FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

Was bedeutet dieses Umfeld für Anleger? Als Investor sehne ich mich eigentlich nach Stabilität. Als aktiver Manager wün- sche ich mir aber auch, dass etwas passiert und Dinge in Bewegung kommen.Würde ich an die permanente E zienz der Finanz- märkte glauben, wären stets alle Vermö- genswerte korrekt bepreist – für immer. Ich glaube aber nicht, dass die Märkte e zient sind. Sie reagieren auf Schocks. Sie hinken bei der Einschätzung von Veränderungen hinterher. Sie spiegeln Optimismus und Pessimismus wider. Die Preise fußen nicht immer auf dem eigentlichen Wert. Daher eröffnen sich Chancen. Die meiner Mei- nung nach größte Gelegenheit: Man wird endlich wieder dafür bezahlt, dass man eine Anleihe besitzt. Sind Renten attraktiver als Aktien? Bei Renditen von null oder gar im negati- ven Terrain und demgegenüber hohen Ak- tienrenditen el die Wahl leicht. Nun se- hen Anleihen im historischen Vergleich zu Aktien deutlich attraktiver aus. Im Grunde geht es ja beim Investieren um die Frage: Welche Anlageklasse sieht im Vergleich zu den anderen attraktiver aus? Sind es Aktien, Anleihen, Immobilien oder anderes? Das macht meinen Job so interessant. Der M&G Optimal Income darf auch in Aktien investieren. Tun Sie das noch? Die Aktienquote ist aufgrund unseres Man- dats gering. Nur gelegentlich kaufen wir von einem Emittenten eine Aktie, wenn diese klare Vorzüge gegenüber den entspre- chenden Anleihen aufweist. Als die Bond- renditen sehr niedrig und die zu erwarten- den Aktienerträge hoch waren, boten sich einige Chancen bei Aktien. Nunmehr ist die Ausgangssituation eine andere. Bei Anleihen bieten sich genug Möglichkeiten, und wir sind fast wieder zum Normal- zustand unseres Fonds zurückgekehrt, also zu null Prozent Aktien. Wenn wir Risiken eingehen wollen, dann nden wir wieder genug Möglichkeiten, etwa bei Hochzins- anleihen oder Schwellenländerbonds. Sie investieren auch in Bankanleihen. Das birgt Risiken, wie sich jüngst gezeigt hat. Wir denken, dass die Banken strikter regu- liert sind und keine Anzeichen von Über- treibungen aufweisen. Als Anleiheninvesto- ren meiden wir grundsätzlich die Bereiche, die einen Boom erlebten – denn diese münden gewöhnlich in einem Knall. Die Bankbranche hat in den vergangenen zehn bis 15 Jahren jedoch gewiss keine Boom- phase erlebt. Unsere Analysten achten zudem genau darauf, dass wir die richtige Position in der Kapitalstruktur einer Bank besitzen, was vor Ausfällen schützt. Einigen Anleihengläubigern der Credit Suisse half das nicht. In diesem Fall wurde das Gesetz über Nacht geändert. Das war sicherlich eine Überraschung. Auf der anderen Seite ändern sich Gesetze nun mal – insofern gab es bereits ähnliche Fälle. Wie stellen Sie das Portfolio auf? Erstmals seit langer Zeit sind wir sehr aus- balanciert unterwegs. Jeweils gut ein Drittel ist in Staatsanleihen, soliden Unterneh- mens- und Hochzinsanleihen investiert. Im Grunde sind wir also neutral positioniert. Die Bewertungen der Anleihenkategorien sind im Verhältnis zu den anderen jeweils fair. Mit Blick darauf, das Risiko einer län- geren Duration eingehen zu können, sind wir neutral bis leicht optimistisch einge- stellt. Das ist im Vergleich zu den vergange- nen Jahren ein riesiger Umbruch, als wir eher eine gewisse Skepsis hegten. Vielen Dank für das Gespräch. SEBASTIAN ERTINGER FP » Als Investor sehne ich mich nach Stabilität. « Richard Woolnough, M&G KURZ-VITA: Richard Woolnough Nach dem Studium an der London School of Economics begann Richard Woolnough seine Karriere 1985 bei der Lloyds Merchant Bank. Nach Stationen bei der Generali und SG Warburg wechselte er 2004 zum Fondsanbieter M&G. FOTO: © NIKOLA NEVEN HAUBNER MARKT & STRATEGIE Richard Woolnough | M&G 170 fondsprofessionell.de 2/2023

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