FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023
her Zinsen und des Abbaus der Zentral- bankbilanzen dürften die Prämien diesmal deutlich länger erhöht bleiben. „Gefallene Engel“ Eine Sonderrolle im Hochzinssegment spielen die „Fallen Angels“. So nennt die Szene Firmen, die von den Ratingagentu- ren vom Investment-Grade- in den High- Yield-Bereich zurückgestuft wurden. Ihre Zahl dürfte in den kommenden Monaten deutlich steigen. Iain Stealey von J.P. Morgan AM hat die Entwicklung dieser Anleihen untersucht. Sein Ergebnis: „Fal- len Angels übertre en in den zwei Jahren nach der Herabstu- fung ihre High-Yield-Konkur- renten um durchschnittlich sechs Prozent.“ Kein Wunder also, dass zahlreiche aktive Manager in ihren Fonds „ge- fallene Engel“bevorzugen. Eini- ge ETFs investieren sogar aus- schließlich in diese Kategorie. Bislang behaupten sich die Hochzinsanleihen erstaunlich gut. 2022 widersetzten sie sich scheinbar so- gar den Gesetzen der Schwerkraft und hiel- ten sich um drei bis vier Prozent besser als Investment-Grade-Anleihen.Das zeigte sich auch bei der Performance vieler Fonds und ETFs. Dahinter steckt aber vor allem die meist kürzere Laufzeit der Hochzinspapie- re, erklärt Chris Bowie, Portfoliomanager bei Twentyfour Asset Management: „Ange- sichts des sehr starken Anstiegs der Staats- anleihenrenditen im Jahr 2022 verzeich- neten die Investment-Grade-Märkte mit höherer Duration größere Kapitalverluste als die High-Yield-Märkte, und mit einer niedrigeren Anfangsrendite waren auch die Gesamtrenditen niedriger.“ Dieses Jahr kann das freilich ganz anders kommen. Defensive Strategien Im aktuellen Umfeld bevorzugen die meisten Portfoliomanager High-Yield-Anlei- hen knapp unter der Investment-Grade- Grenze. So favorisiert Bowie Emittenten mit höherer Kreditqualität und investiert teils auch in Investment-Grade-Anleihen mit einem Rating von BBB. Auch Simon Thorp, Anlagechef bei Aperture Investors, glaubt, dass der Markt künftig deutlich stärker zwischen Gewinnern und Verlie- rern des schwierigen Umfelds unterschei- den wird.Die Konjunkturschwäche spricht zudem für weniger zyklische Sektoren wie Healthcare, Tele- kommunikation oder Nah- rungsmittel. Vorsichtig sind die meisten Pro s bei Zyklikern wie Industrie, Chemie und generell bei Unternehmen, die besonders von der lockeren Geldpolitik der letzten Jahre pro tiert haben. „Gerade die hoch verschuldeten Unterneh- men mit variabel verzinsten und nicht abgesicherten Schul- den dürften unter Druck kom- men“, erwartet PGIM-Portfolio- manager Logan. Unter den Regionen bietet der US-Markt eine deutlich größere Marktbreite und -tiefe Akram Gharbi, La Française: „Trotz der Unwäg- barkeiten ist die derzeitige Rendite auf dem High-Yield-Markt attraktiv.“ Jamie Stuttard, Robeco: „Die Vergangenheit lehrt uns, dass der Höhepunkt der Zinsprämien in der Regel vor dem Gipfel der Ausfallraten erreicht wird.“ Schuldenberg am Horizont Europäische Hochzinsanleihen nach Fälligkeit Die europäischen Hochzinsemittenten haben die Niedrigzinsphase genutzt, um sich günstig zu finanzieren. Zwei Drittel der ausstehenden Schulden werden erst nach 2025 fällig. Quelle:LaFrançaise 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % Später 2030 2029 2028 2027 2026 2025 2024 2023 Anteil der fälligen Anleihen (Prognose) 5,6 % 21,5 % 4,5 % » Die Schuldenmauer kommt erst ab 2025 auf uns zu. « Sunita Kara, Aviva Investors MARKT & STRATEGIE Hochzinsanleihen 132 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © LA FRANÇAISE, ROBECO
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