FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023
nehmensberatung Ajco Solutions. „Die Versicherer achten daher darauf, bei wel- chem Vergleichsrechner sie sich listen lassen. Das ist wie bei den großen Lebens- mittelhändlern: Man geht zu denen, die die Marktmacht haben, und das sind neben Softfair Franke und Bornberg sowie Morgen &Morgen.“ IT-Ressourcen Noch wichtiger dürfte sein, dass sich die Finanzdienstleister den direkten Zugri auf die Ressourcen der Softwarehäuser sichern – auch wenn sie es nicht o en zugeben. Dazu muss man wissen, dass jede Software ein „Grund-Set“ hat, das man verändern kann. Dabei geht es um Kriterien für die Auswahl der Policen, wobei die Provisio- nen eine große Rolle spielen. „Für solche Änderungen muss man zahlen“, berichtet Volker Hahn, Geschäftsführer des Software- hauses Versdirekt, das auch Vergleichsrech- ner bietet. „Vor allem aber: Als Eigentümer eines Softwarehauses muss man nicht lang warten, bis Änderungen wie neue Einstel- lungen für die Provisionsberechnungen oder auch Schnittstellen zu anderen Tools umgesetzt werden. Die Mitbewerber müs- sen sich in die Schlange stellen.“ Natürlich könnten Vertriebe und Pools diese Probleme umgehen und eigene Ver- gleichsrechner aufbauen. Doch das kostet Zeit und Geld. „Es gibt bei den Sparten Kranken und Leben viele Leistungsmerk- male zu berücksichtigen: Alter der Person, Zinsen, interne Kosten und vieles mehr. Wenn man die Tarife mithilfe einer eige- nen Redaktion nachbaut, ist das aufwen- dig und schon wegen der Personalkosten teuer“, so Hahn. „Der andere Weg, Schnitt- stellen zu den Rechenkernen der Versiche- rer zu bauen, ist ebenfalls komplex und daher kostspielig.“ Die Leistungsvergleiche bei Sachversicherungen seien nicht so kompliziert wie bei Lebens- und Kranken- policen, ergänzt Dirk Natschke, Gründer und Geschäftsführer von Mr-Money. „Aller- dings muss man rund 500 Versicherer, Assekuradeure oder Poolkonzepte in 16 Versicherungssparten anbinden – weit mehr als bei den beiden anderen Sparten. Das bedeutet einen hohen technischen Aufwand“, gibt er zu bedenken. „Appendix“ Zu den genannten Gründen kommt ein weiterer, übergeordneter Punkt: Die Ver- gleichsrechner sind nur ein Mosaikstein in der IT-Strategie eines Pools oder Vertriebs. „Es geht heute darum, Vermittlern eine zu- sammenhängende,medienbruchfreie Platt- form rund um ein Maklerverwaltungspro- gramm zu bieten, damit sie e ektiv und zeitsparend arbeiten können, ohne etwa Kundendaten mehrfach eingeben zu müs- sen“, so Plagemann. Vergleichsrechner mit Antragsstrecken seien nur ein Teil dieser Plattformen, wenngleich ein wichtiger. „Denn nur mit einem solchen System, in dem alle für die Vermittler relevanten Da- ten enthalten sind, gelingt es, neue Makler für sich zu gewinnen“, ergänzt Adam. Hat sich ein Makler dann einmal für ein sol- ches System entschieden, sind die Hürden für einen Wechsel zu einem Mitbewerber schon wegen der aggregierten Daten hoch. Derartige Plattformen bieten laut Plage- mann eigentlich nur die Pools. Zwischen frei zugänglichen Maklerverwaltungspro- grammen und Vergleichstools sind solche bruchfreien Prozesse in aller Regel nicht so komfortabel beziehungsweise umständ- licher in der Handhabung. Viele Makler haben daher einen „Hauspool“ und nut- zen andere nur für bestimmte Produkte. Allerdings benötigen die Pools für solche „Rundum sorglos“-Pakete IT-Kapazitäten – die ihnen ein Softwarehaus, das Vergleichs- rechner bietet, ebenfalls liefern kann. In- sofern waren die Zukäufe ein cleverer Schachzug, verbunden mit einer Kampfan- sage an die Mitbewerber, bei der Digitali- sierung zu punkten und damit weitere Makler an sich zu binden. Lieber selbstständig Das zeigen auch Aussagen der Fonds Finanz, nachdem die britische Investment- gesellschaft HG Capital 60 Prozent des Pools übernommen hatte. „Die Partner- schaft ermöglicht es demMaklerpool, sich an attraktiven Unternehmen zu beteiligen, um das Angebot für die Vertriebspartner massiv auszubauen und zukunftsweisende Technologien einzuführen“, hieß es seiner- zeit. Ähnlich äußerte sich Blau Direkt nach dem Schluss der Partnerschaft mit der US- amerikanischen Private-Equity-Firma War- burg Pincus. Ob das frische Geld der Kapi- talgeber in den Kauf weiterer Vergleichs- rechner ießen wird, weiß man natürlich nicht. Mancher unabhängige Anbieter bleibt jedenfalls standhaft. „Ich werde mein Unternehmen nicht verkaufen, ich möchte selbst am Ruder bleiben“, stellt Mr-Money- Chef Natschke klar. „Zudem hat es große Vorteile, wenn man kleiner und damit exibler ist.“ JENS BREDENBALS FP » Die Versicherer müssen bezahlen, damit ihre Tarife bei den Rechnern gelistet werden. « Andreas Adam, Ajco Solutions FONDS & VERSICHERUNG Software 262 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © ANGELIKA LOEFFLER | AJCO SOLUTIONS
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