FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023
Kater stimmung Die Fondsbranche schwelgte ein Jahrzehnt in Feierlaune. Die Börsenkurse kletterten, Kunden schossen Geld zu. 2022 fand die Party ein jähes Ende. Wie steht die Investmentindustrie nun da? D ie Investmentbranche erlebte im ver- gangenen Jahrzehnt eine goldene Ära. Die ultralaxe Geldpolitik der Notenbanken überschwemmte die Märkte mit Liquidität und trieb die Notierungen an den Börsen in die Höhe. Der Wohlstand wuchs und Menschen steckten ihr Vermögen – auch wegen der mickrigen Zinsen – in Kapital- marktinvestments. Doch Russlands Angri auf die Ukraine, die Energiekrise sowie In ation und Zinswende bereiteten dem Börsenboom ein jähes Ende. Wie stehen nun die Fondsgesellschaften nach dem dramatischen Jahr 2022 da? Ein Blick auf die Zahlen o enbart einen tiefen Einschnitt. Nachdem über Jahre das verwaltete Vermögen fast kontinuierlich ge- stiegen war, nahm es 2022 drastisch ab. Die Branchenkenner der Unternehmensbera- tung McKinsey schätzen, dass das verwalte- te Vermögen westeuropäischer Asset Mana- ger im Jahresverlauf um 4,3 Billionen auf rund 23,4 Billionen Euro el. „Das Jahr 2022 hat die Industrie mit Blick auf die Performance hart getro en“, urteilt Felix Germann, Partner bei McKinsey. „Die Ent- wicklung an den Finanzmärkten schlug sich jedoch gar nicht so stark in den Netto- mittelzu üssen nieder.“ Der Großteil des Rückgangs entsprang der Marktentwick- lung (siehe Gra ken folgende Seite). Der Verlauf trübte auch die Stimmung in der bislang erfolgsverwöhnten Branche, berichtet Maren Schmitz, Leiterin der Asset-Management-Beratung in Deutsch- land bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. „Nach vielen Jahren des Wachs- tums kam es zu einer Wende“, sagt Schmitz. „Besonders im Herbst, als die In ations- raten stiegen und die Furcht vor einem Energieengpass zunahm, war die Stim- mung angespannt“, berichtet Schmitz. „Im Winter hellte sie sich wieder etwas auf, an den Börsen zeichnete sich zumindest zeit- weilig eine Erholung ab.“ Dem Pessimis- mus sei ein verhaltener Optimismus ge- folgt. „Doch die Volatilität ist hoch, die Lage kann jederzeit wieder umschwenken.“ Erträge bedroht Neben dem branchenweiten Blick hat FONDS professionell die Kennzahlen eini- ger Asset Manager aus Europa und den USA zusammengetragen, die entsprechen- de Angaben verö entlichen. Die Stichpro- be bestätigt das Gesamtbild: Der Volumen- schwund el deutlich aus. Einige Häuser gewannen dennoch Neugeld, allen voran der Branchenprimus Blackrock. Nettomit- telab üsse erlitten hingegen vorwiegend die Anbieter, die schon in der Vergangen- heit mit Abzügen gerungen hatten (siehe Unternehmensgra ken auf Seite 352). Ebenso zeigt sich bei Umsatz, operati- vem Ergebnis und Nettogewinn ein dif- ferenziertes Bild. An keinemHaus ging das Jahr 2022 jedoch spurlos vorüber. „Der Rückgang des verwalteten Vermögens hat » Das Jahr 2022 hat die Industrie mit Blick auf die Performance hart getroffen. « Felix Germann, McKinsey Nach einer durchzechten Nacht droht ein böses Erwachen: Auf Jahre des Wachstums im Asset Management folgte zuletzt eine Wende. Das verwaltete Vermögen schrumpfte, zum Teil kam es zu Mittelabflüssen. VERTRIEB & PRAXIS Krisenbilanz 346 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © NICHIZHENOVA ELENA | STOCK.ADOBE.COM
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