FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

Was natürlich gleichzeitig die geringe Um- schlagshäufigkeit in Ihrem Fonds erklärt. Genau so ist es. Im vergangenen Jahr lag der Turnover in unserem Fonds bei sieben Prozent, ein Wert, der für unsere Verhält- nisse im langfristigen Vergleich sogar ziem- lich hoch ist. Das lag in erster Linie an den Folgen der Pandemie und deren Nachwir- kungen, aber auch an einigen anderen not- wendigen Änderungen, die wir aufgrund von gewissen Schwächen in zwei Positio- nen des Portfolios vorgenommen haben. So gesehen war 2022 für uns sogar ein ungewöhnlich aktives Jahr. Ihre Mitbewerber liegen jedenfalls ziemlich deutlich darüber. Das kann man wohl sagen. Wenn ich den Zahlen der britischen Aufsichtsbehörde glauben darf, hat der durchschnittliche Aktienfondsmanager in Großbritannien sein Portfolio im gleichen Zeitraum zu etwa 60 Prozent umgeschichtet. Im Prinzip bestätigt das nur das eben Gesagte. Denn offenbar haben die meisten Fondsmanager ja für mehr als die Hälfte ihrer bis dahin bestehenden Portfoliopositionen deutlich bessere Investmentideen gefunden. Es ist ja nicht vollkommen auszuschließen, dass mancher Wettbewerber deutlich mehr gute Anlageideen ndet als wir. Ich halte das aber, ehrlich gesagt, für unwahrschein- lich. Für meine Verhältnisse sind ein oder zwei wirklich gute neue Investmentideen innerhalb eines Jahres schon recht gut. Das Orakel von Omaha haben Sie schon mehrfach erwähnt. Fühlen Sie sich eigent- lich wohl damit, dass Sie als Großbritan- niensWarren Buffett gelten? Es kommt darauf an, welchen Warren Buffett Sie meinen. Wenn man seine Ent- wicklung seit der Gründung von Berkshire Hathaway im Jahr 1955 betrachtet, lassen sich grob gesagt drei Phasen unterscheiden, die er als Investor durchlebt hat. In seiner frühen Zeit war er der ausgeprägte Value- Investor, der nach Unternehmen mit sehr niedrigen Multiples suchte, deren Markt- kapitalisierung geringer war als ihr Netto- umlaufvermögen. Damals orientierte er sich noch stark an seinem Lehrer Benja- min Graham. Es war Charlie Munger, der ihn in der zweiten Phase seiner Laufbahn darauf brachte, dass es aussichtsreicher ist, ein großartiges Unternehmen zu einem fai- ren Preis zu kaufen als ein fair bewertetes Unternehmen zu einem großartigen Preis, weil sich damit der Zinseszinseffekt besser nutzen lässt. Und ich denke, wir sind ihm sehr ähnlich, was diese mittlere Phase sei- ner Investmentkarriere angeht. Inwiefern? Weil es die Phase ist, in der Buffett Werte wie Coca-Cola oder American Express gekauft hat. Das war eine Strategie, die der unseren am nächsten ist, nämlich die Suche nach hohen Renditen statt einer niedrigen Bewertung, wodurch sich die Wirkung des Zinseszinses optimal nutzen lässt. Für Warren Buffett ist das heute nur noch schwer möglich. Dazu ist sein Anla- gevolumen inzwischen zu groß, weshalb er sich heute eher auf Eisenbahn- und Öl- gesellschaften oder Banken konzentriert. Aber auch beim Thema Wachstum wollen Sie ihm ja offenbar folgen, wenn man den jüngsten Verlautbarungen glauben darf, wonach Sie IhrenVertrieb außerhalb Groß- britanniens ausbauen wollen, richtig? Um es gleich einmal vorweg zu schicken: Wir sehen uns in dieser Hinsicht unter kei- nerlei Druck, schon gar nicht unter dem Druck, in die Größenordnung einer Berk- shire Hathaway zu wachsen.Um aber über- haupt größer zu werden, wäre es nötig, stär- ker in anderen Märkten als Großbritannien präsent zu sein, in anderen europäischen Ländern oder auch in den USA. In unse- remHeimatland stellen wir mit einem ver- walteten Volumen von rund 30 Milliarden Euro im Fundsmith Equity Fund schließ- lich schon seit geraumer Zeit den größten aktiv gemanagten Aktienfonds. » Für meine Verhältnisse sind ein oder zwei wirk- lich gute neue Invest- mentideen innerhalb eines Jahres schon gut. « Terry Smith, Fundsmith FOTO: © AVARTS LTD. MARKT & STRATEGIE Terry Smith | Fundsmith 142 fondsprofessionell.de 2/2023

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