FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023
Drittel aller Wohngebäude in Deutschland energetisch deutlich verbessert werden. Auf Nachfrage zitiert der Verband eine Studie der Arbeitsgemeinschaft für Zeitgemäßes Bauen von 2022, nach der im Jahr 2020 zusammen etwa 5,33 Millionen Wohnun- gen und somit 14,4 Prozent des gesamten Wohnungsbestands in die Energiee zienz- klassen G und H fallen. In Deutschland reichen die in den Ener- gieausweisen enthaltenen Energieklassen bisher von A+ bis H. Da es künftig nur noch die Klassen von A bis G geben soll, muss der Gebäudebestand darauf verteilt werden. In die Klasse G sollen künftig die 15 Prozent energetisch schlechtesten Ge- bäude fallen. Laut Haus & Grund wären hiervon – bei insgesamt 19,4 Millionen Wohngebäuden in Deutschland – 2,91 Millionen Objekte betro en. Material- und Fachkräftemangel Axel Gedaschko, Präsident des Spitzen- verbands der Wohnungswirtschaft GdW, kritisiert die Vorschläge: „In gerade einmal neun Jahren müsste danach fast die Hälfte aller Gebäude in der gesamten EU saniert werden. Dabei herrscht schon jetzt ein massiver Material- und Fachkräftemangel, die Preise rund um das Bauen und Sanie- ren explodieren, und auch die Zinsen steigen weiter.“Die gro- ße und unbeantwortete Frage sei, wer das nanzieren und woher dieses Geld kommen solle. Gedaschko zufolge müss- ten allein für Deutschland die Investitionen in energetische Sanierung von derzeit knapp 50 Milliarden Euro auf 187 bis 261 Milliarden Euro pro Jahr steigen, je nach verordneter Sanierungstiefe. Sebastian Eraghi, Chief Ope- rating O cer der Maklerplatt- formNeho aus Dresden,meint, es gäbe zu viele Ausnahmere- gelungen in der EPBD. „Man muss auch berücksichtigen, dass die Indus- trie wegen der erhöhten Nachfrage dem aktuell nicht nachkommen kann“, gibt er zu bedenken. Knackpunkt Steuern Wie stehen andere Akteure aus dem Immobiliensektor zur Richtlinie? Jan von Mallinckrodt, Head of Sustainability bei Union Investment Real Estate, befürwortet die EPBD und die Vorschläge zur Überar- beitung, „denn wir tragen Verantwortung“. Aus AIF-Sicht gebe es jedoch ein Dilem- ma: „Wenn wir selbst eine Solaranlage auf dem Dach einer unserer Immobilien in- stallierten, würden wir diesen Strom gern auch an unsere Mieter abgeben. Dann wäre der AIF derzeit nach dem Investment- steuergesetz aber nicht mehr gewerbe- steuerbefreit“, sagt er. Laut von Mallinckrodt dürfte es aus heu- tiger Sicht jedoch nur bei sehr wenigen der 500 Objekte in den von Union Investment gemanagten Immobilienfonds eng werden. Und lediglich bei einer „niedrigen zweistel- ligen Zahl“ seien bezüglich der geplanten EPBD-Vorschriften „energetische Moder- nisierungsfahrpläne erforderlich“, wie er den Begri Sanierung umschreibt. Der Sachwertanbieter Paribus lässt laut Geschäftsführer Thomas Böcher ESG-Gut- achten für seine deutschen Bestandsimmo- bilien erstellen. „Da viele Objekte aus den Jahren 2010 und 2011 stammen, haben sie eine entsprechende Energiee zienz“, sagt er. Böcher weist auf folgende Unstimmigkeit hin: „Bei einer unserer Immobilien haben wir eine intensive Dachbegrünung. Jetzt muss möglicherweise eine Photovoltaikanlage aufs Dach. Das beißt sich.“Dazu käme das Thema Steuern. „Installieren wir eine Solaranlage, könnte die Finanzverwaltung es für eine Projektentwicklung halten“, so der Paribus-Chef. An der EPBD ärgert ihn, dass darin „nur die Zukunft betrachtet wird, nicht aber der CO 2 -Aufwand, der bereits bei der Errichtung des Gebäudes emittiert wurde und sich nicht Enormes Reduzierungspotenzial Anteil sanierungsbedürftigen Gebäudebestands in Europa Marktteilnehmer schätzen die Kosten für die geforderten Sanierungen auf 181 bis 261 Milliarden Euro allein in Deutschland. Quelle:RatderEuropäischenUnion,2022 75 % der bestehenden Gebäude sind nicht energieeffizient und müssen im großen Maßstab energetisch renoviert werden. + geringer Energieverbrauch + grünere Energie Emissions- senkungen = » Installieren wir eine Solaranlage, könnte die Finanzverwaltung es für eine Projekt- entwicklung halten. « Thomas Böcher, Paribus SACHWERTE Energieeffizienz 230 fondsprofessionell.de 2/2023 FOTO: © PARIBUS
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