FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023
Er hat schon recht, dass er so etwas wie das lebende Argument dafür ist, dass gutes aktives Aktienmanagement auch über lange Strecken dem passiven Investment überlegen sein kann. Denn das hat einer wie Terry Smith einfach zu oft unter Beweis gestellt. M it Begri en wie Ausnahmeerschei- nung oder Starmanager sollte man in der Investmentbranche eher zurückhal- tend umgehen. Bei einem Phänomen wie Terry Smith, dem Gründer der britischen Fondsgesellschaft Fundsmith, fällt das je- doch wirklich schwer. Zu oft hat der Stra- tege ein Jahr als Manager des besten welt- weit anlegenden Aktienfonds abgeschlos- sen oder lag zumindest unter den Top Drei seiner Kategorie. Ende 2022 wurde be- kannt, dass Fundsmith seine Vertriebsakti- vitäten auf dem Kontinent forcieren will. Deshalb haben wir die Möglichkeit zum Gespräch mit Terry Smith genutzt. Herr Smith, die Investmentgrundsätze Ihrer Gesellschaft beschreiben Sie gern mit der kurzen Formel: „Kaufe solide Unterneh- men, zahle nicht zu viel dafür, tue nichts.“ Ist das nicht ein wenig zu simpel gedacht? Terry Smith: Das würde ich keineswegs sagen, und die Reihenfolge ist alles andere als zufällig. Der wichtigste Faktor für den Erfolg eines wirklich langfristigen Anlegers ist, qualitativ hochwertige Unternehmen in seinem Portfolio zu halten. Auch wenn viele Marktteilnehmer dies bis heute nicht verstanden haben: Bei der Vermögens- verwaltung geht es nicht um vermeintlich optimales Markt-Timing. Es geht auch nicht um die Bewertung. Eine Aktie kann im Vergleich zum Marktdurchschnitt durchaus niedrig bewertet sein. Das heißt aber nicht, dass sie billig ist. Denn die nied- rige Bewertung kann zu Recht zustande gekommen sein,weil die betreffende Firma einfach kein gutes Unternehmen ist. Aber auch Sie werden doch einräumen, dass einmöglichst günstiger Einstiegszeit- punkt nicht zu vernachlässigen ist. Natürlich. Deshalb behaupte ich auch nicht, dass die Bewertung völlig unwichtig ist, was sich im Übrigen auch in unserem zweiten Grundsatz widerspiegelt. Das än- dert aber nichts an der Tatsache, dass die Bewertung bei Weitem nicht so wichtig ist wie die Auswahl und der Besitz von Unter- nehmen guter Qualität. Ich halte es des- halb mit einem Ausnahmemanager wie Charlie Munger, der schon vor geraumer Zeit anschaulich nachgewiesen hat, dass sich die Rendite des Investments in eine Aktie langfristig der Rendite annähert, die das dahinterstehende Unternehmen mit dem von ihm eingesetzten Kapital erzielt. Das ist der eigentliche Grund, warum wir versuchen, besonders hochwertige Unter- nehmen mit großartigen und vor allem nachhaltigen Renditeaussichten zu nden. Was definiert denn Ihrer Auffassung nach ein qualitativ hochwertiges Unternehmen? Grundsätzlich suchen wir nach Geschäfts- modellen, die über einen sehr langen Zeit- raum, vorzugsweise 30 oder 40 Jahre, also über mehrere Konjunkturzyklen hinweg, bewiesen haben, dass sie einerseits hohe Markteintrittsbarrieren haben und anderer- seits extremwiderstandsfähig sind,weil ihre Geschäftsmodelle schwer zu replizieren sind und gleichzeitig dem Wandel, ins- besondere dem technologischen Wandel, standhalten können. Wir analysieren auch „Wir sind der Gegenpol zum passiven Investieren“ » Die Bewertung ist bei Weitem nicht so wichtig wie die Auswahl und der Besitz von Unternehmen guter Qualität. « Terry Smith, Fundsmith MARKT & STRATEGIE Terry Smith | Fundsmith 140 fondsprofessionell.de 2/2023
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