FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023
zu Themen wie ökonomische Bildung kommt, dass also die Anleger selbst ein Verständnis dafür entwickeln müssten, was ihre Geldanlage betrifft. Da müssten wir ganz woanders ansetzen, eher im Bereich der Schule als beim KAGB. Immer mehr Regulierung kann nämlich auch dazu füh- ren, dass Markteintritte unmöglich werden: Wird zu übergreifend reguliert, entstehen Oligopole. Das ist aus Anlegersicht auch problematisch. Wie wird sich die ZBI zukünftig ausrichten? Wir werden keine geschlossenen Fonds mehr nach bisheriger ZBI-Konzeption auf- legen und über freie Finanzintermediäre vertreiben. Die bestehenden managen wir seriös zu Ende. Das ist unser Ziel. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch, dass wir uns vorbehalten, wieder geschlossene Fonds aufzulegen, wo es denn Sinn ergibt. Da gibt es durchaus Ideen, die wir span- nend nden, zum Beispiel „Manage to Green“-Ansätze, also die Transformation von Immobilien in Richtung Nachhaltig- keit. Dafür ist ein die Laufzeit begrenzen- des Vehikel wie der geschlossene Fonds sehr interessant. Vertreiben würden wir ihn allerdings über die genossenschaftliche Finanzgruppe.Neue Produkte müssen sich bei uns an zwei Dingen ausrichten: dem Anlegerinteresse und den konkreten Immo- biliennotwendigkeiten. Aber dem Asset Wohnimmobilie werden Sie treu bleiben? Dem wollen wir im Kern absolut treu bleiben, es ist ja auch vielfältig genug. Das heißt aber nicht, dass wir gewerbliche Objekte kategorisch ausschließen, sondern nur, dass wir unseren Schwerpunkt auf dem Thema Wohnen haben.Wir sehen in der Stabilität des Produkts und in der un- verändert hohen Nachfrage nach Wohn- raum nach wie vor gute Chancen. Die Art der Nachfrage wird sich verändern. Wir können uns zum Beispiel vorstellen, einer immer älter werdenden Gesellschaft Immobilien mit Zusatzservices anzubieten, etwa mit Blick auf die Unterstützung im Haushalt oder bei der P ege. Aber das fällt in unserer Betrachtung alles unter Woh- nen. Hotel oder Shopping werden wir nicht angehen. Wie sehen Ihre Szenarien aus, wie sich der Wohnimmobilienmarkt in nächster Zeit ent- wickeln wird? Ich erwarte, dass wir noch einige Monate in dieser Phase verharren, in der Angebot und Nachfrage am Transaktionsmarkt noch nicht wieder so richtig zueinander- kommen. Das liegt an den großen gleich- zeitigen Umbrüchen, die der Markt derzeit durchläuft: Zinsumbruch, ESG, Digitalisie- rung – jeder für sich genommen ein Um- bruch ohne historische Vorbilder. Es wird also noch ein bisschen dauern, bis diejeni- gen, die eine Immobilie haben, und die, die sich vorstellen können, eine zu kaufen, wieder dieselbe Sicht auf die Dinge haben. Das wird in der zweiten Jahreshälfte lang- sam anfangen und sich nächstes Jahr stabi- lisieren. Der Immobilienmarkt wird sich dann aber anders eingerichtet haben. Das heißt, es wird sicher nicht nahtlos so wei- tergehen wie in der letzten Boomphase. Die Objektwerte werden allerdings in der vollen Breite kaum zurückgehen, da die Nachfrage exorbitant ist, was auch politisch induziert ist. Die hohe Nachfrage nach Mietwohnungen wird folglich in weiter steigenden Mieten ein Ventil nden. Die Notwendigkeit für die Wohnungswirt- schaft, sich für die Rendite rechtfertigen zu müssen, die man aus den Immobilien zieht, wird aber zunehmen. Vielen Dank für das Gespräch. TILMAN WELTHER FP KURZ-VITA: Jörg Kotzenbauer hat Jura und BWL studiert und war bei der Union Investment Leiter Konzernentwicklung, bevor er 2019 den Vorsitz der Geschäftsführung bei der ZBI in Erlangen übernahm. » Das Konzept eines offenen Immobilienfonds passt besser in die aktuelle Marktphase. « Jörg Kotzenbauer, ZBI FOTO: © TIM FLAVOR SACHWERTE Jörg Kotzenbauer | ZBI 220 fondsprofessionell.de 2/2023
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