FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

Ethenea -Gründer Luca Pesarini über die jüngsten Turbulenzen am Bankenmarkt, die viel zu späte Reaktion der Europäischen Zentralbank auf die Inflation und die Frage, warum er den Aktienteil des Ethna-Aktiv nur noch mit US-Titeln bestückt. D er Ethna-Aktiv gehört zu den absolu- ten Klassikern unter den vermögens- verwaltenden Fonds: Vor mehr als zwei Dekaden, im Februar 2002, legten Luca Pesarini und Arnoldo Valsangiacomo ihr Portfolio auf, zunächst als „Family & Friends“-Produkt. Es dauert ganze vier Jah- re, bis der Ethna-Aktiv die 100-Millionen- Euro-Marke knackt, doch dann geht es Schlag auf Schlag: Angetrieben von der guten Performance – der Fonds zählt in sieben der zehn Jahre bis 2014 zum besten Viertel seiner Vergleichsgruppe, in den an- deren drei ist er immer noch in der oberen Hälfte zu nden – schwillt das Portfolio auf mehr als zehn Milliarden Euro an. Da- nach folgen allerdings einige für die Anle- ger enttäuschende Jahre, was hohe Ab üsse zur Folge hat: Das Volumen lag zuletzt un- ter zwei Milliarden Euro. Doch mittler- weile kann sich die Wertentwicklung des Ethna-Aktiv wieder sehen lassen, insbeson- dere im vergangenen Jahr, als Pesarini und seine Kollegen deutlich besser mit der Zinswende zurechtkamen als die meisten Manager vermögensverwaltender Fonds. Herr Pesarini, Sie leben und arbeiten in der Schweiz. Wie fühlt es sich da an, zu hören, dass die Credit Suisse in einemNotfall-Deal an die UBS verkauft wird – und so in die- sem recht kleinen Land eine noch größere Bank entsteht, die erst recht „too big to fail“ sein dürfte? Luca Pesarini: Ich wohne seit November in Luxemburg, der Abstand tut ganz gut (lacht) . Nein, das ist wirklich keine schöne Sache. Es gab wahrscheinlich nur zwei mögliche Szenarien: entweder eine Ver- staatlichung der Credit Suisse oder eine Zwangsfusion mit der UBS. Für den Stand- ort Schweiz ist beides keine gute Lösung. Noch bevor die Credit Suisse gerettet wer- den musste, gerieten mehrere US-Regio- nalbanken in Schieflage. In Ihrem Vortrag auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim sagten Sie, es gebe keine Bankenkrise. Da kannman durchaus ande- rer Meinung sein, wie auch der Blick auf die Aktienkurse vieler Kreditinstitute zeigt. Wie die Börse auf solche Nachrichten reagiert, hat oft nichts mit der Realität zu tun.Die Kurse bewegen dann Spekulanten oder Hedgefonds, die die Märkte austesten wollen. Ich erinnere mich noch gut an die Finanzkrise 2008. Davon sind wir Kilo- meter, wenn nicht Lichtjahre entfernt. Die Bankbilanzen sehen heute ganz anders aus. Damals fanden sich dort massenhaft Wert- papiere, die in Wahrheit nichts wert waren, das gibt es heute nicht mehr. Außerdem: Keine Krise kommt zweimal. Darum bin ich da ganz entspannt. Dennoch sahen sich die Notenbanken dazu gezwungen, schnell viel Liquidität in die Märkte zu pumpen. Das läuft ihremZiel, die „Wir sind Asset-Allokatoren, keine Spekulanten“ » Ich erinnere mich noch gut an die Finanzkrise 2008. Davon sind wir Kilometer, wenn nicht Lichtjahre entfernt. « Luca Pesarini, Ethenea MARKT & STRATEGIE Luca Pesarini | Ethenea Independent Investors 152 fondsprofessionell.de 2/2023

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