FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023
Fonds von der Rolle Goldman Sachs baut eine White-Label-Plattform für ETFs auf. Die US-Großbank ist nicht allein. Andere Anbieter steigen ebenfalls in einen Markt ein, der in Europa bislang nur einen Akteur kennt. W enn Goldman Sachs in ein Ge- schäft einsteigt, dann muss da Geld zu verdienen sein. Dementsprechend horchte die Branche auf, als das Wall-Street- Institut Ende vergangenen Jahres ankün- digte, eine White-Label-Plattform für bör- sengehandelte Fonds (ETFs) aufzubauen. In den USA gibt es mehrere solche Ser- viceplattformen, in Europa bis- lang nur eine. Eine Reihe von Akteuren steht jedoch vor dem Einstieg. Umtriebiges Duo Neu ist die Geschäftsidee an sich nicht. Im Bereich der klassischen Fonds tum- meln sich zahlreiche White- Label-Dienstleister. Das Haus ETF Securities hat zwar bereits 2013 mit „Canvas“ solch eine White-Label-ETF-Plattform auf- gebaut, im Jahr 2017 übernahm jedoch Legal & General Investment Management die Plattform und schloss sie faktisch für Dritte. Somit bleibt nur Han-ETF. Die Gesellschaft wurde von den beiden Branchenurgesteinen Hector McNeil und Nik Bienkowksi im Jahr 2017 gegründet. Die Briten brachten 40 Pro- dukte auf den Markt und betreuen heute ein Vermögen von rund zwei Milliarden US-Dollar. Das Wachstum lockt Nachahmer. So kündigte die Gesellschaft Waystone den Aufbau einer White-Label-ETF-Plattform an. Die Luxemburger Axxion wiederum brachte für Frank Fischer und Shareholder Value Management bereits den „Frankfur- ter UCITS-ETF – Modern Value“ auf den Markt. Ambi- tionen hegen auch Leverage Shares, ein Anbieter von börsengehandelten Index- produkten (ETPs), sowie Ionic Funds, ein Anbieter von Krypto-Investments. Der in den USA etablierte White-Label-ETF- Dienstleister Tidal soll ebenfalls den Sprung über den Atlantik wagen. Gesunde Konkurrenz McNeil gibt sich angesichts der Aspiran- ten gelassen. „Dies zeigt, wie valide unser Geschäftsmodell ist“, sagt der ETF-Veteran. „Ich begrüße den Wettbewerb. Eine gesun- de Konkurrenz ist gut für das Geschäft.“ Das Potenzial in Europa sei groß. „Der ETF-Markt ist noch lange nicht so ent- wickelt wie in den USA“, erläutert McNeil. Dort gibt es an die 300 Anbieter, darunter viele eigenständige Häuser. In Europa sind es keine 100. „Viele davon gehö- ren Banken oder großen Asset Managern“, schränkt McNeil ein. Der Markt für einfache Index- folger scheint zwar unter den Platzhirschen aufgeteilt, in Ni- schen dürften Neulinge aber noch einen Platz nden. Der lässt sich jedoch gar nicht so einfach besetzen. „Der Aufbau eines ETF-Geschäfts ist teu- er, frisst Ressourcen und benötigt Zeit“, sagt McNeil. Es koste mindestens zehn Mil- lionen Dollar, erfor- dere zehn bis 20 Köp- fe und zwei bis drei Jahre Anlaufzeit. „Dann braucht es noch einmal drei bis fünf Jahre, um das geradezubiegen, was man im ersten Anlauf falsch gemacht hat“, scherzt McNeil. Hier setzt das Modell der White-Label-Plattformen an. Blanko-Etiketten: White-Label-Anbieter stellen gewissermaßen die Verpackung der ETFs. Für die Inhalte sorgen die Investmenthäuser. VERTRIEB & PRAXIS Indexfonds 366 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © IEVGEN SKRYPKO | STOCK.ADOBE.COM
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