FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023
Brüsseler Testballon Die EU-Kommission denkt laut über ein Provisionsverbot in der Anlageberatung nach – und weckt die üblichen Reflexe der Finanz- lobby. Was, wenn die Behörde es diesmal wirklich ernst meint? E s war einige Jahre lang r ruhig in der Diskussion u ein Provisionsverbot. Doch mi dieser Ruhe war es kurz vor Weihnachten schlagartig vorbei, als EU-Finanzmarktkommis- sarin Mairead McGuinness in einem Brief an den Europa- abgeordneten Markus Ferber deutliche Sympathien dafür e kennen ließ, Zuwendungen der Anlageberatung komple untersagen. Seither vergeht ein Tag, an dem sich nicht chenvertreter oder Politike ma äußern würde. Warum McGuinness’ S ches Gewicht hat? Ihr R gerade die „EU-Strategie f die Teil der Kapitalmarktunion-Agenda der Europäischen Kommission ist. Am 3. Mai soll sie ihre Vorschläge präsentieren. Kein Wunder also, dass sich die Lobbyisten jetzt in Stellung bringen. Die Branchenverbän- de, die die Interessen der Fondsindustrie, der Kreditwirtschaft und der Vermittler- szene vertreten, argumentieren lautstark dafür, das Nebeneinander von Provisions- und Honorarberatung beizubehalten. „Das Ergebnis einer ausschließlichen Honorarberatung wäre, dass Menschen mit geringeren Anlagebeträgen aus der Bera- tung herausgedrängt werden“, mahnt etwa Karolin Schriever, Geschäftsführerin des Sparkassenverbands DSGV. „Das ist höchst unsozial. Denn Wertpapiersparen ist heute eine der wenigen Möglichkeiten, den Wert- verlust durch die hohe In ation auszuglei- chen.“ Mehr als die Hälfte der Fondsspar- pläne in Deutschland würden mit weniger als 100 Euro pro Monat bespart. „Eine Erst- beratung dauert im Schnitt zwei Stunden. Es ist völlig unrealistisch, dass die Breite der Kunden gleichsam als ,Eintrittsgeld‘ die Kosten für die Honorarberatung von 180 Euro pro Stunde bezahlen kann und will“, chriever. Vergebliche Transparenz Die Befürworter eines Verbots halten gegen, die Kosten für Privatanleger seien mmer noch viel zu hoch. „Nach wie vor pro tieren Vertriebsunternehmen von zu hohen Provisionen, was sich negativ auf die Rendite der Anleger auswirkt“, sagt etwa Sebastian Külps, Deutschlandchef des Indexfondsanbieters Vanguard. „Ein Provisionsverbot würde die Kosten für Anleger deutlich senken und zu- gleich mehr Transparenz scha en.“ Dem wiederum ent- gegnet die Bankenlobby gern, es herrsche doch längst Transparenz. Einer- seits stimmt das: Anlage- berater müssen vor jeder Transaktion mit- teilen, welche Provision dafür ießt. Im jährlich verschickten Kostenausweis wer- den die Zuwendungen dann nochmals in Euro und Cent aufgeführt. Andererseits nehmen zwei Drittel der Kunden diese Dokumente gar nicht wahr, zeigt eine Mitte März von der Quirin Privatbank verö entlichte Umfrage. Und 60 Prozent derer, die sie gelesen haben, sagen, dass sie die Unterlagen nicht verstehen. „Von der beabsichtigten Transparenz also keine Spur, stattdessen wurde ein Bürokra- Sind die jüngsten Äußerungen aus der EU-Kommis- on zum Provisions- rbot nur heiße Luft? wünschen sich Vertreter der deut- Finanzbranche. Doch anders kommen. echt m t r- in tt zu kaum ein Bran- r zum The- timme ein sol- essort erarbeitet ür Kleinanleger“, so S da i si ve Das viele schen es könnte » Es gibt bereits ein Provisionsverbot. « Markus Lange, Baker Tilly STEUER & RECHT Provisionsverbot 434 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © ILMAR | STOCK.ADOBE.COM
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