FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

Mit ausgesuchten Dividendenwerten sind Anleger 2022 glimpflich durch die Turbulenzen an den Aktienbörsen gekommen. Das hat auch Sam Witherow , Fondsmanager bei J.P. Morgan Asset Management , für seine Anleger zu nutzen gewusst. I mMärz 2019 hat SamWitherow die Ver- antwortung als Fondsmanager des Glo- bal Dividend Fund von J.P. Morgan Asset Management übernommen. Seither hat der Fonds über die unterschiedlichsten Ver- gleichszeiträume eine deutliche Outperfor- mance sowohl gegenüber seinemVergleichs- index als auch gegenüber den meisten Wettbewerbern erzielt.Nur voriges Jahr lief es nicht ganz so gut. Der nur leichte Rück- gang um 3,6 Prozent ist aber schon fast wieder komplett aufgeholt. Auch für die künftige Entwicklung von Dividendenwer- ten bleibt der Fondsmanager optimistisch. Unter dem Schlagwort „Bonds are back“ mahnt aktuell mancher Marktteilnehmer, dass höhere Zinsen dividendenorientierte Aktienanlagenweniger interessant erschei- nen lassen. Akzeptieren Sie das Argument? Sam Witherow: Es wäre töricht zu verken- nen, dass Anleihen durchaus wieder an Attraktivität gewonnen haben.Wer ein aus- gewogenes Portfolio managt, tut sicher gut daran, ausgesuchte Zinspapiere wieder etwas stärker zu gewichten.Daher akzeptie- re ich das Argument, das Sie angeführt haben, wenn auch nur teilweise. Wieso „nur teilweise“? Bei entsprechenden Renditevergleichen sollte man bedenken, dass es zwischen der nominalen und der realen Rendite eines Investments zu unterscheiden gilt. Bezogen auf Anleiheninvestments bedeutet das: Die damit erzielbaren Erträge sind nominal x. Unter dem realen Blickwinkel ist ein Groß- teil der gestiegenen Zinsen nichts anderes als ein Ausgleich für die nach wie vor hohen In ationsraten. Unterm Strich sind sie also kein wirklicher Renditebringer. Im Gegensatz dazu werden die Erträge von Aktiengesellschaften aus den nominalen Cash ows der Unternehmen gezahlt. Da- durch haben die Ausschüttungen von stark aufgestellten Unternehmen die Chance, sich gewissermaßen im Einklang mit der In ationsrate zu entwickeln und je nach Entwicklung sogar zu steigen. Wollen Sie damit sagen, dass die Inflation für die Aktienmärkte kein Problem ist, für die Rentenmärkte aber schon? Das wäre sicher eine zu stark vereinfachte Formel. Was sich aber angesichts einer nach wie vor hohen In ation, die sich erst im Lauf der nächsten zwei Jahre deutlicher zurückbilden wird, schon sagen lässt: Auch wenn Anleihen inzwischen wieder eine optisch ansehnliche Verzinsung bieten, so spielt ein Portfolio aus gezielt ausgewählten Aktien auch bei einer anhaltend hohen Teuerungsrate eine wichtige Rolle bei der Erzielung von Erträgen. Geht es etwas genauer, möglichst anhand von handfesten Zahlen? Unsere Analysen zeigen, dass ein sorgfältig zusammengestellter Korb von Dividenden- titeln in der Vergangenheit durchaus in der Lage war, den Marktdurchschnitt deutlich zu übertreffen. In einem Umfeld, in dem sich die Teuerungsrate zwischen drei und vier Prozent bewegt, konnte ein Portfolio von ausgewählten Aktien eine um drei bis vier Prozentpunkte höhere Rendite erzie- „Gerade Dividendentitel sind noch attraktiv bewertet“ » Die stark gestiegenen Zinsen sind nichts ande- res als ein Ausgleich für die nach wie vor hohen Inflationsraten. « Sam Witherow, J.P. Morgan AM FOTO: © NIKOLA NEVEN HAUBNER MARKT & STRATEGIE Sam Witherow | J.P. Morgan Asset Management 200 fondsprofessionell.de 2/2023

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