FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023
schiedlich, je nach Anteil der hohen Garan- tiezinsen im Bestand“, erklärt Saal. In Sum- me sorge das schleichende Auslaufen der hoch verzinsten Altverträge für Entlastung, das gebe Spielraum für eine höhere Über- schussbeteiligung. „Die Deklaration ist eine äußerst indi- viduelle Entscheidung“, betont Saal. Tat- sächlich ist die jährlich ausgewiesene Über- schussbeteiligung nur eine Momentauf- nahme. Genannt wird häu g die laufende Verzinsung aus Garantiezins (jedes Jahr garantiert) und Überschuss (nur für ein Jahr im Voraus garantiert). Um optisch einen höheren Gesamtzins auszuweisen, rechnen viele Anbieter auch eine Mindest- beteiligung an den Bewertungsreserven und den Schlussüberschuss ein. Beide Komponenten sind aber üchtig und stehen dem Kunden nur zu, wenn er die vereinbarte Laufzeit durchhält. Die im Februar verö entlichte Assekura- ta-Marktstudie zu Überschussbeteiligungen und Garantien bestätigt: Für 2023 schrei- ben die Lebensversicherer ihren Kunden erstmals seit 15 Jahren wieder mehr Zinsen gut. Über alle analysierten klassischen Pro- duktarten und Tarifgenerationen steigt die laufende Verzinsung im Schnitt der 43 un- tersuchten Gesellschaften auf 2,62 Prozent (2022: 2,55 Prozent). Doch der Höchstrechnungszins von 0,25 Prozent im Neugeschäft er- schwert die Kalkulation so stark, dass nur 13 Gesellschaften über- haupt noch klassische Renten- policen anbieten. Im Neuge- schäft bieten sie im Schnitt bloß noch 2,26 Prozent laufende Ver- zinsung. „Teile des Marktes set- zen deshalb inzwischen auf Pro- dukte der sogenannten Neuen Klassik mit herabgesetzten und endfälligen Garantien, damit der Kunde eine höhere Überschuss- beteiligung erhalten kann“, beob- achtet Assekurata-Bereichsleiter Lars Heermann. Erst wenn Rohüberschüsse erzielt wer- den, kann der Versicherer Gewinne vorwei- sen und der Kunde auch in Zukunft Über- schüsse erwarten. Angesichts jahrelanger Magerzinsen, höherer Anforderungen an das Eigenkapital und der Lebensversiche- rungsreform von 2014 sind die Rohüber- schussmarge, die laufende Durchschnitts- verzinsung und das „übrige Ergebnis“ aus Makler- und auch aus Kundensicht wich- tiger denn je. Das klingt nicht nur kom- pliziert und technisch, das ist es auch. Unterschiedliche Ansätze Die Schlussfolgerung ist aber ganz einfach: Entscheidend für die Wahl eines Lebensversicherers aus Kundensicht – und damit für die Auswahl des Maklers – sind die Fähigkeit des Versicherers, für den Kun- den eine solide Gegenleistung für den Bei- trag zu erbringen, und die Fairness, ihn an- gemessen am Gewinn zu beteiligen. Dazu gibt es in der Branche unterschiedliche Be- wertungsansätze, etwa von HermannWein- mann, Professor am Institut für Finanzwirt- schaft der Hochschule Ludwigshafen. Sei- ner Markterhebung zufolge sind Kunden nicht bei jedem Versicherer gleich gut auf- gehoben. So streut die für Überschussbe- teiligung und Pro tabilität stehende Roh- überschussmarge erheblich. Je höher die Marge, desto höher der „Verteilungskuchen“ für die Versicherten und das Unternehmen. „Die Partizipation der Versicherten und die genehmigungsfreie Solvenzquote sind maßgeblich für die Verbrauchernote“, er- läutert der Wissenschaftler sein Vorgehen (siehe Tabelle diese Seite). Weinmann interessieren je- doch nicht nur die Partizipation des Kundenkollektivs am Roh- überschuss und am Gesamter- trag sowie die Solvenzquote, son- dern auch betriebswirtschaftliche Kennzahlen wie Ertragskraft, er- weiterte Betriebskosten, Bewer- tungsreserven, Risikoergebnis- Reserve und Verlustreserve. Auf Basis der Geschäftszahlen 2021 schneiden dabei Allianz und Axa mit je 750 von 1.000 mög- lichen Punkten am besten ab. Bei der Verbrauchernote kam Marktführer obenauf Bewertung der Versicherer durch Hermann Weinmann 2022 1 Versicherer BWL-Punkte 2 Verbrauchernote Allianz 750 (sehr stark) sehr gut ( 1,3 ) Axa 750 (sehr stark) gut ( 2,0 ) Nürnberger 650 (stark) gut ( 1,7 ) Württembergische 600 (stark) gut ( 2,0 ) Alte Leipziger 550 (eingeschränkt stark) befriedigend ( 2,7 ) Debeka 550 (eingeschränkt stark) befriedigend ( 3,0 ) Zurich Dt. Herold 500 (eingeschränkt stark) ausreichend ( 3,7 ) Cosmos 450 (eingeschränkt stark) ausreichend ( 3,7 ) R+V 400 (eingeschränkt stark) befriedigend ( 3,3 ) Bayern-Vers. 350 (relativ schwach) ausreichend ( 3,7 ) SV Sparkassen 350 (relativ schwach) ausreichend ( 3,7 ) Generali 250 (schwach) knapp ausreichend ( 4,3 ) Analysiert wurden die zwölf umsatzstärksten Anbieter. 1 aufBasisderGeschäfts- ergebnissedesVorjahres | 2 betriebswirtschaftlicheBewertung (Höchstpunktzahl:1.000) |Quelle:Prof.HermannWeinmann ;ZfV18/22 » Uns hat überrascht, dass so viele Versiche- rer ihre Überschuss- beteiligung erhöhten. « Thorsten Saal, Morgen & Morgen FONDS & VERSICHERUNG Lebenspolicen 250 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © MORGEN & MORGEN
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