FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

Ihren Job macht die ehrgeizige junge Frau so gut, dass ihr die Commerzbank an- bietet, auch den Master in BWL an der Frankfurt School of Finance & Manage- ment zu nanzieren. Als Reeh 2015 fragt, ob sie im Lauf des Studiums eine Station im Aktien-Research der Bank einlegen könnte, überzeugt sie in mehreren Gesprä- chen so sehr, dass sie gleich bis zum Stu- dienende ins Team aufgenommen wird. „Das Equity-Research verband genau das, was ich bis heute gern mache und was ich in meinem BWL-Studium gelernt habe“, sagt sie. „Ich konnte mir Firmen in der Tiefe anschauen, Kennzahlen analysieren, Studien schreiben, Aktienempfehlungen aussprechen“, sagt Reeh. Vor allem aber hat sie schon mit Anfang 20 die Gelegenheit, Vorständen großer Unternehmen persön- lich Fragen zu stellen. „Vor den ersten Tre en war ich total auf- geregt“, erinnert sich die heutige Portfolio- managerin. „Ich habe mich immer extrem gut vorbereitet“, sagt sie. Gründliche Arbeit ist für sie bis heute das A und O, ob sie nun Industriewerte analysiert oder Kon- zernvorstände tri t. „Das hat für mich auch etwas mit Respekt zu tun“, erklärt Reeh. Nachdem sie 2016 ihren Master abge- schlossen hat, übernimmt die Commerz- bank sie ins Trainee-Programm. Schnell darf sie ihre erste Aktie covern – den Titel von Sixt.Weitere Werte kommen hinzu. Erste Überlegungen Im Palmengarten erzählt Reeh von den Fondsmanagern, zu denen sie während ihrer Zeit im Aktien-Research der Com- merzbank viel Kontakt hatte. „Sie waren ja meine Kunden, und ich fand ihre Arbeit sehr interessant und abwechslungsreich“, berichtet sie. Zum ersten Mal denkt sie darüber nach, später selbst einmal ins Portfoliomanagement einzusteigen. Bis es so weit ist, vergehen nur noch ein paar Jahre. 2019 wirbt ein Headhunter die 27-Jährige als Aktienanalystin für deutsche Small und Mid Caps der Schweizer Groß- bank UBS in Frankfurt ab.Weil sie die Sixt- Aktie so erfolgreich covert,wird Reeh schon nach drei Monaten ins Automobil-Team berufen. Doch der Plan, Portfoliomanage- rin zu werden, lässt sie nicht mehr los. Als sie erfährt, dass Marcus Poppe bei der DWS jemanden sucht, der europäische Industriewerte analysieren und Mitverant- wortung für seine Industrial-Fonds über- nehmen soll, überlegt Sabrina Reeh nicht lang und bewirbt sich. „ImApril 2021 habe ich dann bei der DWS begonnen“, sagt Sabrina Reeh, als es ins Palmenhaus geht. Den DWS ESG Investa, den sie seit 1.März o ziell managt, hat sie inzwischen etwas defensiver aufgestellt. „Der Dax, die Benchmark des Blend-Fonds, ist seit Sep- tember vergangenen Jahres ja schon sehr stark gelaufen, daher möchte ich lieber etwas mehr trockenes Pulver haben“, erläu- tert sie. Gerade in den Bereichen Energie- e zienz, Elektri zierung und Automati- sierung sieht sie künftig Chancen. Treffen mit Unternehmen Insgesamt hat sie an der Strategie des alt- gedienten Vehikels, das überwiegend in deutsche Standardwerte investiert, nichts verändert. „In Branchen, in denen ich zunächst weniger Expertise hatte, habe ich viele Unternehmen getro en“, berichtet Reeh. Gerade erst war sie dafür mit einem Kollegen in München. „Wir konnten uns vor Ort die Produkte erklären lassen, haben Werksführungen be- kommen, mit dem Management gespro- chen“, sagt sie. Das ist ihr sehr wichtig. „Natürlich sind Kennzahlen und Analysen unverzichtbar, aber ich möchte den Ma- nagern eines Unternehmens auch in die Augen schauen, sie als Persönlichkeiten wahrnehmen“, erklärt die Fondsmanagerin. „Ich glaube, meine Wahrnehmung hat sich durch das Yoga geschärft“, sagt sie. Mit Yoga hat Reeh aus gutem Grund begon- nen. „Ich jogge zwar und fahre mit dem Yoga auf dem Dachgarten der DWS: Sabrina Reeh hat eine Ausbildung zur Yogalehrerin absolviert und gibt gelegentlich auch Kurse. » Ich möchte Managern eines Unternehmens in die Augen schauen, sie als Persönlichkeiten wahrnehmen. « Sabrina Reeh, DWS Frühling in Frankfurt: Intuition und Menschen- kenntnis sind im Fondsmanagement wichtig, findet Sabrina Reeh. Das werde oft unterschätzt. PORTRÄT Sabrina Reeh I DWS FOTOS: CHRISTOPH HEMMERICH 136 fondsprofessionell.de 2/2023

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