FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

die relevanten Kennzahlen wie Eigenkapi- talrendite, Gewinnmargen, Umsatzwachs- tum und so weiter. Vor der endgültigen In- vestmententscheidung müssen jedoch eine Reihe von Fragen positiv beantwortet sein, bevor wir uns zum Kauf bei einer ange- messen attraktiven Bewertung entscheiden. Welche zum Beispiel? Wir wollen genau verstehen, warum sich das Unternehmen so gut entwickelt hat. Und warum seine Renditen je nach Zyklus gestiegen oder gefallen sind, aber nie wirk- lich schlecht ausgefallen sind, auch nicht am Tiefpunkt eines Zyklus. Nicht zuletzt wollen wir verstehen, wie das Unterneh- men es geschafft hat, sich gegen eine herauf- ziehende Konkurrenz durchzusetzen, die sich bei einem anhaltend überdurch- schnittlichen Erfolg unweigerlich einstellt. Aber behauptet nicht jeder Fondsmanager, in gute Unternehmen zu investieren? Nur handeln die meisten nicht danach. Für die Mehrheit scheint die Qualität eines Unternehmens nicht an erster Stelle zu stehen. Die meisten lassen sich nach wie vor von vermeintlich niedrigen Einstiegs- preisen leiten oder versuchen, den Markt zu timen, was in der Regel erfolglos bleibt. Das zieht sich sogar bis in die endlos er- scheinende Debatte zwischen Value- und Wachstums- oder Qualitätsinvestoren. Wie meinen Sie das? Auch die große Mehrheit der Value-Inves- toren scheint sich in erster Linie auf das Thema Bewertung statt auf die Qualität eines Unternehmens zu konzentrieren. Auch da halte ich es mit einem Vorbild wie Warren Buffett, der dazu gesagt hat, dass kein Qualitätsinvestor ohne Rücksicht auf den tatsächlichen Wert investieren soll- te, dass andererseits aber auch kein Value- Investor seine Investments ohne Rücksicht auf die Qualität des dahinterstehenden Geschäftsmodells auswählen sollte. Aber ist es das richtige Signal an Ihre Anleger, wenn am Ende Ihres Investment- ansatzes ein „Tue nichts“ steht? Es ist ja nicht so, dass wir damit signalisie- ren wollten, es reiche aus, eine bestimmte Menge von Aktien gut gemanagter Unter- nehmen anzuhäufen und dann die Füße hochzulegen.Meine Kollegen und ich kön- nen uns sicher nicht über zu wenig Be- schäftigung beklagen. Denn das fortlaufen- de Hinterfragen unserer ursprünglichen Entscheidung für ein bestimmtes Unter- nehmen fängt ja dann erst an.Wir müssen unsere Positionen natürlich einer perma- nenten Überprüfung in Bezug auf die un- terschiedlichsten Aspekte unterziehen, sei es in Bezug auf das Geschäftsmodell, die Entscheidungen des Managements, aber auch die Nachfrageentwicklung und die Wettbewerbspostion bis hin zur Markt- situation insgesamt, um nur einige zu nen- nen. Daher bedeutet das „Tue nichts“ alles andere, als untätig zu sein … … sondern? Wir wollen damit signalisieren, dass wir im Grunde das Gegenteil eines Fondsmana- gers sind, der sein Heil in einem hekti- schen Hin-und-her-Trading sucht, das in der Regel zu nichts anderem führt, als dass man dadurch seine eigene Fehlerquote nach oben schraubt und die Kostenquote erhöht. » Es ist ja nicht so, dass wir signalisieren wollten, es reiche aus, eine bestimmte Menge von Aktien gut gemanagter Unter- nehmen anzuhäufen und dann die Füße hochzulegen. « Terry Smith, Fundsmith FOTO: © AVARTS LTD. fondsprofessionell.de 2/2023 141

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