FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023
gebot zu investieren – und nicht ins Back- o ce. Denn dort können sie sich nicht von Mitbewerbern unterscheiden.Das geht nur über den Service und die Produkte. Zurück zur Depotführung, die Kunden nicht „abwählen“ können. Was ist der Grund? Durham: Ich habe von Anfang an entschie- den, alle Backo ce-Prozesse zu überneh- men, da man die Kostenprobleme dort nicht mit einem reinen IT-Angebot lösen kann. Die Kunden würden unsere IT ein- setzen, sie mit eigenen Systemen koordinie- ren oder integrieren, dann aber ihre eige- nen Depotangebote einsetzen. Damit wären dann die ganzen Skaleneffekte weg, dank denen wir unseren Service günstig anbieten können. Diesen Hebel haben wir nur in der Hand, weil wir nicht bloß die IT bieten, sondern auch die regulatorischen Anforderungen erfüllen, die an die Depot- und Vermögensverwaltung gestellt werden. Wie erreichen Sie diese Skaleneffekte? Henrichs: Viele Dienstleistungen rund um die Verwahrung und den Handel von Ver- mögenswerten sind weltweit möglich, bei- spielsweise wenn es um die Erfassung einer Kapitalmaßnahme bei einer Aktiengesell- schaft geht. Es gibt keinen Unterschied, wo diese Daten verarbeitet werden, es muss nur akkurat und pünktlich passieren. Da- her können wir diesen Teil der Plattform weltweit nutzen, ohne ihn regional anpas- sen zu müssen. Mittlerweile verwahrt die FNZ-Gruppe etwa 1,5 Billionen US-Dollar – allein aus dieser Größenordnung ergeben sich deutliche Skaleneffekte. Herr Durham, wie kamen Sie eigentlich auf die Idee zu diesem Geschäftsmodell? Durham: Ich hatte in Neuseeland bei der Credit Suisse im Investmentbanking gear- beitet. Ich wollte aber was Sinnvolles tun, etwas erschaffen. 2003, als ich FNZ gründe- te, waren die meisten Vermögensverwal- tungsangebote schlecht – zu teuer, kaum verständlich und daher nur schwer zugäng- lich. Das schreckte Anleger ab, obwohl sie eigentlich dringend privat vorsorgen muss- ten. Da zu dieser Zeit die erste Internet- revolution stattfand, kam mir die Idee, die Angebote mittels Technik und Automa- tisierung günstiger und zugänglicher zu machen. Das funktionierte so gut, dass wir 2005 nach Großbritannien gingen, schließ- lich ist der neuseeländische Vermögensver- waltungsmarkt recht klein. Die nächsten 15 Jahre haben wir uns dann vornehmlich auf das Vereinigte Königreich konzentriert. Dort betreuen wir über unsere Plattform mittlerweile einen großen Anteil der bran- chenweiten Assets in der Vermögensverwal- tung, also von freien Beratern, aber auch von Banken und Versicherungen. Zuletzt wuchs Ihr Haus durch Zukäufe dann stark in Europa, Nordamerika und Asien. Wie lautet der Plan dahinter? Durham: Die Zukäufe erfolgen aus zwei Gründen. Zum einen erwerben wir Unter- nehmen, wenn deren technologische Lö- sung besser ist als unsere oder wir diesen Baustein bislang gar nicht hatten. Henrichs: Nehmen Sie als Beispiel Diamos, ein Softwareunternehmen aus Sulzbach, das seit Kurzem zu FNZ gehört. Diamos bietet ein Kernsystem für die Fondsbuch- » Ich sehe bei einem Provisionsverbot sogar bessere Chancen für uns! « Adrian Durham, FNZ Sebastian Henrichs, Fondsdepot Bank A d r i a n D u r ha m , F N Z FOTO: © CORNELIS GOLLHARDT fondsprofessionell.de 1/2023 287
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