FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

In ation, hat seine große Stunde geschla- gen.“ Vom ursprünglichen Emissionsvolu- men in Höhe von 100 Millionen Euro ste- hen nur noch rund zehn Millionen aus. „Solche Besonderheiten bei den Kupons zu bewerten ist nicht einfach“, sagt der Ren- tenexperte. „Viele Investoren stellen solche Anleihen vor Probleme – und sie kaufen sie daher nicht.“ Die Gründe für eine solche Kupongestaltung können etwa in Verp ichtungen von Versicherern liegen, die ihre Auszahlungen absichern wollen. Offerten über Kontakte „Entschließt sich dieser Erstkäufer dazu, die Papiere vor der Fälligkeit zu veräußern, kommen wir ins Spiel“, sagt Matzinger.Um an diese Papiere überhaupt ranzukommen, knüpften die Linzer über die vergangenen zwei Jahrzehnte Kontakte zu Händlern. „Bei solchen Investments sind wir meist reaktiv“, berichtet der Kepler-Mann. „Wir werden über unser Brokernetzwerk ange- sprochen. Das passiert auch nicht täglich, sondern eher selten.“ Dann bewerte das Team sehr genau, welche Emissionen in die Portfolios passen. „Häu g hat der Verkäufer überzogene Preisvorstellungen“, verrät der Manager. Auf einen Punkt legt der Kepler-Pro be- sonders Wert: „Wir setzen hier nicht auf eine Bonitätsprämie“, betont Matzinger. „Die Anlei- hen stammen meist von gro- ßen Emittenten wie Banken mit guten Ratings.“ Nur die je- weilige Emission weist ein ge- ringes Volumen auf, da sie spe- ziell für einen Abnehmer auf- gelegt wurde – oder weil wie bei den Altwährungsbonds der Nachschub fehlt und die Papie- re zum Teil vom Emittenten zurückgekauft werden. Der Besitz von illiquiden Bonds birgt Tücken. Denn was nur schwer zu bekommen ist, lässt sich im Zweifel auch nur schwer wieder verkaufen. Die Frage der ausreichenden Liquidität scheint sich je- doch nicht allein auf Nischen des Renten- marktes zu beschränken. „Die Liquidität im Anleihenhandel hat in den vergange- nen Jahren deutlich abgenommen“, beob- achtet Christan Gritzka, Vorstand und Ge- sellschafter der Daniels, Gritzka, Kraft & Co. Vermögensverwaltung aus Hamburg. „Bei Hochzinsanleihen und Emissionen ohne Rating ist sie, insbesondere in Stress- phasen, sogar richtig schlecht geworden.“ Selbst kleine Handelsaufträge würden nur schleppend abgewickelt. „Die zunächst auf Plattformen wie Bloomberg gestellten Kurse existieren letztendlich nur auf dem Papier“, sagt Gritzka. „Fragt man beim Bro- ker nach, verschlechtern sich die Konditio- nen deutlich – wenn überhaupt noch ein Händler antwortet.“ Die Schwankungen bei den Bewertungen hätten zugenommen. „Das Rendite-Risiko-Verhältnis in diesem Segment hat an Attraktivität verloren“, so das ernüchternde Urteil des Investmentpro- s. So beschlossen die Hanseaten schweren Herzens, sich aus dem Feld der Hochzins- und nicht benoteten Anleihen zurückzu- ziehen. Dies war eigentlich eine Spezialität des Vermögensverwalters. In geringen Dosen Gritzka führt die Entwicklung auf die strikteren regulatorischen Vorgaben für die Geldhäuser zurück, die nach der Finanz- krise erlassen wurden. „Bei den Banken und Brokern ist die Risikoaversion gestie- gen“, sagt Gritzka. „Letztendlich muss man einem Broker einen Auftrag geben, der sich dann wie ein Makler auf die Suche nach einem Käufer oder Ver- käufer macht.“ Die Spezialisten von Kepler sind sich der Tücken der Ni- sche, in der sie sich bewegen, jedenfalls voll und ganz be- wusst. „Solche Investments stellen immer nur eine Beimi- schung dar“, betont Matzinger. „Die geringe Liquidität lässt sich nur in geringen Dosen mit der täglichen Handelbar- keit eines Fonds vereinbaren.“ SEBASTIAN ERTINGER FP Abschieds-Aufschlag Rendite von Deutsche-Bank-Anleihen im Vergleich Ein in italienischen Lire notierter Bond der Deutschen Bank wirft eine höhere Rendite ab als ein Euro-Papier des Instituts. 2027bereinigt |Quelle:Kepler-Fonds,Bloomberg 3% 4% 5% 6% 7% April I März I Feb I Jan 2023 I Dez I Nov I Okt I Sept I Aug I Juli I Juni 2022 In Lire (fällig Oktober 2026) In Euro (fällig Januar 2027) 3,31 % 3,48 % 5,46 % 5,75 % » Viele Investoren stellen solche Anleihen vor Probleme – und sie kaufen sie daher nicht. « Herbert Matzinger, Kepler-Fonds MARKT & STRATEGIE Anleihen 184 fondsprofessionell.de 2/2023 FOTO: © ERWIN WIMMER | KEPLER

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