investment-Grade-Märkte größere Kapitalverluste als die High-Yield-Märkte.“ Sunita Kara, Aviva Investors: „Wir haben erlebt, wie sich das ganze Anlageuniversum an die künftig höheren Kosten der Verschuldung anpasste.“ Zinsgipfel erreicht? Rendite liquider Euro-Hochzinsanleihen in % Blendet man die kurze Panik der Investoren zu Beginn der Corona-Pande- mie aus, liegen die Renditen von Euro-Hochzinsanleihen mittlerweile viel höher als in den vergangenen Jahren. Quelle:PGIMFixed Income, IHSMarkit 0% 2% 4% 6% 8% 10% ’23 I 2022 I 2021 I 2020 I 2019 I 2018 I 2017 I 2016 I 2015 I 2014 I 2013 iBoxx EUR Liquid High Yield Index 5,437 8,839 7,167 » Fallen Angels übertref- fen in den zwei Jahren nach der Herabstufung ihre High-Yield-Konkur- renten um durchschnitt- lich sechs Prozent. « Iain Stealey, J.P. Morgan AM MARKT & STRATEGIE Hochzinsanleihen 130 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © ALEX GRIFFITHS | VONTOBEL, AVIVA INVESTORS
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