FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

werden müsste. In der Ertragsabrechnung muss der Versicherer die Kickbacks aber verbuchen. Er rechnet sie unter dem Posten „Übriges Kostenergebnis“gegen die kalkulierten Kosten auf. Fallen diese da- durch niedriger aus, ergibt sich ein Über- schuss. 50 Prozent davon muss der Ver- sicherer an seine Kunden weitergeben. Wer gibt wie viel weiter? Nur gegenüber der Ba n müssen Versi- cherer die Höhe der Kickbacks o"enlegen. Umso erfreulicher, dass in der Assekurata- Studie nun besagte 13 Versicherer Transpa- renz zeigen. Einige erhalten demnach kei- ne Kickbacks (Ö"entliche Oldenburg, Huk-Coburg, VRK). Andere Gesellschaften, die im Schnitt bis 0,52 Prozent des angeleg- ten Fondsvolumens als Rückvergütung be- kommen, geben sie vollständig an die Kun- den weiter, die Inter zu 90 Prozent (siehe Gra k vorige Seite). Andere geben Span- nen zwischen Minimal- und Maximalrück- vergütung an. Die Allianz nennt zwar gar keine Werte, reicht aber nach eigener Aus- sage über die Überschussbeteiligung alles an die Kunden weiter. Die Bayern-Versiche- rung aus dem VKB-Konzern bekommt maximal 0,4 Prozent. Sie o"enbart nicht, welchen Anteil davon sie an ihre Kunden durchreicht.Die Hanse-Merkur, die bis zu 0,6 Prozent erhält, gibt die Kickbacks eigenen Angaben zufolge abzüglich 0,1 Prozentpunkte an die Policen- inhaber weiter. Der HDI macht keine Angaben zu den Rückvergütungen aus seinen drei Wertsicherungsfonds der gemanagten Portfolios und wurde von Assekurata daher nicht in der Gra k aufgeführt. Laut HDI würden die Kick- backs jedoch vollständig re- investiert und damit indirekt an die Kunden weitergegeben. Unterm Strich gilt wohl wei- terhin die Einschätzung von Lars Heermann, der bereits ein Jahr zuvor geurteilt hatte: „Die Rückvergütungen bei Fondspolicen sind immer noch eine Art Blackbox.“Man müsse nun Bestrebungen auf EU-Ebene abwarten, die auf höhere Kostentransparenz abzielen. Dazu hat die EU-Versicherungsaufsicht Eiopa eine Kon- sultation gestartet. Änderungen zum Aus- weis von Rückvergütungen sind nicht aus- geschlossen. Auch wenn die Transparenz nicht per- fekt ist – zu den E"ektivkosten kann Asse- kurata immerhin konkrete Zahlen nennen. Bei Fondspolicen mit Garantien liegen sie der Ratingagentur zufolge im Schnitt bei 1,21 Prozent, die Spanne reicht von 0,57 Prozent (Europa) bis 2,17 Prozent (Swiss Life). Zum Vergleich: Indexpolicen kosten im Schnitt 1,37 Prozent, Klassik-Policen kommen auf 0,94 Prozent, Neue-Klassik- Tarife auf 1,07 Prozent. Performancehebel Der Renditehebel ist bei Fondspolicen ohne Garantien naturgemäß deutlich hö- her als bei denen mit Garantie. „Bei stati- schen Hybriden und einem Rechnungs- zins nahe null bedeutet ein Prozentpunkt weniger Garantie ungefähr einen Prozent- punkt mehr Fondsanlage“, hat Jochen Ruß ausgerechnet. „Bei dynamischen Hybriden bringt es etwa fünf Prozentpunkte mehr Fondsanlage“, so der Geschäfts- führer des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften. Jörg Finsinger, Professor an der Universität Wien, weist da- rauf hin, dass die Kosten zwar bedeutsam sind, die Rendite aber deutlich wichtiger. Seinen Berechnungen zufolge würde eine zusätzliche Rendite von 0,3 Prozentpunkten im Jahr bei längeren Laufzeiten ausrei- chen, um selbst fünf Prozent höhere Kosten zu kompen- sieren. Damit sei die Rendite unterm Strich wesentlich rele- vanter als die prozentuale Kos- tenbelastung. DETLEF POHL FP » Bei statischen Hybriden und einem Rechnungs- zins nahe null bedeutet ein Prozentpunkt weni- ger Garantie ungefähr einen Prozentpunkt mehr Fondsanlage. « Jochen Ruß, Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften Veritabler Boom Zahl neuer Fondspolicen* Fondspolicen erfreuen sich nach langer Stagnation neuer Beliebtheit. Zahlen für das Jahr 2022 liegen noch nicht vor. *eingelösterNeuzugang insgesamt | Quelle:GDV 0 100.000 200.000 300.000 400.000 500.000 600.000 2021 2020 2019 2018 2017 Rentenversicherungen Kapitalversicherungen FONDS & VERSICHERUNG Fondspolicen 276 fondsprofessionell.de 2/2023 FOTO: © IFA | INSTITUT FÜR FINANZ- UND AKTUARWISSENSCHAFTEN

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