FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

Heftige Einschläge Indexpolicen zählten einst zu den Lieblingskindern von Versicherern und Beratern. Doch nach einer langen Phase niedriger Zinsen und den Nullrunden im Jahr 2022 hat sich das vorerst geändert. S teife Brise, Sturm oder Orkan: Wind- stärken werden bekanntlich anhand der Beaufortskala gemessen und in 13 Stu- fen von null bis zwölf unterteilt. Für Gewit- ter gibt es keine Skala, um sie nach Stärke zu unterscheiden. Doch auch sie variieren in ihrer Intensität vom leichten Sommer- tief bis zum handfesten Unwetter mit gefährlichen Blitzeinschlägen. Für die Inhaber von Indexpolicen war das Börsenjahr 2022 alles andere als ein Wetterleuchten in der Ferne. Der Absturz an den Märkten bescherte ihnen stattdes- sen heftige Einschläge. Die Einbrüche konnten sie, anders als mancher Privatanle- ger mit Fonds oder fondsgebundenen Ver- sicherungen im Depot, oft nicht mehr he- rausholen. Nullrunden waren die Folge. Zudem sind Indexpolicen äußerst erklä- rungsbedürftige Produkte, die mit klassi- schen Lebensversicherungen vor allem eines verbindet: Sie haben unter dem jah- relangen Niedrigzinsniveau gelitten. Zwar sind die Zinsen 2022 erstmals wieder ge- stiegen, doch auf die Überschussdeklaratio- nen der Anbieter hat sich dies noch nicht ausgewirkt. So überrascht es alles in allem nicht, dass Indexpolicen bei Beratern und Kunden derzeit keinen allzu großen An- klang nden.Und sogar die Anbieter selbst schenkten den Produkten zuletzt kaum Aufmerksamkeit. 16 Tarife unter der Lupe FONDS professionell hat zum siebenten Mal die wesentlichen Merkmale der zum Neugeschäft angebotenen Indexpolicen unter die Lupe genommen (siehe Tabellen ab der nächsten Seite). Wie in der Analyse für das Vorjahr 2021 waren auch 2022 16 Anbieter am Markt. Kein Unternehmen hat sich aus dem Geschäft mit Indexpoli- cen zurückgezogen, es ist aber auch keines hinzugekommen. Im Vergleich zu der Dekade zuvor, als ein Versicherer nach dem anderen eine indexgebundene Police an den Markt brachte, ist das eine echte Trendumkehr. Gegenüber den beiden vergangenen Jah- ren fällt zudem deutlich ins Auge, dass die Policenanbieter bei ihren bestehenden Indexprodukten keine gravierenden Ände- rungen mehr vorgenommen haben – und dazu dürfte es vorerst auch nicht kommen. „Indexpolicen haben sich als Produktart am Markt zwar etabliert“, sagt Michael Hauer, Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP). Dies zeigten die Befragungen, die das IVFP all- jährlich vornimmt. So ergab die jüngste Umfrage, dass noch immer etwa zwei Drit- tel aller teilnehmenden Vermittler regel- mäßig zu Indexpolicen beraten. „Fonds- gebundene Policen, vor allem solche ohne Garantien, stehen aber im Vordergrund“, weiß Hauer. „Bei Indexpolicen ist die Bera- tungshäu gkeit verglichen mit 2021 noch weiter zurückgegangen“, sagt er. Angesichts der spärlichen Erträge von Policen, deren Indexjahr 2022 endete, über- rascht das abnehmende Interesse nicht. Gutschriften aus der Indexbeteiligung waren zuletzt eher die Ausnahme, wie eine aktuelle Untersuchung des IVFP zeigt. Im Schnitt lag die Rendite bei gerade mal einem Prozent. „In den allermeisten Fällen mussten sich die Kunden mit einer Null- runde begnügen“, erklärt Hauer. Dabei Starkes Gewitter mit bizarren Blitzen: Auch an den Börsen kommt es zuweilen zu Unwettern, die schnell die Renditen verhageln. Im Jahr 2022 trafen die Einschläge Inhaber von Indexpolicen richtig hart. FONDS & VERSICHERUNG Indexpolicen 280 fondsprofessionell.de 2/2023 FOTO: © MURATART | STOCK.ADOBE.COM

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