FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023

Wacker geschlagen Die deutsche Fondsbranche blickt auf ein schwieriges Jahr 2022 zurück. Doch angesichts der heftigen Kursverluste am Aktien- und Rentenmarkt hätte die Bilanz viel schlechter ausfallen können. Z ahlen allein sprechen selten für sich – sie müssen interpretiert werden. Das gilt auch für die jüngste Investmentstatistik des deutschen Fondsverbands BVI. Wer möchte, kann der Branche ein wirklich schlechtes Jahr 2022 attestieren: Publikums- fonds verbuchten Milliarden- ab üsse, und zwar zum ersten Mal seit 2011, als der Euro zu kollabieren drohte. Nur zwölf der mehr als 40 Anbieter, die dem BVI Zahlen zum Absatz ihrer Wertpapierpublikums- fonds melden, konnten im ver- gangenen Jahr frisches Geld einsammeln. Allein in diesem Marktsegment schrumpfte das von ihnen für Kunden aus Deutschland verwaltete Vermö- gen auf Sicht von zwölf Mona- ten um 197 Milliarden Euro. Doch die Zahlen lassen sich auch anders lesen: Relativ be- trachtet schrumpfte das Ver- mögen der Wertpapierportfolios nur um 15 Prozent, was quasi eins zu eins auf die Kursverluste an den Aktien- und Renten- märkten zurückzuführen ist. Angesichts der Börsenturbulenzen wirken die Netto- mittelab üsse geradezu mickrig. „Der Krieg, explodierende Energiepreise und steigende In ationsraten haben Anleger verunsichert. Trotzdem haben sie sehr besonnen reagiert, denn wir haben keine hohen Rück üsse gesehen, sondern eher eine Kaufzurückhaltung“, sagt BVI-Präsi- dent Dirk Degenhardt. Sparplan-Profiteure Als eine der Stützen des Neugeschäfts nennt Degenhardt Fondssparpläne. Dieses Geschäft mag sehr kleinteilig sein, die schiere Masse der Sparverträge beschert den Anbietern aber auch in schwierigen Börsen- phasen nennenswerte und vor allem stabile Zu üsse. Zu den Sparplan-Pro teuren zählen ohne Frage Deka und Union Investment, die dieses Geschäft in den vergangenen Jahren über ihre exklusiven Ver- triebskanäle, also die Sparkas- sen und die Volks- und Rai - eisenbanken, deutlich forciert haben. Diese beiden Fondshäu- ser führen 2022 auch das Ran- king der absatzstärksten Anbie- ter an (siehe Gra ken nächste Seite). BERND MIKOSCH FP Im vergangenen Jahr mussten die Asset Manager mehrere Krisenherde gleichzeitig im Blick behalten. Anleger zeigten sich verständlicherweise zwar verunsichert, zogen ihr Geld aber nicht panisch aus Fonds ab. Ernüchterndes Jahr Nettomittelaufkommen von Fonds in Deutschland Gemessen am Mittelaufkommen von Publikums- und Spezialfonds blickt die Branche auf ihr schlechtestes Jahr seit 2011 zurück. Quelle:BVI Offene Spezialfonds Offene Publikumsfonds Geschlossene Fonds Mrd. Euro -50 0 50 100 150 200 250 2022 2017 2012 2007 2002 1997 66 193 Mrd. Euro –27 VERTRIEB & PRAXIS BVI-Statistik 362 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © ANDREY POPOV | STOCK.ADOBE.COM

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