FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023
sichern, dass ich die Erlaubnis als Honorar- Finanzanlagenberater habe“, berichtet er. Inzwischen habe der Bundesverband sein Formular allerdings geändert, sodass ein Berater für eine Zerti zierung nun zumin- dest einen Scan seiner Zulassung mit- schicken müsse. Auch das zweite Kriterium, „Spezialisie- rung auf das Beratungsthema“, prüft der Bundesverband nicht gesondert, wie Bara erklärt. „Die Spezialisierung ergibt sich aus den Berufszulassungen des Honorarbera- ters und seinen Angaben zu seinen Bera- tungsfeldern“, teilt er mit. „Freie Beratungs- kapazitäten“meldeten die Verbandsmitglie- der selbst. All diese Kriterien scheint Hage- mann zu erfüllen. Aber den Vorgaben für Empfehlungen müssten doch weitere Ver- bandsmitglieder ebenfalls genügen. Räumliche Nähe? Vielleicht ist es ja die „räumliche Nähe“, mit der die Deutsche Honorarberatung so stark punkten kann. Auf seiner Homepage gibt Hagemann neben der Zentrale in Düsseldorf „Beratungsorte“ in Berlin, Frank- furt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart an – jeweils an guten Adres- sen. In Hamburg ist es die vornehme Ein- kaufsstraße Große Bleichen. Vor Ort zeigt sich ein ähnliches Bild wie in Düsseldorf: An der Adresse Große Blei- chen 1–3 ndet sich ein O ce-Dienstleister, der tageweise Räume vermietet oder auch virtuelle Büros einrichtet. Eine Google-Re- cherche ergibt, dass auch an den anderen Beratungsorten, die Hagemann au ührt, Bürocenter dieser Art ansässig sind. Natürlich ist seine Firma an diesen Bera- tungsorten vertreten, versichert Hagemann. „An allen Standorten ist die Deutsche Honorarberatung beimGewerbeamt ange- meldet und erbringt dort selbstverständlich auch eine persönliche Honorarberatung“, erklärt er. Als Reaktion auf die Anfrage für eine Beratung in Oldenburg ruft eine Mitarbei- terin der Deutschen Honorarberatung an und bietet einen Onlinetermin an. Auf den geäußerten Wunsch nach einem persönli- chen Erstgespräch und den Vorschlag, da- für nach Hamburg zu kommen, erklärt die Dame, das sei nicht möglich. Erstberatun- gen erfolgten immer online. Räumliche Nähe? Als FONDS professionell wenig später beim Bundesverband eine Anfrage für eine persönliche Beratung direkt in Hamburg stellt, meldet sich die Deutsche Honorarberatung nicht – allerdings auch kein anderer Honorarberater. Keine Zahlen Vielleicht sei in Hamburg gerade kein zum Beratungswunsch passender Mitarbei- ter seiner Firma verfügbar gewesen, sagt Hagemann. Andererseits erklärt er, die Deutsche Honorarberatung habe sehr viele Mitarbeiter und werde vielleicht deshalb vom Bundesverband häu g empfohlen. Wie viele Berater seine Firma zählt,möchte er aber nicht verraten. Auch die Zahl der Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Honorarberater kenne er nicht, erklärt Hagemann. Der Bundesverband lässt diese Frage ebenfalls unbeantwortet. „Es ist keineswegs üblich, dass ein Ver- band seine Mitgliedszahlen nicht nennt“, ndet Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des AfW – Bundesverband Fi- nanzdienstleistung. „Der AfW hat Stand 12. März exakt 2.117.“ Beratungswünsche zu erkennen Um darzulegen, dass Verbraucheran- fragen nicht nur an Hagemanns Firma durchgereicht werden, schickt Verbands- vorstand Bara „exemplarisch nur einige Anfragen und Weiterleitungen an andere Honorarberater“. In den rund 20 Schreiben, die der E-Mail anhängen, sind die Namen und Kontaktdaten der Berater, an die sie gegangen sein sollen, geschwärzt – nicht aber die der Verbraucher, die sich an den Verband gewandt hatten. So sind zum Teil auch ihre Beratungsanliegen zu sehen. In den meisten Fällen hatten die Anfra- genden Beratung zu den Themen private Krankenversicherung, Berufsunfähigkeits- versicherung (BU) oder betriebliche Alters- versorgung gewünscht. Allein acht Anfra- gen gab es zur Berufsunfähigkeitsversiche- rung. Das ist nun aber ein Gebiet, auf dem Hagemann selbst nicht tätig ist. Im Ge- spräch mit FONDS professionell erklärt er, er mache keine BU, solche Anfragen reiche er an einen anderen Berater weiter. Personelle Verquickungen mit dem Bun- desverband weist Hagemann aufs Schärfste zurück. Er habe diesen 2016 mit dem Ziel mitgegründet, einen eigenen Verband nur für „echte Honorarberater“ aus der Taufe zu heben. Seine Vorstandstätigkeit habe er 2018 niedergelegt, seither sei die Deutsche Honorarberatung lediglich eines von „vielen zerti zierten Mitgliedern“. Von wie vielen denn? Erneut keine Antwort. Ein geschäftliches Eigeninteresse, etwa die Gewinnung von Leads für seine Bera- tungs rma, habe ihn keineswegs angetrie- » Die gezielte Kunden- akquise verstößt gegen die Vorgaben des Ge- meinnützigkeitsrechts. « Lars Leuschner, Universität Osnabrück VERTRIEB & PRAXIS Bundesverband unabhängiger Honorarberater 330 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © UNIVERSITÄT OSNABRÜCK
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