FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023
Franke und Bornberg. Bei der Neuen Klassik und bei Indexpolicen seien hohe Verluste dagegen ausgeschlossen.Die Kunst der Beratung bestehe daher darin, das Risi- kobewusstsein des Kunden zu ermitteln und dann das richtige Produkt beim rich- tigen Anbieter auszuwählen. Immerhin: „Die Leistungsspitze bei Fondsrenten ist breit“, meinte Franke nach Vorlage seines „Altersvorsorge-Ratings 2022“. Das Rating basiert auf den Bedingungs- werken und hat den Anspruch, die transpa- rentesten, exibelsten und kundenfreund- lichsten Tarife auszuzeichnen. 38 Prozent aller Angebote in der dritten Schicht beka- men zuletzt die Bestnote. „Tarife, die hier die Höchstnote erhalten, stechen per se bereits durch die genannten Eigenschaften hervor“, sagt Franke. Unter den Fonds- renten der dritten Schicht ohne Garantie nden sich mehrere Tarife von Allianz, Axa, Baloise, Continentale, Ergo, HDI, LV 1871,Nürnberger, Signal, Stuttgarter, Volks- wohl Bund, WWK, Württembergischer und Zurich. Studien zur Kostenbelastung Einer Studie der EU-Versicherungsauf- sicht EIOPA zufolge erzielten fondsge- bundene Produkte ohne Garantie in den Jahren 2017 bis 2021 in Deutschland im Schnitt 4,3 Prozent Nettorendite. Sie waren damit etwas rentabler als Hybridprodukte (4,1 Prozent) und deutlich ertragreicher als Klassik-Policen (2,0 Prozent). Insgesamt seien die Kosten der Fondspolicen hierzu- lande leicht um vier Basispunkte auf 1,6 Prozent gesunken. Ebenso teuer sind Hybride, während Garantieprodukte mit 1,2 Prozent zu Buche schlagen. Die Ba n hatte die E ektivkosten von Fondspolicen 2022 für einen Modellfall auf moderate 1,9 Prozent (gewichtetes Mittel) bezi ert. Moniert wurde aber, dass einige Anbieter bei den meistverkauften Tarifen auf über vier Prozent E ektivkosten kom- men (siehe FONDS professionell 2/2022, Seite 292). Das bedeutet: Der Kunde muss eine Renditeminderung der Anlage durch Kosten in Höhe von vier Prozent seines Einsatzes hinnehmen. Eine Assekurata- Studie ermittelte kürzlich folgende E ektiv- kosten für die Branche: 1,37 Prozent bei Indexpolicen, 1,21 Prozent bei Fondspoli- cen mit Garantien, 1,07 Prozent bei der Neuen Klassik und 0,94 Prozent bei klassi- schen Lebensversicherungen. Maklern liegt diese Information, die die Renditeschmälerung ausweist, meist nicht vor. Die Anbieter sind nämlich nur gegen- über der Aufsicht zu Auskünften verp ich- tet, auch zu Kickbacks. Nun will sich die Ba n in diesem Jahr „die 25 Prozent der Lebensversicherer mit den höchsten Ge- samtkosten näher anschauen“, wie Frank Grund, der oberste Versicherungsaufseher, ankündigte. Ein entsprechendes Merkblatt zu „wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten“ ist in Arbeit (siehe auch Seite 436). Im Grunde ist die Rechnung relativ ein- fach: Scha t eine Fondspolice vor Kosten sechs Prozent Rendite, kostet aber im Schnitt 1,9 Prozent, so schlucken Kosten fast ein Drittel des Ertrags. „Das schmälert die nanzielle Absicherung im Alter unter Umständen massiv“, urteilt Alberto del Pozo, Geschäftsführer von Mypension, einem Insurtech für die digitale Altersvor- sorge. Er nimmt für sein Unternehmen in Anspruch, mit Kosten von 0,86 Prozent pro Jahr auszukommen. „Das summiert sich über 30 Jahre Laufzeit auf rund 20 Prozent Mehrrendite“, rechnet der Firmen- chef vor.Mypension zahlt keine Abschluss- provision, hat niedrige Verwaltungskosten, da viele Prozesse digitalisiert ablaufen, und setzt bei der Geldanlage auf ETF-Portfolios. ETFs helfen beim Sparen Wäre das ein gangbarer Weg für die gesamte Branche? Komplett verschwinden werden die Abschluss- und Vertriebskosten nicht, schließlich muss die Beratung, die die meisten Kunden benötigen, irgendwie bezahlt werden. Doch bei den Anlagein- strumenten wird sich etwas tun, ist del Pozo überzeugt: „Da die Kapitalanlagekos- ten den höchsten Streue ekt in den E ek- tivkosten haben, ist es wahrscheinlich, dass ETFs ihren Siegeszug auch im Gewand einer Rentenversicherung weiterführen werden.“Zwar erlaubten immer mehr Ver- sicherer den Einsatz von ETFs in ihren Ta- rifen, wirklich in der Breite angekommen sei der Trend aber noch nicht, so del Pozo. Die Branche sieht sich derweil mit einer neuen Provisionsdebatte konfrontiert. Für den 3. Mai hat die EU-Kommission ihre „Kleinanlegerstrategie“angekündigt, die ein Zuwendungsverbot in der Anlageberatung vorsehen könnte (siehe Seite 434). Sollte es dazu kommen, wäre ein Verbot auch für Versicherungsanlageprodukte nicht mehr weit. Vermittlerverbände laufen dagegen bereits Sturm. Doch die Versicherer täten gut daran, die Kosten von sich aus zu dros- seln. Sonst wird die böse Prophezeiung von Allianz-Chef Bäte eines Tages womöglich doch noch Realität. DETLEF POHL FP » Es ist wahrscheinlich, dass ETFs ihren Sieges- zug auch im Gewand einer Rentenversicherung weiterführen werden. « Alberto del Pozo, Mypension FONDS & VERSICHERUNG Lebenspolicen 254 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © MYPENSION
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