FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023
Aber sind nicht die deutschsprachigen Märkte schon überbesetzt mit weltweit anlegenden Aktienfonds von inländischen wie auch ausländischen Anbietern? Das mag durchaus so sein. Wirklich viel bewirkt haben diese vielen Anbieter aber bisher nicht. Der weitaus größte Teil des Vermögens deutscher Anleger ist nach wie vor in Anleihen investiert. Zum Nachteil der Kunden, wie wir im Grunde alle wis- sen. Denn dass mit Aktien eine langfristig wesentlich höhere Rendite zu erzielen ist als mit Anleihen, wird auch in Deutsch- land oder Österreich niemand bezweifeln. Wobei in den letzten Jahren doch vermehrt Multi-Asset-Fonds Zuflüsse verzeichnen … …die aber auch zu einem großen Teil in Anleihen investieren. Und wenn Anleger überhaupt in Aktien investieren, dann über passiv gemanagte ETFs. Von so einem simplen Abbilden eines Aktienindex sind wir mit unserer Strategie ganz bewusst extrem weit entfernt. Deshalb sind wir so etwas wie der Gegenpol zu ETFs. Einen solchen Gegenpol bilden wir auch in Be- zug auf das immer noch verbreitete Phäno- men des sogenannten Home Bias, dessen Sinnhaftigkeit sich mir nie erschlossen hat. Einmal abgesehen von Aspekten wie Qua- lität, Vermeidung von Market Timing und geringem Turnover: Wo unterscheiden Sie sich handfest vomWettbewerb? Zum Beispiel dadurch, dass wir in Unter- nehmen investieren, die möglichst über immaterielle Werte verfügen, die entspre- chend schwer zu reproduzieren sind. Wir vermeiden zudem bewusst Firmen, die Fremdkapital benötigen, um zu wachsen. Deshalb haben wir zum Beispiel noch nie in Banken investiert und werden das auch künftig nicht tun. Auch verzichten wir auf das Absichern von Währungen. Wenn schon die Finanzchefs von großen Konzer- nen ihre Probleme damit haben, wäre es vermessen zu behaupten, wir seien gut da- rin. Und mit Diskussionen über so etwas wie den Tracking Error verschwenden wir erst recht nicht unsere Zeit, im Gegenteil: Wir wollen uns ja gerade bewusst von der Benchmark unterscheiden, im positiven Sinne, versteht sich. Denn das ist es nach unserem Verständnis doch, was wirklich aktives Management am Ende ausmacht. Das hat aber nicht verhindert, dass Ihr Fonds 2022 ins zweite Quartil seiner Ver- gleichsgruppe abgerutscht ist.Wannwollen Sie wieder unter den Top Drei sein? Das sind keine Kategorien, in denen ich denke und arbeite. Denn auch wenn wir nach wie vor das Ziel verfolgen, unter risiko- adjustierten Gesichtspunkten einen der besten weltweit anlegenden Aktienfonds zu bieten, haben auch wir schon vor langer Zeit akzeptiert, dass es nicht möglich ist, in jeder Marktphase eine überragende Out- performance zu erzielen. Und auch, dass es immer Phasen geben wird, in denen wir schlechter abschneiden als Peergroup und Benchmark. Dann muss man natürlich die Ursachen analysieren und auf mögliche Veränderungen reagieren. Aber wenn man zum Schluss kommt, dass das eigene Port- folio in Bezug auf die verfolgte Strategie optimal aufgestellt ist, dann ist es manch- mal besser, das Bloomberg-Terminal aus- zuschalten, um sich nicht vom ständigen Auf und Ab der Märkte verunsichern zu lassen und sich auf die Langfristigkeit zu konzentrieren. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER FP KURZ-VITA: Terry Smith Ursprünglich hat Terry Smith Geschichte studiert. Nach dem Universitätsabschluss am University College im walisischen Cardiff entschied sich der Brite aber für eine Laufbahn in der Finanzindustrie. Von 1974 bis 1983 hat er für die Barclays Bank gearbeitet, um nach einer kurzen Zwischenstation beim Brokerhaus W. Greenwell & Co. zu Barclays zurückzu- kehren und in den Folgejahren zum Topanalysten für Banken aufzusteigen. In den 1990ern und zu Beginn der 2000er-Jah- re war er Vorstandschef verschiedener Finanzdienstleister in Großbritannien. Im Jahr 2010 entschloss er sich dann, seine eigene Fondsgesellschaft namens Fundsmith zu gründen, deren ursprünglich einziger Fonds, der Fundsmith Equity Fund, innerhalb weniger Jahre zum größten Aktienfonds der Insel aufgestiegen ist. » Einen Gegenpol bilden wir auch in Bezug auf das immer noch verbreitete Phänomen des soge- nannten Home Bias. « Terry Smith, Fundsmith FOTO: © AVARTS LTD. MARKT & STRATEGIE Terry Smith | Fundsmith 144 fondsprofessionell.de 2/2023
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