FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023

zulegen.“ Zwar packten manche Häuser bereits die hohen Kosten an, etwa über die Auslagerung mancher Aufgaben an exter- ne Dienstleister. „Die Outsourcing-Verträge sehen häu g eine variable Vergütung vor, die an das Volumen gebunden ist“, erläutert der Oliver-Wyman-Experte. Dementspre- chend sinken die Kosten, wenn das Volu- men schrumpft. „Asset Managern in Europa gelang es, auf der Kostenseite eine gewisse Variabilität ein- zuführen“, beobachtet auch Germann von McKinsey. „Doch beim Outsourcing lässt sich längst nicht immer eine variable Vergü- tung aushandeln“, schränkt der Experte ein. Und selbst wenn, dann seien nach wie vor weite Teile der Kostenbasis eines Asset Ma- nagers x. „So stellt das Portfoliomanage- ment einen unverändert großen und festste- henden Ausgabenblock dar“, erläutert Ger- mann. „Die Branche hat die richtige Rich- tung eingeschlagen, aber in Sachen E - zienz noch einen weiten Weg zu gehen.“ Ringen um Talente „Der Großteil der Ausgaben der Asset Manager entfällt auf das Personal – und diese Kosten bleiben x“, betont auch Kaczmarski. Ein naheliegender Schritt wäre, Leute zu entlassen. So kündigte Blackrock etwa einen Stellen- abbau an. Auch das britische Fondshaus Jupiter reduzierte im Zuge seines Umbaus und Zurückstutzens der Produktpa- lette die Stellenzahl. Zuletzt kündigte zudemM&G Kosten- einsparungen an – und setzt dabei auf einen Jobabbau. Im Großen und Ganzen dürften Stellenstreichungen je- doch nicht die erste Wahl sein, um die Kosten zu kappen.Hin- tergrund ist der auch in der Finanzwelt um sich greifende Fachkräftemangel. „Die Indus- trie ist sehr stark gewachsen“, er- läutert Kaczmarski. „Es kam zu einem Ringen um Talente.“Daher würden viele Asset Manager davor zurückscheuen, Leute zu entlassen. „Für manche Häuser wird es aber unumgänglich sein“, sagt der Branchenkenner. „Dabei muss es nicht immer zu betriebsbedingten Kündigungen kommen.“Eher würden freiwerdende Stel- len nicht besetzt oder in zukunftsträchtige- ren Bereichen angesiedelt. Auch KPMG-Expertin Schmitz rechnet allenfalls in den USA mit einem Jobabbau. „In Europa prüfen die Häuser eher, wie sie sich e zienter aufstellen können“, meint Schmitz. „Angesichts der Unsicherheiten Stellen zu streichen und dann wieder auf- zubauen,wenn die Lage sich aufgehellt hat, erscheint wegen des Fachkräftemangels nicht sehr vorausschauend.“ Keine Tabus Einen geeigneteren Hebel sehen die Experten in der Nutzung von Technologie. „Viele Einsparungen lassen sich über die Digitalisierung ausschöpfen“, sagt Kaczmar- ski. „Asset Manager werden Prozesse und Abläufe radikal umgestalten.“ An vielen Stellen seien noch manuelle Eingri e nötig. „Diese werden automatisiert oder digitalisiert“, prophezeit der Marktkenner. „Asset Manager tre en aktuell sehr radi- kale Entscheidungen“, führt Kaczmarski aus. Ein Beispiel seien Bereiche wie Opera- tions und die Technik, die bislang meist ge- trennt agieren. „Einige Häuser planen, die- se zusammenzuführen“, berich- tet der Experte. Denn die Asset Manager hätten festgestellt, dass für Operations so viel IT- Kompetenz nötig ist, dass bei- de Bereiche besser zusammen- arbeiten müssen. „Viele Häuser hinterfragen ganz ohne Tabus ihre Aufstellung.“ In Zeiten des Rückenwinds seien zahlreiche Pilotprojekte gestartet worden. „Viele Pläne wurden auf Papier und Folien entworfen“, sagt Kaczmarski. „Jetzt ist die Zeit gekommen, die Strategien in die Tat umzusetzen“, appelliert der Experte. SEBASTIAN ERTINGER FP Anstieg vorbei Kumulierter Überschuss der Fondsbranche Mit dem verwalteten Vermögen stiegen auch die Gewinne der Investment- häuser – bis zuletzt. *Schätzung |ohnealternative Investments |Quelle:McKinseyPerformanceLense 0 5 10 15 20 25 *2022 2021 2018 2015 2012 Milliarden Euro Gewinnentwicklung westeuropäischer Asset Manager 24 Mrd. Euro 10 Mrd. Euro » In den vergangenen zwölf Monaten kam es zu einem bösen Erwachen. « Kamil Kaczmarski, Oliver Wyman VERTRIEB & PRAXIS Krisenbilanz 350 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © BETTI KLEE | OLIVER WYMAN

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