FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023

wie sie ihr Kapital weiterverwenden wol- len“. Das soll o ensichtlich die Chance erhöhen, die Kunden letztlich für eine Allianz-Police zu gewinnen. Den ersten Platz in den Tagesgeld-Ran- kings konnte Freedom Finance übrigens nur zwei Tage behaupten. Dann kamen Mitte März gleichzeitig zwei Institute mit 2,55 Prozent auf den Markt: die Open- bank, ein Ableger der spanischen Santan- der-Gruppe, mit dem nach eigenen Aussa- gen „besten Tagesgeldkonto Deutschlands“ und die niederländische Digitalbank Bunq mit dem „deutschlandweit höchsten Zins- satz“. Da die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen wenige Tage danach erneut anhob, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, wann das nächste Institut mit einem neuen Bestwert zu punkten versucht. Abwartende Regionalbanken Trotz dieses Wettrennens: In der Breite angekommen ist der Trend noch nicht, Mitte März zahlten 122 von 269 Sparkas- sen, die das Vergleichsportal Verivox aus- wertete, keine Zinsen – ein Anteil von 45 Prozent. Im genossenschaftlichen Sektor lag die Quote mit 48 Prozent (154 von 323 ausgewerteten Instituten) noch höher. „Die Regionalbanken spekulieren auf die Treue ihrer Kunden und lassen sich mit Zinserhöhungen Zeit“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der zuständigen Verivox-Tochter. Von den 69 ausgewerteten Kre- ditinstituten mit bundesweit verfügbaren Angeboten zahlten bloß sechs keine Tagesgeld- zinsen, das entspricht einer Quote von nur neun Prozent. Auch das Zinsniveau ist in diesem Segment höher: Bun- desweit verfügbares Tagesgeld warf zuletzt durchschnittlich 0,75 Prozent ab.Die Sparkassen boten nur 0,15 Prozent, die ge- nossenschaftlich organisierten Regionalbanken 0,13 Prozent. Diese abwartende Haltung birgt für die Institute durchaus eine Gefahr. „Regional- banken müssen sich bewusst sein, dass die bisherige Zurückhaltung im Wettbewerb weder auf Dauer durchzuhalten noch wirk- lich sinnvoll sein wird“, schreiben Ste en Ulitzka und Steven Kiefer von der Strategie- beratung Simon-Kucher in einer Analyse. Stattdessen gelte es,mögliche Kundenreak- tionen vorausschauend zu bedenken. „So bedeutet der gänzliche Verzicht auf die Weitergabe von Zinsen gleichzeitig auch eine Maximierung der Eintrittswahrschein- lichkeit für mögliche Kundenabwanderun- gen“, formulieren es die Consultants in schönstem Berater-Deutsch. „Dies ist von hoher Bedeutung, da Kundenabwanderun- gen weiterhin die aus Bankensicht teuerste Kundenreaktion darstellen.“ Andererseits raten Ulitzka und Kiefer davon ab,mit den Direktbanken mithalten zu wollen. „Dieses würde die Zinsaufwendungen massiv stei- gen lassen und gleichzeitig den Fokus zu stark auf kurzfristige Tagesgelder lenken, welche in Zeiten hoher In ationsraten weder für die Banksteuerung noch für das Ansinnen der Kunden dienlich sind.“ Aktien als Ausweg Klar ist, dass selbst drei Prozent Zinsen nicht wirklich helfen. 300 Euro Ertrag aus 10.000 Euro Anlage, das kling erst mal gut, meint Michael Bußhaus, der Gründer des Online-Brokers Justtrade. Aber: „Nicht der Geldbetrag an sich entscheidet, sondern die Kaufkraft. Und die wird auch im laufenden Jahr leiden – und zwar erheblich.“ Nach In ation bliebe immer noch ein Verlust. Abgesehen von Nischenmärkten wie Kunst oder Oldtimern sieht Bußhaus für „normale“ Anle- ger nur einen Ausweg: den Aktienmarkt. „Nur hier ist eine Rendite zu erwirtschaften, die die erwartete In ation aus- gleicht – wenn nicht sogar übertrumpft“, sagt er. „Dafür gibt es keine Garantie, aber auf längere Sicht tri t das durch- aus zu.“ BERND MIKOSCH FP Ende der Talfahrt Zinsen für Einlagen privater Haushalte bei deutschen Banken* Wirklich hoch sind die Einlagenzinsen im Durchschnitt noch nicht – aber der Abwärtstrend ist gebrochen. *mitvereinbarterKündigungsfristbis3Monate Quelle:DeutscheBundesbank 0,0% 1,0% 1,5% 2,0% 2,5% 3,0% I I I 2020 I I I I I 2015 I I I I I 2010 I I I I I 2005 I I 2003 I Effektivzins in % 2,64 % 2,39 % 0,20 % » Sparkonten sind ein Weg, um einen Teil des Kapitals zumindest etwas vor der Inflation zu schützen. « Shanna Strauss-Frank, Freedom Finance fondsprofessionell.de 1/2023 429 FOTO: © FREEDOM FINANCE

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