FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023
losen Tätigkeit des Vereins gesprochen wer- den kann“, erklärt der Experte. Hagemann bleibt dabei: Er bekomme Leads vom Verband, kenne jedoch auch andere Mitglieder, die Verbraucheranfragen erhalten. Die gibt es tatsächlich. Nachdem FONDS professionell vier Anfragen gestellt hat, kommt plötzlich eine überraschende Mail: Als „Alternative“ emp ehlt der Ver- band die Michael Schi er Invest Honorar- beratung im bayerischen Lenggries. Als Alternative wozu? Nach einemHonorarbe- rater so tief im Süden hatte die Redaktion nie gesucht. Inhaber Michael Schi er er- klärt: „Ich bekomme vom Verband regel- mäßig Anfragen weitergeleitet.“ Immerhin. Gegen „schwarze Schafe“ Hagemann geht massiv gegen vermeint- lich „schwarze Schafe“ vor. Dabei gibt es keine gesetzliche Grundlage, die etwa 34f- Vermittlern verbieten würde, auf Honorar- basis tätig zu sein. Ob sie mit dem Schlag- wort „Honorarberatung“werben dürfen, ist nicht abschließend geklärt. Hagemann sieht hier eine Gesetzeslücke, die über rich- terliche Urteile zu schließen sei. Zumindest eine seiner vielen Klagen hat er gewonnen – vor einem Landgericht. Vor dem Oberlandesgericht Naumburg dage- gen unterlag er in einem Berufungsverfah- ren. Es sei nicht rechtswidrig, dass der be- klagte 34h-ler, der auch eine Erlaubnis als Versicherungsmakler hat, im Versicherungs- bereich Beratungen auf Honorarbasis an- bietet und dies so bewirbt, so die Richter (Az. 9 U 130/21). So einfach ist es eben nicht, eine „Gesetzeslücke“ zu schließen. Und was sagt die Branche zu Christian Hagemann und dem Bundesverband? Mehrere Honorarberater haben den Ver- band gemeinsam verklagt, unter anderem darauf, es zu unterlassen, den Vereinsna- men „Bundesverband deutscher Honorar- berater gemeinnütziger Verein e.V.“ zu füh- ren. Ein anderer, der richtig genervt ist, ist Dieter Rauch, Geschäftsführer des Ver- bunds Deutscher Honorarberater (VDH). „Der Bundesverband erweckt den Ein- druck, nur seine Mitglieder könnten Anle- ger seriös beraten“, sagt Rauch.Damit führe er Verbraucher in die Irre und beschädige das Ansehen der Branche enorm. Zudem ärgert es Rauch, dass der Bundesverband und der VDH häu g verwechselt würden. „Dabei haben wir mit diesem Verein nicht das Geringste zu tun“, betont er. Unbekanntes Mitglied Auch der VDH vermittelt Kundenanfra- gen an seine Partner. Der Verbund ist aber kein gemeinnütziger Verein. „Beim VDH ist das klar kommuniziert“, sagt Honorar- berater Benjamin Wieland. Dass auch der Bundesverband Leads für Mitglieder gene- riert, habe er hingegen nicht gewusst, als er Anfang 2022 beitrat. Das sei nicht der Grund gewesen,weshalb er sich dem Verband angeschlossen hat. „Ich hatte mich gerade erst als Honorarbe- rater selbstständig gemacht und dachte, es könne von Vorteil sein, das Zerti kat des Verbands zu haben“, sagt er. Zudem ndet er eine klare Trennung zwischen Provisions- und Honorarberatung grundsätzlich posi- tiv. „Es ist nicht gut, dass es 34f-Vermittler gibt, die auf Honorarbasis arbeiten“, sagt er. Es sei auch nicht gut, dass 34h-Berater zu- gleich als Versicherungsmakler tätig seien. „Aber der Sachverhalt ist kompliziert, der Verband stellt ihn auf seiner Homepage völlig undi erenziert dar“, ndet Wieland. Nachdem er dem Bundesverband bei- getreten ist, hört er nichts weiter. Dann kommt der Tag, an dem ein Kunde, der mit Wielands Hilfe ein hohes Vermögen anlegen möchte, unsicher wird. Er möchte sich beim Bundesverband rückversichern, bei Wieland in guten Händen zu sein. Doch der Verband erklärt, der Berater Ben- jamin Wieland sei kein zerti ziertes Mit- glied und bietet seinem Kunden eine Alter- native an – die Deutsche Honorarberatung. „Zum Glück hat mich mein Kunde über die Korrespondenz mit dem Bundes- verband informiert, sonst hätte ich davon nie etwas erfahren“, sagt Wieland. Kurz da- nach erhält er eine Mail vom Verband mit dem Angebot, Mitglied zu werden, was er ja schon ist. Er tritt aus. Bara erklärt, Wie- land sei noch nicht in das neue EDV-Sys- tem übertragen gewesen, daher der Fehler. Testosteron-Schub Hagemann sitzt entspannt in der Hotel- lobby. Was treibt ihn eigentlich dazu, als Saubermann der Branche aufzutreten, im- mer wieder Mitbewerber zu verklagen, statt einfach ganz transparent einen fairen Job zu machen? „Da habe ich wohl so richtig einen Testosteron-Schub gehabt“, sagt Hage- mann. Die Klagen kosteten ihn zwar Zeit und Geld, seien aber sein Hobby und - nanziell leisten könne er sich das auch. Dann geht er zurück Richtung „Business Center“,wo seine Firma zwar ihren Sitz hat, er sich aber sagen lassen musste, dort bitte keine Journalisten zu empfangen. ANDREA MARTENS FP » Wir haben mit dem Bundesverband unabhängiger Honorarberater nicht das Geringste zu tun. « Dieter Rauch, VDH VERTRIEB & PRAXIS Bundesverband unabhängiger Honorarberater 332 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © MICHAEL SOMMER | VDH
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