FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

Ariel Bezalel, Chefstratege für Anleihen beim Londoner Fondshaus Jupiter Asset Management, hält die jüngsten Zinserhöhungen für einen kolossalen Fehler – und rechnet fest mit der Rezession. Er sieht beste Chancen für sichere Anleihen mit langer Laufzeit. D as Jahr 2022 würde Ariel Bezalel wohl am liebsten vergessen: Rund 16 Pro- zent Verlust sind nicht das, was die Anleger von seinem Fonds Jupiter Dynamic Bond gewohnt sind. Doch die Chancen stehen gut, dass das vergangene Jahr nur einen Rücksetzer in einer auf lange Sicht über- zeugenden Performance von Bezalels e- xibler Rentenstrategie markiert: Im ersten Quartal dieses Jahres ließ der Starmanager wieder 95 Prozent der Mitbewerber seiner Morningstar-Vergleichsgruppe hinter sich. Herr Bezalel, nach den kräftigen Verlusten 2022 liegt Ihr Jupiter Dynamic Bond Fund seit Jahresanfang wieder ganz vorn. Wie haben Sie den Turnaround geschafft? Ariel Bezalel: Wir hatten den russischen Überfall auf die Ukraine nicht erwartet.Die dadurch ausgelöste Teuerungswelle und die drastischen Zinserhöhungen der Zentral- banken ließen die Anleihenkurse einbre- chen. Wir hatten uns stattdessen auf eine geringere In ation und ein früheres Ende der Zinserhöhungen eingestellt. Das war schmerzhaft. Nun entwickelt sich der Markt aber mit Verspätung so, wie wir das vor rund einem Jahr erwartet hatten. Ist die Inflation überwunden? In ation war das Thema des vergangenen Jahres, nun verlagert sich die Sorge immer stärker auf das fehlende Wachstum. Die Zentralbanken sind viel zu besorgt wegen der In ation. Die letzten Zinserhöhungen halten wir für falsch, und ich glaube, dass die Fed schon im zweiten Halbjahr die Zinsen wieder senken muss, vielleicht sogar sehr aggressiv auf bis zu zwei Prozent. Die US-Notenbank wird ihren letzten Zins- schritt noch bedauern, und auch die EZB hätte die Zinsen nicht mehr erhöhen müs- sen. Die enorme Restriktion der globalen Zentralbanken entfaltet immer stärker ihre Wirkung auf das Wachstum. Rechnen Sie fest mit einer Rezession? Die Rezession wird kommen. Das Geld- angebot in den USA bricht gerade ein, wie das für eine Rezession üblich ist. Und auch in Europa knickt das Geldangebot drama- tisch weg.Wenn die Geschäftsbanken kaum noch Kredite vergeben, rutscht die Wirt- schaft zwangsläu g in die Rezession.Genau das erleben wir gerade. Zum unsicheren Makroausblick infolge der starken Zinser- höhungen kommt nun noch die Unsicher- heit im Bankensektor. Viele US-Geschäfts- banken wissen aktuell nicht,wie ihre Einla- gen in ein paar Wochen aussehen werden. Daher bremsen sie die Kreditvergabe. Erkannten das die Notenbanken nicht? Sie schauen nur in den Rückspiegel und sind besessen von In ation und ihrer eige- nen Reputation. Fed-Chef Jerome Powell merkte zwar an, dass die Turbulenzen im US-Bankenmarkt eine Verknappung der Kreditvergabe zur Folge haben könnten, erkannte aber offenbar nicht, wie rasch sich die Wirtschaft abkühlt. Bei der EZB geben gerade die Nordeuropäer den Ton an, die eine Lohn-Preis-Spirale befürchten. Aus unserer Sicht ist diese Sorge übertrieben. Wie schlimmwird die Rezession? „Es werden noch viele schlechte Tage kommen“ » Ich glaube nicht, dass wir eine weiche Landung hinbekommen. Es wird eine schmerz- hafte Korrektur. « Ariel Bezalel, Jupiter FOTO: © NIKOLA NEVEN HAUBNER MARKT & STRATEGIE Ariel Bezalel | Jupiter 178 fondsprofessionell.de 2/2023

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