FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023

Unter dem Stichwort Agri-PV nden sich weitere Möglichkeiten einer Symbiose. Neben Schafen gibt es zunehmend Projek- te, die auch Rinder zwischen den Anlagen weiden lassen. „Dann müssen die Anlagen höher aufgeständert werden und insgesamt stabiler gebaut werden. Aber es ist eine Frage der Integration.Wenn man das klug anstellt, dann kann ein Mehrwert ge- schöpft werden“, sagt Schindele. Außerdem bildet sich unter den Solarpaneelen – Ge- wächshäusern ähnlich – ein Mikroklima. Darüber hinaus können die PV-Module Wasser au angen, das man den P anzen darunter gezielt zuführen kann. Vorreiter China Während Agri-PV in Europa noch ein relativ neues Thema ist, ist es in Asien be- reits gang und gäbe. In China sind schon vor fünf Jahren Agri-PV-Anlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt rund 12,5 Gigawatt errichtet worden. Zum Ver- gleich: Deutschlands größtes Kernkraftwerk Isar 2 kommt gerade mal auf 1,5 Gigawatt. In jüngster Vergangenheit hat der Agri-PV- Zubau in China an Fahrt gewonnen. „Ende 2021 waren in China bereits 37,6 Gigawatt Agri-PV-Leistung installiert – Ten- denz steigend“, sagt Schindele. In Zukunftsszenarien für den Energiemix in Deutsch- land steigt der prognostizierte Zubau an Frei ächensolar- anlagen am schnellsten (siehe Gra k vorige Seite). Dabei sind geeignete und genehmi- gungsfähige Flächen schon heute knapp, und nach dem Bau eines herkömmlichen Solarparks ist die Fläche nicht mehr anderweitig nutzbar. Nutzung und Bauarten „Das Geschäftsmodell eines Landwirts besteht in der Be- wirtschaftung seiner Fläche. Verpachtet er sie komplett, dann müsste er seine angestammte Tätig- keit aufgeben“, sagt Werner. „Bei Agri-PV bekommt er eine Pacht und kann seine Flächen weiterhin landwirtschaftlich nut- zen.“ Klimavest-Anbieter Commerz Real liegen Erkenntnisse vor, dass Landwirte aus der Kombi-Bewirtschaftung einen höheren Gesamtertrag erzielen können, als wenn sie ihre Flächen lediglich verpachten (siehe Gra k auf dieser Seite). Je nach Bauart lassen Agri-PV-Anlagen den Landwirten mehr oder weniger her- kömmliche Aktions äche. Am wenigsten Fläche nimmt der sogenannte Solarzaun ein.Der auf Agri-PV spezialisierte Anlagen- bauer Next2Sun hat senkrecht stehende Module entwickelt, die von zwei Seiten (bifazial) Solarenergie aufnehmen können. Gegenüber herkömmlichen Anlagen haben sie einen entscheidenden Vorteil. Waagrecht aufgeständerte Solarmodule sammeln nämlich am meisten Energie über Mittag, wenn die Sonne am höchsten steht. Während der Mittagspause in Industriebetrieben ist das allerdings auch eine Phase geringerer Stromabnahme, so- dass die Stromnetze mittags tendenziell überlastet sind. Bifaziale Module gewinnen vormittags und nachmittags die meiste Sonnenenergie und können dann nach Auskunft des Herstellers bis zu zehn Pro- zent mehr Strom als herkömmliche Anla- gen und bei Netzeinspeisung auch bis zu zehn Prozent höhere Preise erzielen. Zwi- schen den einzelnen Zaunreihen können auch große landwirtschaft- liche Maschinen noch gut bewegt werden. Transparente Module Eine interessante Neuent- wicklung sind auch teilweise lichtdurchlässige Module. Je nach der Art der P anzen, die darunter angebaut werden sollen, lassen sich damit gleich zwei positive E ekte erzielen: Volles Sonnenlicht ist für viele P anzenarten ohnehin zu viel, sodass sie teilverschattet besser gedeihen. Die Module wiederum werden leistungs- fähiger, weil sie durch die Be- Weniger Fläche, mehr Nutzen Grundkonzept einer Agri-PV-Anlage Die Kombination ermöglicht beides zugleich und auf derselben Fläche: landwirtschaftliche Nutzung und Solarstromerzeugung. Quelle:Fraunhofer ISE Konventionell Agri-PV Auf 2 Hektar: 100 %Weizen + 100 % Solarstrom = 100 % Landnutzung Auf 1 Hektar: 80 %Weizen + 80 % Solarstrom = 160 % Landnutzung » Mit unseren Projekt- entwicklungen leisten wir Pionierarbeit auf dem deutschen Markt. « Timo Werner, Commerz Real SACHWERTE Klimainvestments 216 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © COMMERZ REAL

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