FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023

Belegschaft dadurch auch näher zusam- mengerückt. Welche Arbeiten fielen nach der Flut in Ihrer Bank an? Als das Wasser wieder zurückging, sah man das ganze Ausmaß der Katastrophe: Alles war voller Schlamm. Im Kellergeschoss lagerten die Grundschuldbriefe, die als Sicherheit für die Immobilien nanzierun- gen dienen. Unsere Mitarbeiter bildeten eine „Waschstraße“und reinigten per Hand die Briefe und Unterlagen. Dann brachten zwei von uns bestellte Lkws die Schrift- stücke nach Frankfurt zu einer Spezial r- ma, dort wurde alles schockgefrostet und für sechs Monate eingefroren. Ansonsten wären die Dokumente verschimmelt und hinüber gewesen. Nach dem Auftauen mussten die Schriftstücke zweimal desin - ziert werden. Jeder Desinfektionsdurchgang kostete rund 60.000 Euro. Die Dokumente sehen jetzt zwar nicht schön aus, aber sie sind juristisch noch gültig.Wenn ein Kun- de in dieser Zeit sein Haus verkaufen woll- te, lief das über ein Notar-Anderkonto, weil der Grundschuldbrief nicht greifbar war. Wir mussten viel improvisieren, auch die Kundenschließfächer standen unter Wasser, und einige mussten im Beisein eines Notars aufgebrochen werden. Neben der Flut war Ihr Haus in den letzten Jahren auch von mehreren Geldautoma- tensprengungen betroffen. Andere Banken stehen ebenfalls vor dieser Herausforde- rung. Kommt da vielleicht das Gefühl auf, von der Politik und der Polizei allein gelas- sen zu werden? Bei uns sind bislang vier Geldautomaten gesprengt worden.Mit Konsequenzen ähn- lich der Flutkatastrophe: Beispielsweise müssen wir nach der Sprengung in Aden- dorf die Filiale abreißen, da die Statik des Gebäudes nicht mehr gewährleistet ist. Nein, der Polizei mache ich da überhaupt keinen Vorwurf. Aber die Politik macht es sich zu einfach, wenn sie sagt, die Banken müssen mehr tun. Es ist bekannt, dass nordafrikanische Banden, die aus Holland kommen, dafür verantwortlich sind. Da müsste man mehr Geld in Grenzkontrol- len investieren. Einige Institute setzen nachts Sicherheitsdienste ein, die mussten in der Vergangenheit aber vor den bewaff- neten Verbrechern iehen, um ihr Leben zu schützen. Der aktuelle Zustand ist unhaltbar. Und gleichzeitig fordern die Verbraucherschützer, dass wir Banken die Bargeldversorgung aufrechterhalten. Was unternehmen Sie als Bank gegen die Sprengungen? Wir installieren mittlerweile nur noch Geldautomaten, die von mehreren Tonnen Beton umgeben sind und etwas abseits der Filiale stehen. Die neue Generation dieser Automaten, die rund 60.000 Euro je Stück kosten, soll angeblich unsprengbar sein. » Wir installieren mittlerweile nur noch Geldautomaten, die von mehreren Tonnen Beton umgeben sind. « Hans-Jürgen Lembicz, Volksbank Euskirchen FOTO: © CORNELIS GOLLHARDT fondsprofessionell.de 1/2023 415

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