FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

Schwindende Spezies Deutsche Mark und Schilling sind Geschichte. Doch es gibt noch Anleihen, die in alten Währungen notieren. Sie zählen zu einer Nische, die nur wenige Investmenthäuser bearbeiten. D as Investmenthaus Kepler-Fonds aus Linz verfolgt im Rentenbereich einen rundum bodenständigen Ansatz: Die Port- foliomanager bedienen die gesamte Kla- viatur – von Staats- und bonitätsstarken Unternehmensanleihen über Pfandbriefe bis hin zu ausgewählten Hochzinspapieren. Auch Schwellenländerbonds streuen die Pro s dazu. Ein solides Rentenmanage- ment, wie es viele andere ebenfalls betrei- ben. Auf den ersten Blick also keine Beson- derheit, möchte man meinen. Doch die Fondstochter der Rai eisen- landesbank Oberösterreich hat eine Nische entdeckt und besetzt, die nur wenige Häu- ser abdecken. „Im Einzelfall mischen wir Anleihen bei, die eine geringe Liquidität im Handel aufweisen“, sagt Herbert Mat- zinger, Rentenmanager bei Kepler-Fonds. Beispiele sind österreichische Staatsanlei- hen, die in D-Mark notieren oder Bonds der Deutschen Bank in der italienischen Lira. Solche Papiere gehören einer ausster- benden Spezies an: Die Währungen, in de- nen sie ausgegeben wurden, gibt es ja nicht mehr. Nach und nach erreichen die noch ausstehenden Bonds ihre Fälligkeit. Doch gerade das birgt für die Linzer einen besonderen Reiz. „Solche Papiere bie- ten eine Liquiditätsprämie“, erläutert Mat- zinger. „Denn nicht alle Investoren sind in der Lage, solche Anleihen zu halten oder zu handeln.“ Dies erfordere einen höheren Aufwand, sowohl bei der depotführenden Bank als auch beim Asset Manager. Dem- entsprechend schlummern die noch ausste- henden Papiere in Francs, Peseten, Schilling oder D-Mark in Depots, bei denen die Ver- wahrung noch möglich ist. Dort bleiben sie häu g bis zur Fälligkeit und werden sel- ten gehandelt. Und wenn, dann weisen sie einen Renditeaufschlag auf (siehe Gra k nächste Seite). Der allenfalls sporadische Handel führt zu der genannten Liquiditäts- oder präziser Illiquiditätsprämie. Kuriose Kupons Papiere aus der Prä-Euro-Periode stellen nur einen Aspekt dieser Nische dar. „Ein anderes Beispiel sind Anleihen, bei denen der Kupon eine besondere Ausgestaltung aufweist“, sagt der Kepler-Manager. So ist etwa ein Papier der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung mit einem Kupon versehen, der an den Euribor gekop- pelt ist. Die Gesamtzahlungen sind aber gedeckelt. „Ein Käufer muss also prüfen, in welcher Höhe bereits Kupons ge ossen sind, und nachrechnen, wie viel er noch erwarten kann“, erklärt Matzinger. Ein weiteres Beispiel ist ein Bond der britischen Bank Barclays. Bis 2013 war eine Kuponzahlung in Höhe von sechs Prozent festgelegt, danach war der Kupon an die In ation gekoppelt. „Nach 2013 war das Papier praktisch uninteressant“,meint Mat- zinger. „Doch nun, mit dem Anstieg der » Die Liquidität im Anleihenhandel hat in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen. « Christan Gritzka, Daniels, Gritzka, Kraft & Co. Geldnoten aus der Vor-Euro-Zeit: Die Währungen sind zwar verschwunden, dennoch gibt es noch Anleihen, die in D-Mark, Schilling oder Peseten ausgegeben wurden und noch nicht fällig geworden sind. MARKT & STRATEGIE Anleihen 182 fondsprofessionell.de 2/2023 FOTO: © SERGIO DI GIOVANNI | STOCK.ADOBE.COM

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